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Dermatologie

Geschätzte 1,5 Millionen Menschen aller Altersstufen leiden in Deutschland an Alopecia areata (AA) – entzündlich bedingtem, nicht vernarbendem Haarausfall. Dabei kann sich der Haarausfall nur auf kleine Bereiche der Kopfhaut beschränken. In schweren Fällen führt er auch zu einem Verlust von Wimpern und Barthaaren und selten auch zum Verlust der vollständigen Körperbehaarung.

Die Ursachen der Alopecia areata sind multifaktoriell

Die genauen Ursachen der AA sind noch nicht ganz geklärt. Die Wissenschaft geht von einer Autoimmunerkrankung aus, an der sowohl genetische als auch Umweltfaktoren beteiligt zu sein scheinen. Die Erkrankung kann mit psychischen Komorbiditäten (z. B. Angsterkrankungen oder Depressionen), weiteren Autoimmunerkrankungen (z. B. Colitis ulcerosa oder rheumatoide Arthritis) oder anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen (z. B. atopische Dermatitis) einhergehen.

Ein Team von Wissenschaftlern um Arash Mostaghimi vom Brigham and Women’s Hospital der Harvard University Boston hat in einer Studie untersucht, wie hoch die Risiken sind, nach der Erstdiagnose von AA eine weitere Autoimmunerkrankung oder eine psychische Störung zu entwickeln. Die Ergebnisse hat das Fachmagazin „JAMA Dermatology“ veröffentlicht.

Studie untersucht die Inzidenz von Komorbiditäten

Für die retrospektive Kohortenstudie analysierten Wissenschaftler Daten von 63.384 Patienten mit AA und 3.309.107 Kontrollpersonen ohne AA im Alter von 12 bis 64 Jahren, die zwischen 2007 und 2023 von den Merative MarketScan Forschungsdatenbanken gesammelt wurden. Schon zum Zeitpunkt der Diagnosestellung der AA litten 30,9 Prozent der Patienten an einer psychiatrischen Erkrankung, vor allem an Angst- und Schlafstörungen sowie Depressionen. In der Kontrollgruppe waren es nur 26,8 Prozent .

Um nur neu aufgetretene Komorbiditäten zu berücksichtigen, wurden Teilnehmer ausgeschlossen, die ein Jahr vor Beginn des Untersuchungszeitraums eine psychiatrische Erkrankung, eine Autoimmunerkrankung oder eine andere immunvermittelte, inflammatorische Erkrankung hatten. In der Studiengruppe waren letztendlich 16.512 Patienten mit AA und 66.048 Personen ohne AA, ähnlichen Geschlechts, Alters und geographischer Region. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 36,9 Jahre und der Anteil an Frauen und Männern war ausgeglichen.

Patienten mit Alopecia areata entwickeln häufiger Ängste und Schlafstörungen

Die Ergebnisse der Studie nach einem 12-monatigen Nachbeobachtungszeitraum:

  • Insgesamt betrug die Inzidenz für psychiatrische Erkrankungen bei den AA-Patienten 10,2 Prozent gegenüber 6,8 Prozent in der Kontrollgruppe.

  • Ängste waren dabei die häufigste Diagnose in beiden Gruppen (4,0 versus 2,6 Prozent), gefolgt von Schlafstörungen (2,6 versus 1,7 Prozent). Außerdem traten bei AA-Patienten häufiger Depressionen und Substanzmissbrauch oder -abhängigkeit auf.

  • Die AA-Patienten entwickelten in der Nachbeobachtungszeit auch deutlich häufiger eine Autoimmunerkrankung oder immunvermittelte Erkrankung als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. In der AA-Gruppe waren es 6,2 Prozent, während es in der Kontrollgruppe nur 1,5 Prozent waren.

  • Am häufigsten wurde bei den AA-Patienten Neurodermitis (2,2 Prozent) diagnostiziert, gefolgt von Vitiligo (1 Prozent), Psoriasis (0,9 Prozent) und systemischem Lupus erythematodes (0,6 Prozent).

Die Studienautoren empfehlen „eine regelmäßige Überwachung von Patienten mit AA, insbesondere derjenigen mit einem Risiko für die Entwicklung von Komorbiditäten“. Das könnte dazu beitragen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

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