Organspende 2024: Universitätsklinikum Dresden mit höchster Spenderzahl
Marzena Sicking2024 verzeichnete das Universitätsklinikum Dresden die meisten Organspenden in Deutschland. Wie das digitale Screening-Tool DETECT dazu beiträgt, erfahren Sie hier.
9.000 Patientinnen und Patienten warten in Deutschland auf ein Spenderorgan, die meisten von ihnen auf eine Niere. Die Gesamtzahl der transplantierten Organe betrug 2024 insgesamt 2.854. Dazu gehören 1.391 Nieren, 785 Lebern, 315 Herzen, 290 Lungen, 71 Bauchspeicheldrüsen und zwei Därme.
Es könnten deutlich mehr sein, doch die Organspendezahlen in Deutschland stagnieren auf niedrigem Niveau. Hier sticht das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden heraus: Mit 21 realisierten Organspenden im Jahr 2024 führt es die bundesweite Statistik an. Ein wichtiger Faktor für diesen Erfolg ist das digitale Screening-Tool DETECT, das die frühzeitige Identifikation potenzieller Organspenderinnen und -spender ermöglicht und bereits in über 100 Kliniken implementiert wurde.
DETECT: Digitale Unterstützung für die Organspende
Das am Universitätsklinikum Dresden entwickelte Screening-Tool DETECT spielt demnach eine entscheidende Rolle bei der Erhöhung der Organspendezahlen. Es analysiert kontinuierlich erfasste Vitalparameter intensivmedizinisch betreuter Patientinnen und Patienten in der elektronischen Patientenakte und setzt diese in den Kontext eines potenziellen irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (IHA). Sobald bestimmte Kriterien erfüllt sind, erhält der Transplantationsbeauftragte eine automatische Benachrichtigung, sodass frühzeitig eine strukturierte Evaluation der Patientin oder des Patienten erfolgen kann.
DETECT ermöglicht eine frühzeitige Identifikation potenzieller Spenderinnen und Spender. Es sorgt für strukturierte und transparente Abläufe für Transplantationsbeauftragte und reduziert Unschärfen in der klinischen Beurteilung. Mittlerweile wurde das Tool in über 100 Kliniken deutschlandweit implementiert oder dessen Einführung beschlossen. Prof. Uwe Platzbecker vom Universitätsklinikum Dresden betont die Relevanz digitaler Unterstützung. DETECT sei ein Paradebeispiel für den sinnvollen Einsatz digitaler Tools in der Medizin. Es verbessere die Identifikation von Organspenderinnen und -spendern erheblich und erleichtere medizinische Entscheidungsprozesse.
Dresden als Vorreiter: Bilanz und Ausblick
Am Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Dresden werden Nieren- sowie kombinierte Pankreas-Nieren-Transplantationen durchgeführt. Die Klinik für Urologie verantwortete 2024 insgesamt 51 Nierentransplantationen. Darunter waren zehn Lebendnierenspenden und eine kombinierte Pankreas-Nieren-Transplantation. Dr. Anne Trabitzsch, Transplantationsbeauftragte des Klinikums, sieht trotz der positiven Entwicklung weiterhin Handlungsbedarf. Auch wenn deutschlandweit die meisten Organspenden identifiziert werden konnten, bleibe die Bereitschaft zur Organspende zu gering. Viele Menschen warten nach wie vor viel zu lange auf ein Spenderorgan.
Zukunft der Organspende: Digitalisierung als Chance
Die Einführung von DETECT in immer mehr Kliniken zeigt, wie technologische Unterstützung zur Verbesserung der Organspendezahlen beitragen kann. Doch neben digitalen Lösungen braucht es eine gesellschaftliche Debatte über Organspende, um langfristig höhere Spendenraten zu erreichen, hier sind sich alle Experten einig. Nur durch eine Kombination aus besserer Identifikation, medizinischem Fortschritt und breiter Aufklärung könne die Organspende in Deutschland auf ein Niveau gebracht werden, das den tatsächlichen Bedarf deckt. Wie die aktuellen Zahlen zeigen, ist man von diesem Ziel allerdings noch sehr weit entfernt.
Weitere Informationen zu DETECT finden Sie unter: www.detect-iha.de. Die vollständige Bilanz der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) für 2024 ist hier abrufbar: www.dso.de.
FAQ: Wichtige Fragen zur Organspende in Deutschland
1. Wie ist die Organspende in Deutschland geregelt?
In Deutschland gilt das Entscheidungsmodell. Das bedeutet, dass eine Organspende nur mit ausdrücklicher Zustimmung der verstorbenen Person oder ihrer Angehörigen erfolgen kann. In anderen Ländern wie Spanien oder Österreich gilt die Widerspruchslösung – dort wird jede Person automatisch als Organspender registriert, sofern sie nicht aktiv widerspricht.
2. Wer kann Organe spenden?
Jede Person kann Organe spenden, wenn sie entweder zu Lebzeiten einer Spende zugestimmt hat oder die Angehörigen im Sinne der verstorbenen Person entscheiden. Ein Organspendeausweis oder eine entsprechende Patientenverfügung erleichtert die Entscheidungsfindung.
3. Welche Organe können gespendet werden?
Neben den häufig transplantierten Organen Niere, Leber, Herz und Lunge können auch Bauchspeicheldrüsen, Därme und Gewebe gespendet werden. Besonders Nierenspenden sind gefragt, da sie am häufigsten benötigt werden.
4. Wie läuft eine Organspende medizinisch ab?
Nach der Diagnose eines irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (Hirntod) prüfen Spezialisten, ob die Organe für eine Spende infrage kommen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) koordiniert den Ablauf, und die Vermittlung der Organe erfolgt über Eurotransplant, eine internationale Organisation zur Organvergabe.
5. Warum ist die Organspendebereitschaft in Deutschland so gering?
Viele Menschen haben Bedenken oder Unsicherheiten, auch weil sie sich nicht ausreichend informiert fühlen. Ein weiteres Hindernis ist das Entscheidungsmodell, da viele keine aktive Zustimmung zur Spende abgeben. Länder mit einer Widerspruchsregelung verzeichnen deutlich höhere Organspendezahlen.
6. Gibt es neue medizinische Entwicklungen in der Organspende?
Ja, mehrere Forschungsfelder treiben die Organspende voran:
Künstliche Organerhaltung verlängert die Haltbarkeit gespendeter Organe.
KI-gestützte Matching-Algorithmen verbessern die Zuteilung von Organen.
Xenotransplantation (z. B. Schweineorgane für Menschen) wird als Alternative erforscht.
7. Wo kann ich mich über Organspende informieren und einen Organspendeausweis beantragen?
Detaillierte Informationen bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter www.organspende-info.de. Einen Organspendeausweis können Sie dort kostenlos anfordern oder digital ausfüllen.