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Diabetologie

Gewicht zu verlieren, zählt zu den Hauptgründen, warum Menschen fasten. Dabei sind aktuell insbesondere Low-Carb-Diäten (LCD) und Intervallfasten populär. Worauf zu achten ist, wenn Menschen mit Diabetes fasten wollen, erklärte apl. Prof. Thomas Skurk, Leiter der Core Facility Humanstudien am ZIEL – Institute for Food and Health der TUM School of Life Sciences in München, in einer Online-Pressekonferenz im Vorfeld des Diabetes-Kongresses.

Low-Carb-Diäten

Eine LCD sieht vor, dass Kohlenhydrate weniger als 26 Prozent der aufgenommenen Gesamtenergie ausmachen, was in etwa einer täglichen Aufnahme von weniger als 130 Gramm entspricht. Diese Ernährungsweise ruft eine ketogene Stoffwechsellage hervor. „Durch einen geringeren Insulinbedarf steigen die Lipolyse, Beta-Oxidation und die Ketonkörperproduktion. Für höhere Ketonkörperspiegel wurde vereinzelt gezeigt, dass diese den Appetit vermindern und die Insulinsensitivität fördern können“, so Skurk. Daten dazu würden jedoch meist vom nicht insulinpflichtigen Typ-2-Diabetes und von Adipositas stammen und seien nicht auf der Grundlage eines insulinpflichtigen Diabetes erhoben, insbesondere nicht bei Typ-1-Diabetes. Folglich bestehe die Gefahr einer diabetischen Ketoazidose, die unter diesen Bedingungen bereits mehrfach beschrieben wurde.

Buchinger-Fasten

Anders sieht es aus bei Diäten mit zeitlich begrenztem Verzicht auf Nahrung. So scheint eine Fastenperiode über 25 Stunden auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes sicher zu sein, wenn eine Überwachung mittels kontinuierlicher Glukosemessung erfolgt oder die Betroffenen eine gute Wahrnehmung für Hypoglykämien haben. Darüber hinaus schätzen Experten das Risiko einer diabetischen Ketoazidose bei Fastenperioden über mindestens sieben Tage, wie zum Beispiel beim Buchinger-Fasten, als „geringer als erwartet“ ein.

Intervall-Fasten

Nach Ansicht von Skurk bieten sich für das Fasten Methoden an, die auf konstanten, vorhersehbaren Bedingungen beruhen und eine strukturierte Nahrungsaufnahme erlauben. Als Beispiel führte er das 16/8-Fasten an, bei dem Lebensmittel in einem Zeitfenster von acht Stunden verzehrt werden. Diese Methode sei mit modernen Insulinen gut kontrollierbar und könne auch über lange Zeit durchgehalten werden. Insbesondere in der Ein- oder Umstellungsphase sei ein vermehrtes Augenmerk auf die Ernährungs- und Insulinpläne zu werfen und über die möglichen Konsequenzen aufzuklären. „Insgesamt gilt es, beim Fastenthema hellhörig zu werden und genau den Modus Operandi zu definieren, um eine gute Therapieplanung machen zu können“, resümierte Skurk.

Diabetes und Ramadan

Aufgrund ihrer chronischen Erkrankung sind Menschen mit Diabetes mellitus auch gemäß Koran nicht dazu verpflichtet, an Ramadan zu fasten. Um ihrer Glaubensverpflichtung trotzdem nachzukommen, können sie beispielsweise stattdessen täglich einen Armen speisen oder Bedürftigen Geld spenden.

Quelle:

Online-Pressekonferenz im Vorfeld des Diabetes Kongresses 2024, 58. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 23. April 2024

www.diabetesde.org