Studie zur Terminvergabe und Erreichbarkeit bei Fachärzten
Marzena SickingPrivatpatienten werden bei der Terminvergabe bevorzugt - das bestätigt zumindest eine Studie der PKV Welt, bei der 125 Facharztpraxen im Raum Bielefeld wegen eines Termins angefragt wurden.
Die Ungleichbehandlung zwischen gesetzlichen und privaten Patienten in Deutschlands Facharztpraxen nimmt weiter zu. Eine aktuelle Studie der PKV-Welt zur Terminvergabe bei Fachärzten bestätigt die deutlichen Unterschiede: Privatpatienten erhalten demnach in 25 Prozent der Fälle schneller einen Termin und profitieren zudem von besserer Erreichbarkeit und Exklusivterminen der Arztpraxen.
Viele Praxen bieten exklusive Rufnummern oder gesonderte Sprechstunden für Privatversicherte an, was diesen den Zugang zur medizinischen Versorgung erleichtert. Gleichzeitig müssen gesetzlich Versicherte in einigen Fachbereichen lange Wartezeiten in Kauf nehmen oder haben Schwierigkeiten, überhaupt einen Termin zu bekommen. Die Studie wurde zwar nur im Raum Bielefeld durchgeführt, dürfte aber exemplarisch für die bundesweite Situation bei der Terminvergabe sein.
Methodik der Studie
Insgesamt wurden 125 Facharztpraxen (Zahnmedizin, Orthopädie, HNO und Dermatologie) im Raum Bielefeld zufällig ausgewählt und telefonisch kontaktiert. Es wurde ein “nicht dringender” Behandlungsgrund gewählt. Im Anschluss erfolgte die Bitte auf einen früheren Termin, mit explizitem Hinweis auf die private Krankenversicherung.
Erfasst wurden sowohl die Verfügbarkeit von Terminen und die Wartezeit im Vergleich zwischen PKV- und GKV-Patienten, der Zeitpunkt des nächsten freien Termins als auch spezielle Angebote für Privatversicherte wie exklusive Sprechstunden oder Rufnummern.
Die Ergebnisse nach Fachrichtungen
Zahnärzte: Bei der Terminvergabe in den kontaktierten Zahnarztpraxen konnten keine großen Unterschiede festgestellt werden. Gesetzlich Versicherte erhielten in der Regel genauso schnell einen Termin wie Privatversicherte.
Orthopäden: Deutliche Unterschiede wurden bei den Orthopäden festgestellt: Privatversicherte erhielten in den meisten Fällen schneller einen Termin, zum Teil mehrere Wochen früher als der gesetzlich Versicherte. Zudem boten viele Orthopäden gesonderte Privatsprechstunden an.
HNO-Ärzte: Von den kontaktierten HNO-Praxen waren nur wenige bereit, neuen Patienten überhaupt einen Termin zu geben. Privatversicherte konnten in Einzelfällen aber einen früheren Termin erhalten.
Dermatologen: Viele der in der Stichprobe kontaktierten Hautarztpraxen verweigerten die Annahme neuer Patienten, insbesondere gesetzlich Versicherte wurden abgelehnt. So war bei keiner der Praxen, die noch Neupatienten aufnehmen, ein Termin für gesetzlich Versicherte möglich. Einige Praxen gaben an, nur noch Privatversicherte oder Selbstzahler aufzunehmen, diese wurden jedoch nicht kontaktiert.
Insgesamt erschien den Verantwortlichen der Studie das Angebot an Fachärzten in der Region Bielefeld und Umgebung eher heikel, was die Wartezeiten für alle Patienten in dieser Region zusätzlich verlängert. Die Ergebnisse der Studie werden allerdings auch von anderen Statistiken untermauert: So warten laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) gesetzlich Versicherte durchschnittlich 25 Tage auf einen Facharzttermin, während Privatversicherte bereits nach durchschnittlich 12 Tagen einen Termin erhalten. Auch liegt die Zahl der reinen Privatpraxen in einigen deutschen Städten bereits bei 10 %. In einigen Bereichen (Dermatologie, Orthopädie)dürfte der Anteil deutschlandweit inzwischen noch höher liegen.
Quelle:Terminvergabe bei Fachärzten: Studie in Bielefeld & Hintergründe - PKV Welt (pkv-welt.de)