Mit Künstlicher Intelligenz zur besseren Hautkrebsdiagnostik?
Heiko FeketeBei digitalen Anwendungen zur hautärztlichen Versorgung gelten Dermatologinnen und Dermatologen als sehr aufgeschlossen. Auch Krankheiten wie Hautkrebs können so besser erkannt werden. Eine Studie zeigt Ansätze, wie sich die Versorgung mit Künstlicher Intelligenz in Zukunft noch weiter verbessern könnte.
Wie sehr die Digitalisierung bei den Hautärzten ein Thema ist, zeigt sich beim „Digi Derma Start-up Café“. Seit 2020 findet die Veranstaltung jährlich statt, initiiert vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD). Start-up-Gründer sowie Dermatologen bekommen dabei die Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen, und es werden digitale Innovationen vorgestellt.
Neben telemedizinischen Anwendungen sind es auch KI-gestützte (Künstliche Intelligenz) Untersuchungsmethoden, die sogar schon in einigen Praxen Einzug halten.
So hilft Künstliche Intelligenz Hautärzten schon heute
Dazu zählt ein Ganzkörper-Hautkrebsscreening mit dem sogenannten ATBM-Verfahren FotoFinder. Durch das Zusammenspiel von automatisierter Ganzkörperkartografie und Videodermatoskopie lassen sich Läsionen erfassen und auf einem Bildschirm anordnen
Die KI-Technologie kann damit Melanome frühzeitig erkennen. Auch wenn KI die Hautärzte in einigen Punkten schon gut unterstützen kann – der Allheilsbringer für die dermatologische Versorgung ist es noch nicht. Doch in der Zukunft könnte KI eine noch wichtigere Rolle spielen.
Studie testet erklärende KI für Hautärzte
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum haben in einer internationalen dreiphasigen Studie ein KI-basierendes Unterstützungssystem entwickelt, eine sogenannte XAI (Explainable Artificial Intelligence).
Das System hilft Hautärzten bei der Melanomdiagnose, indem es seine Entscheidungen erklärt und dabei auch auf die dermatologische Sichtweise abgestimmt ist. Denn hier lag bisher der Knackpunkt in vielen KI-gestützten Tools: Die Entscheidungsfindung durch den Algorithmus war für Dermatologinnen und Dermatologen oft nicht nachvollziehbar.
Die Studie könnte daher nach eigenen Angaben ein wichtiger erster Schritt sein, um dieses Problem auszumerzen. Für KI-Anwendungen gelten strenge Datenschutzvorschriften, die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) schreibt zum Beispiel vor, dass alle algorithmusbasierenden Entscheidungen für Endnutzer interpretierbar sein müssen. Besonders bei Hautkrebs ist Genauigkeit wichtig, um eine gesicherte Diagnose zu treffen.
KI bald auch leitlinienkonform?
Neben datenschutzrechtlichen Fragen wird es in Zukunft auch entscheidend sein, die Behandlungen durch digitale Anwendungen in Einklang mit geltenden Leitlinien zu bringen. Der BVDD hat im März 2021 zusammen mit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft die S2k-Leitlinie „Teledermatologie“ veröffentlicht, um so Qualitätsstandards für die telemedizinische Patientenversorgung zu setzen.
Auf absehbare Zeit soll diese Leitlinie zu einer Leitlinie „Digitale Dermatologie“ weiterentwickelt werden, um dann auch bei entsprechender Evidenz Health Apps, digitale Gesundheitsanwendungen und den Einsatz von KI zu berücksichtigen.