Melanome: Liquid Biopsy zeigt Wirksamkeit der Immuntherapie
Constanze PolenzDer Erfolg einer kombinierten Immuntherapie bei fortgeschrittenem Melanom lässt sich mittels Computertomographie/Positronen-Emissions-Tomographie (CT/PET) nach drei Monaten vorhersagen. Tübinger Forscher konnten jetzt zeigen, dass sich mittels Liquid Biopsy schon deutlich früher eine Prognose erkennen lässt.
Die Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) gewinnt bei unterschiedlichen Krebsarten zunehmend an Bedeutung. ICIs können die Immunabwehr des Körper dabei unterstützen, sich gegen Krebszellen zu wehren. Es gibt allerdings zwei Herausforderungen bei Immuntherapien. Zum einen sind sie nicht bei allen Menschen wirksam und zum anderen können sie, teils lebensbedrohliche, Nebenwirkungen hervorrufen. In diesen Fällen müssen die Patienten die Therapie abbrechen.
Immuntherapie verlängert Gesamtüberleben bei fortgeschrittenem Melanom
Bei Patienten mit metastasierten Melanomen ist eine adjuvante ICI-Behandlung in den Stadien IIB/C-IV zugelassen. Dadurch hat sich die Gesamtüberlebenszeit für viele Patienten deutlich verbessert. Die Therapie wirkt ungefähr bei der Hälfte der Patienten. Aber nur etwa ein Drittel der Patienten verträgt die kombinierte Immuntherapie auch. Die anderen können die Therapie aufgrund ihrer toxischen Nebenwirkungen nicht fortführen.
Aktuell finden Ärzte frühestens nach ungefähr drei Monaten heraus, ob die Patienten auf die ICI-Therapie ansprechen. Mithilfe eines Ganzkörper-CTs oder eines PET-CTs erstellen sie dazu ein Tumor-Staging. Diese Untersuchungen sind teuer und stehen nicht in allen Behandlungszentren zur Verfügung. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, mit der sich schon früher der Erfolg einer ICI-Behandlung oder Rückfälle beurteilen lassen, haben Ärzte der Universitätsklinik Tübingen Patienten mit fortgeschrittenem Melanom mittels Liquid Biopsy untersucht. Die Studie fand unter Federführung von Prof. Andrea Forschner, Leiterin der Melanomambulanz der Universitäts-Hautklinik, und Dr. Christoph Schroeder vom Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik statt. Das Fachmagazin „Nature communications“ hat ihre Ergebnisse veröffentlicht.
Liquid Biopsy wird bei Lungen- und Brustkrebs bereits eingesetzt
Bei einer Flüssigbiopsie, die im eigentlichen Sinne keine Biopsie ist, wird das Blut der Patienten auf zirkulierende Tumor-DNA (circulating tumor DNA - ctDNA) untersucht. Sowohl bei Mammakarzinomen als auch bei Lungenkarzinomen ist dieses Verfahren bereits im Einsatz. Damit können Ärzte feststellen, ob die ctDNA zu- oder abnimmt.
Die Tübinger Forscher haben in ihre Studie 87 Patienten im Stadium III und IV eingeschlossen, die entweder adjuvant oder palliativ eine kombinierte ICI-Therapie erhielten. Die Teilnehmer erhielten vor der Therapie und nach zwölf Wochen ein CT/PET. Flüssigbiopsien und Blutuntersuchungen auf die Biomarker S100 und Laktatdehydrogenase (LDH) wurden zum selben Zeitpunkt durchgeführt sowie während und nach der Therapie. Erstmalig nach drei Wochen. In den Flüssigbiopsien analysierten die Forscher 30 verschiedene genetische Tumorveränderungen.
Melanom Patienten könnten von Liquid Biopsy profitieren
In der Studie korrelierten die Ergebnisse der Bildgebung mit den Ergebnissen der Flüssigbiopsien. Mithilfe der Liquid Biopsy war es möglich, ein Ansprechen auf die Immuntherapie schon deutlich früher vorherzusagen als mit CT/PET. Davon können Patienten, die an Nebenwirkungen leiden und nicht auf die Therapie reagieren, profitieren und frühzeitig eine andere Therapie erhalten.
Da eine Flüssigbiopsie deutlich günstiger als CT/PET ist, wäre es möglich, sie häufiger zu wiederholen, um den Verlauf der Therapie zu verfolgen und Rezidive frühzeitig zu erkennen. Laut der Studienautoren könnte sie die Bildgebung ergänzen. „Patienten könnte durch den Bluttest zukünftig eine eng getaktete radiologische Diagnostik erspart werden, bei auffälligen Liquid Biopsies könnte frühzeitig eine radiologische Diagnostik angeboten werden“, so die Forscher. Aktuell erstattet die Krankenkasse diese Untersuchung bei Melanomen allerdings noch nicht.
Quelle:Informationen des Krebsinformationsdienstes zur Liquid Biopsy