Mangelhafte Prävention: Was Ärztinnen und Ärzte jetzt tun können
Deborah WeinbuchErnährungsberatung, Sportangebote, Stressbewältigung: Es gibt viele Möglichkeiten, die Gesundheit von Menschen nachhaltig zu verbessern und Krankheiten zu verhindern. Wie Ärztinnen und Ärzte ihren Beitrag dazu leisten können.
Mehr als die Hälfte der niedergelassenen Haus- und Fachärzte halten den aktuellen Stand der Prävention in Deutschland für schlecht (48,8 %) oder sogar sehr schlecht (6,5 %). Das geht aus einer aktuellen Erhebung der Stiftung Gesundheit hervor.Doch was muss geschehen, damit sich dieser Befund verbessert? Hier sehen die Befragten vor allem Schulen, aber auch die Patienten und sich selbst in der Verantwortung: Die überwältigende Mehrheit – mehr als 80 Prozent – erwarten von diesen Gruppen ein sehr starkes oder eher starkes Engagement in diesem Bereich.
Ärzte informieren unterschiedlich über Präventionsmaßnahmen
Das Gros der Befragten Haus- und Fachärzte setzt dabei auf die klassische Ansprache der Patienten in der Praxis (87,9 %). Eine große Rolle spielt zudem Infomaterial im Wartezimmer (65,0 %). 62,6 Prozent der befragten Berufsträger bieten zudem Impfungen, Screenings und Disease-Management-Programme an, um einen Beitrag zur Prävention zu leisten. Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) spielen mit 38,8 Prozent eine eher untergeordnete Rolle, wenn es um das Thema Vorsorge und Gesundheitsförderung geht.
Muster 36 ist ein wichtiges Instrument für die Prävention
Mehr tun ließe sich, indem Praxischefs auch ihre Belegschaft mit ins Boot holen: Aktuell geben nur 27,1 Prozent der Befragten an, ihre Mitarbeiter gezielt darauf zu schulen, Patienten schon im Vorfeld eines Arztbesuchs auf Präventionsangebote aufmerksam zu machen.
Deutlich Luft nach oben ist auch bei Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren neu eingeführt wurden: So nutzt nur jeder fünfte Arzt das KBV-Muster 36, mit dem Ärzte seit 2017 Leistungen zur verhaltensbezogenen Prävention empfehlen können, wenn sie bei dem Patienten einen entsprechenden Bedarf feststellen.
Ziel solcher Empfehlungen ist es, verhaltensbezogene Risikofaktoren für bestimmte Erkrankungen zu senken, vor allem in den Bereichen Bewegungsgewohnheiten, Ernährung, Stressmanagement und Suchtmittelkonsum. Im Freitextfeld „Sonstiges“ sind zudem individuelle Eintragungen möglich. Weitere Vorteile dieses Verfahrens: Krankenkassen müssen eine ärztliche Präventionsempfehlung bei ihrer Leistungsentscheidung berücksichtigen. Ob sie entsprechend zertifizierte Leistungen zur verhaltensbezogenen Prävention bezuschussen oder eigene Leistungen anbieten, bleibt ihnen aber überlassen. Auch ist es Patienten möglich, ohne eine ärztliche Präventionsempfehlung Leistungen oder Zuschüsse bei der Krankenkasse zu beantragen.