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Onkologie

Immuntherapien sind in der Onkologie auf dem Vormarsch. Die CAR-T-Zell-Therapie ist eine davon. Mit ihr lassen sich bestimmte Leukämien und Lymphome erfolgreich behandeln. Ende 2023 hat die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) eine Warnung zur CAR-T-Zell-Therapie herausgegeben. Berichten zufolge hatten Patienten nach einer Behandlung mit Car-T-Zellen sekundäre T-Zell-Malignome entwickelt, unter anderem CAR-positive-Lymphome. Die FDA empfiehlt, bei Patienten nach CAR-T-Zell-Therapie die Neubildung von Krebserkrankungen lebenslang zu überwachen.

Nur 6,5 Prozent entwickeln sekundäre Neubildungen nach CAR-T-Zell-Therapie

Forscher der medizinischen Universität Stanford haben daraufhin die Erfahrungen ihrer Klinik mit der CAR-T-Zell-Therapie genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse der Studie hat das „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. Die Wissenschaftler integrierten in ihre Analyse 724 Patienten, die zwischen 2016 und 2024 mit einer CAR-T-Zell-Therapie behandelt und im Durchschnitt 15 Monate nachbeobachtet wurden. Innerhalb von drei Jahren nach Behandlung kam es nur selten zu hämatologischen Neuerkrankungen. Insgesamt fanden die Forscher in dieser Zeit 25 sekundäre Neoplasien. Das entspricht 6,5 Prozent. Damit ist das Risiko in etwa ebenso hoch wie nach einer autologen Stammzelltransplantation.

Bei einer Patientin, deren diffus großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) mit einer Anti-CD19-CAR-T-Zell-Therapie behandelt worden war, entwickelte sich ein sekundäres T-Zell-Lymphom, an dem sie nach zwei Monaten verstarb. Um diesen Fall zu verstehen, haben die Forscher bei allen 724 Teilnehmern genetische, zelluläre und molekulare Analysen der Tumore, der eingebrachten CAR-T-Zellen und der gesunden Zellen vor und nach der Therapie durchgeführt und sie miteinander verglichen.

Immunsuppression könnte Ursache für Sekundärtumor nach CAR-T-Zell-Therapies sein

Folgende Ergebnisse haben die Analysen ergeben:

  • Die T-Zellen des Sekundärtumors der betroffenen Patientin waren sowohl auf genetischer als auch molekularer Ebene nicht identisch mit den T-Zellen, die die Patientin bei der CAR-T-Zell-Therapie erhalten hatte.

  • In beiden Lymphomen konnte das Eppstein-Barr-Virus nachgewiesen werden, das zu Tumoren führen kann.

Die Forscher vermuten, dass eine kleine Anzahl Zellen des sekundären Lymphoms bereits vor der CAR-T-Zell-Therapie im Körper der Patientin vorhanden waren. Die behandlungsbedingte Immunsuppression könnte dazu geführt haben, dass sie sich rapide vermehrt haben. Es könnte auch eine Nebenwirkung der Therapie sein. „Diese Ergebnisse könnten Forschern helfen, sich auf die Immunsuppression zu konzentrieren, die der CAR-T-Zelltherapie vorausgehen kann und oft auch folgt“, sagt David Miklos, MD, PhD, Professor der Medizin und Leiter der Abteilung für Knochenmarktransplantation und Zelltherapie der Stanford University.

Quelle:

Stellungnahme der FDA zur CAR-T-Zell-Therapie

Studie zum Risiko für Sekundärkarzinome nach CAR-T-Zell-Therapie