Umfrage: Ärzteschaft zeigt sich offen für künstliche Intelligenz
Judith MeisterIn einer Medscape-Umfrage wurde untersucht, wie offen Ärzte generell für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Klinik oder Praxis sind. Überraschendes Ergebnis: Viele Ärztinnen und Ärzte nutzen KI bereits, um ihren bürokratischen Aufwand zu verringern.
Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich in rasender Geschwindigkeit und wird zunehmend Teil des Arbeitsalltags - auch im Gesundheitswesen. Das Potenzial hier ist enorm, doch auch die Sorge, irgendwann die Kontrolle über die neue Technologie zu verlieren, ist weit verbreitet.
Eine aktuelle Umfrage hat daher Ärztinnen und Ärzte zu diesem Thema auf den Puls gefühlt. Für den Medscape-Report „Kann die KI die Medizin verbessern? Wie Ärzte in die Zukunft blicken“ wurden in Deutschland von Anfang Januar bis Anfang Mai 2024 mehr als 1.000 Ärztinnen und Ärzte befragt. Erfragt wurde unter anderem, wie offen die Mediziner für den Einsatz von KI sind, wenn es um die eigene Praxis oder den Klinikalltag geht und welche Chancen und Risiken sie mit der Technologie verbinden.
Mediziner zeigen sich grundsätzlich begeistert von Künstlicher Intelligenz
Auffallend an der aktuellen Erhebung ist zunächst der Enthusiasmus, mit dem das Gros der Ärztinnen und Ärzte die neuen Möglichkeiten durch KI bewertet: Insgesamt 70 Prozent der Befragten sind begeistert oder sogar sehr begeistert von der Vorstellung, sich durch eine KI bei Diagnostik oder Therapie unterstützen zu lassen. Die künftige Einbindung von KI in den Arbeitsalltag betrachten viele als eine positive Perspektive.
Wo Niedergelassene KI einsetzen
In einigen Bereichen hat KI in den Praxen sogar schon Einzug gehalten: Rund ein Sechstel der Ärzte setzt die Technologie bereits für administrative Aufgaben ein, etwa bei der Terminplanung, der Dokumentation oder der Aktualisierung elektronischer Patientenakten. Die Zusammenfassung von Patientenakten zur Vorbereitung eines Patientengesprächs ist ebenfalls ein Bereich, in dem Ärztinnen und Ärzte den Einsatz von KI zunehmend in Betracht ziehen.
Bei medizinisch-wissenschaftlichen Arbeiten lassen sich zwölf Prozent der Befragten schon heute durch KI unterstützen. Besonders offen für den Einsatz der neuen Technologien sind dabei Umfrageteilnehmer aus der Forschung.
Viele Ärztinnen und Ärzte begrüßen die Möglichkeiten, die KI ihnen eröffnet. Quelle: Medscape; Grafik: alarts – stock.adobe.com/MedTriX - Group
Staatliche Regulierung der KI erwünscht
Klare Grenzen setzen die Befragten aber beim Kernbereich der ärztlichen Tätigkeit: So lehnen 60 Prozent den Einsatz von KI in der direkten Patientenkommunikation ab. Die Mehrheit plädiert überdies dafür, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz einem rechtlichen Rahmen zu unterwerfen. 88 Prozent der Befragten befürworten eine Regulierung durch den Staat oder durch Verbände, auch um den Schutz der Patientendaten zu gewährleisten.
Viele der Umfrageteilnehmer hoffen zudem, dass ihnen der Einsatz von KI mehr Zeit für den direkten Kontakt und für Gespräche mit den Patienten verschaffen wird – denn diese kann keine Technologie der Welt ersetzen.