Zuviel Fach-Chinesisch: Fast jeder Dritte hat Verständnisprobleme beim Arzt
Marzena SickingOb aus Unsicherheit oder aus Gedankenlosigkeit: Ärzte neigen dazu, ihre Patienten mit Fachausdrücken zu überfordern. Wie eine aktuelle Umfrage zeigt, hatte bereits jeder dritte Patient Verständnisprobleme beim Gespräch mit dem Arzt.
Ob Kardiologen-Kauderwelsch, Chirurgie-Chinesisch oder Frauenarzt-Fachjargon: Wenn Ärzte über Diagnosen und Behandlungsmethoden sprechen, haben 30 Prozent der Patienten gelegentlich Verständnisschwierigkeiten. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Vor allem Frauen berichten, dass sie den Ausführungen von Ärzten zumindest hin und wieder nicht folgen können.
Ärzte nutzen zu viele Fachausdrücke
Hauptgrund ist laut Umfrage die Verwendung von Fachbegriffen. Bezogen auf alle Befragten hat jeder Fünfte bereits deshalb einmal Verständnisprobleme beim Arzt gehabt. Aber auch Mangel an Zeit und das Ignorieren von Fragen waren Gründe für die Kommunikationsschwierigkeiten. Dass Mediziner nur gebrochen Deutsch sprechen, ist laut Umfrage dagegen deutlich seltener der Fall.
Patienten treffen falsche Entscheidungen aufgrund von Verständnisproblemen
Ein Drittel der Befragten mit Verständnisproblemen gibt sogar zu, sich aufgrund der fehlerhaften Kommunikation falsch verhalten zu haben. 18 Prozent haben sich nach einem medizinischen Eingriff zu früh bewegt, 13 Prozent haben einer Operation zugestimmt, die ihnen nicht geholfen hat. Und zwölf Prozent haben Medikamente in falscher Dosierung eingenommen. Das kann auch für den behandelnden Arzt fatale Folgen haben, wenn der Patient aufgrund der Missverständnisse als nicht ausreichend aufgeklärt gilt.
Immerhin würden neun von zehn Patienten zukünftig beim Arzt nachfragen, wenn sie etwas nicht verstanden oder Zweifel an der Behandlungsmethode haben. Dennoch sollten Ärzte immer nachfragen, ob dem Patienten wirklich alles klar ist.
Patienten, die generell in der Kommunikation unsicher sind oder regelmäßig unter Verständnisproblemen leiden, können sich – sofern es die Corona-Regeln in der Praxis oder Klinik zulassen – auch von einem Angehörigen begleiten lassen oder im Nachgang nochmal telefonische Auskünfte einholen.