Stress in der Schwangerschaft erhöht Neurodermitis-Risiko
Constanze PolenzEine chinesische Metaanalyse hat Zusammenhänge zwischen Stress und psychischen Erkrankungen von Müttern während Schwangerschaft und Geburt sowie der Entstehung von Neurodermitis bei Kindern untersucht.
In den letzten Jahren ist die Prävalenz für atopische Dermatitis bei Kindern stetig gestiegen. Die Ätiologie dieser Erkrankung ist immer noch nicht ganz erforscht. Genetische Faktoren, Immunreaktionen und Umwelteinflüsse sind an der Entwicklung beteiligt. Verschiedene frühere Studienergebnisse legen einen Zusammenhang zwischen Stress, Ängsten und Depressionen in der Schwangerschaft und einem erhöhten Neurodermitis-Risiko der Kinder nahe. Ein Forscherteam um Yuan Ai von der Abteilung für Pädiatrie am West China Second University Hospital der Sichuan-Universität in Chengdu hat diesen Zusammenhang in einer Metaanalyse systematisch überprüft. Das Fachmagazin „Clinical and Translational Allergy“ hat die Ergebnisse veröffentlicht.
Auswirkungen von väterlichem Stress auf das Neurodermitis-Risiko ist kaum untersucht
Die Wissenschaftler schlossen 21 Kohortenstudien und eine Fall-Kontroll-Studie aus verschiedenen Kontinenten in ihre Analyse ein. In den Studien überprüften sie das Auftreten von atopischer Dermatitis bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr und mütterlichem Stress während der Schwangerschaft, mütterlicher Angst oder Depression und belastenden Ereignissen nach der Geburt. Nur zwei der Studien hatten sich auch mit väterlichem Stress und der Entwicklung von Neurodermitis bei ihren Kindern beschäftigt.
Kritische Lebensereignisse können zu Atopischer Dermatitis führen
Das sind die Ergebnisse der Metaanalyse:
Hatten Mütter Stress oder Sorgen während der Schwangerschaft oder auch zusätzlich Stress nach der Entbindung, so hatten ihre Babies ein höheres Risiko eine atopische Dermatitis zu entwickeln als Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft entspannt waren.
Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft oder nach der Geburt Angsterkrankungen hatten, hatten ebenfalls ein höheres Risiko, an atopischem Ekzem zu erkranken.
Auch wenn Mütter in der Schwangerschaft an Depressionen litten, führte das zu einem höheren Neurodermitis-Risiko bei ihren Kindern. Während postpartale Depressionen das Risiko nicht erhöhten.
Das höchste Risiko eine atopische Dermatitis zu entwickeln, hatten Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft oder nach der Geburt ein schwerwiegendes, belastendes Ereignis erlebten. Zu diesen Ereignissen zählten zum Beispiel der Verlust des Jobs, finanzielle Notlagen, eine Scheidung oder der Tod eines nahen Familienangehörigen.
Die Metaanalyse zeigt einen Zusammenhang zwischen psychosozialem Stress von Müttern während der Schwangerschaft und nach der Geburt und der Entwicklung von Neurodermitis bei ihren Kindern. Die genauen Pathomechanismen sind allerdings nicht bekannt. „Die Kernhypothese ist jedoch der Zusammenhang zwischen Stress und dem Immunsystem“, so die Studienautoren. „Die Erforschung der zugrunde liegenden Mechanismen dieser Zusammenhänge könnte eine neue Richtung für die Behandlung atopischer Dermatitis eröffnen.“
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