»Wir sitzen in teuren Ferraris, mit denen wir nicht fahren können!«
Künstliche Intelligenz beschleunigt die medizinische Dokumentation – doch was bedeutet das für Hausarztpraxen? Warum lohnt sich digitale Selbsthilfe und wie verbessern schnell verfügbare Gesundheitsdaten die Behandlungsqualität? Darüber sprechen wir mit Dr. Johann Arens, Facharzt für Allgemeinmedizin und MVZ-Gründer in Brüggen.
jameda: Guten Morgen Herr Dr. Arens. Als Facharzt für Allgemeinmedizin haben Sie 1982 Ihre erste Hausarztpraxis gegründet; heute tragen Sie die Verantwortung für zwei Medizinische Versorgungszentren mit zwölf Ärzten und etwa 10.000 Patientenkontakten pro Quartal. Wäre diese Erfolgsgeschichte ohne Digitalisierung überhaupt möglich gewesen?
Dr. Arens: Vielmehr war sie es trotz Digitalisierung! (lacht) Ganz im Ernst: In 42 Jahren Berufserfahrung habe ich manche Fehlentwicklung miterlebt, z.B. den bis heute existierenden Flickenteppich inkompatibler IT-Systeme oder eine unnötig komplizierte Patientenkommunikation. Für eine hohe Behandlungsqualität und wirtschaftlich erfolgreiche Entscheidungen brauchen wir den Überblick auf Echtzeit-Daten zum Gesundheitsverlauf von Patienten und der Abrechnung. Dazu mussten wir uns in der Vergangenheit aber häufig selbst helfen.
jameda: Interessant! Wie funktioniert Ihr digitaler Selbsthilfe-Ansatz und was empfehlen Sie niedergelassenen Kollegen, die über die genannten Herausforderungen klagen?
Dr. Arens: Für unsere Standorte haben wir gezielt IT-Fachkräfte eingestellt, die dafür sorgen, dass Behandlungs- und Rechnungsdaten in einer zentralen Datenbank unmittelbar synchronisiert und sicher abrufbar sind. Was meine Empfehlung an niedergelassene Kollegen betrifft, so ist diese ambivalent: Zum einen müssen viele Selbstständige aus ihrem Jammerstadium herauskommen, zum anderen ist digitale Selbsthilfe für Einzelpraxen mit hohen Kosten verbunden. Wir wurden über acht Jahre von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert, aber zur Lösung der strukturellen Probleme steht die Politik in der Verantwortung.
jameda: Was fordern Sie konkret?
Dr. Arens: Lassen Sie es mich so formulieren: Wir sitzen in teuren Ferraris, die nicht fahren können! Deutschland investiert mehr in sein Gesundheitssystem als alle anderen Länder in der Europäischen Union. Auch liegen wir, was medizinische Ausstattung und Ärztedichte betrifft, über dem europäischen und dem OECD-Durchschnitt. In Bezug auf die Lebenserwartung kann davon aber keine Rede sein: Es fehlt an wirksamer Prävention und frühzeitigen Diagnosen, v.a. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.* Wir brauchen also rechtzeitig verfügbare, vollständige Gesundheitsdaten! Und das ist primär eine politische Aufgabe, wobei uns Künstliche Intelligenz heute schon unterstützen kann.
jameda: Wie unterstützt Sie Künstliche Intelligenz?
Dr. Arens: KI leistet heute einen Beitrag zur Vollständigkeit von Daten und entlastet uns von bürokratischen Aufgaben. Das gilt vor allem für die Patientendokumentation, wo wir Noa Notes von jameda nutzen. Die KI-Lösung fasst medizinische Fakten der Sprechstunde zusammen und stellt sie als Text direkt zur Verfügung, was uns im eng getakteten Behandlungsalltag unterstützt. Zuerst waren wir skeptisch, aber die Systematik und Vollständigkeit der Zusammenfassung hat uns ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Aktuell testen wir eine neue Schnittstelle zum Praxisverwaltungssystem Medical Office, in das wir unsere Gliederung der dokumentierten Gesprächsinhalte übertragen möchten.
jameda: Herr Dr. Arens, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Dr. Arens: Sehr gerne.
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Quelle:*ÄrzteZeitung (08/2023): Ärztedichte in der EU steigt seit Jahren beständig
Pharmazeutische Zeitung (11/2024): Lebenserwartung: Deutschland erstmals unter EU-Durchschnitt
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (06/2023): Lebenserwartung in Deutschlands Regionen: Viele vermeidbare Todesfälle