Prognose für 2022: 70 Prozent der Krankenhäuser machen Verlust
Marzena SickingPandemie und Personalmangel setzen Kliniken massiv unter Druck: 96 Prozent der Klinikmanager rechnen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten fünf Jahren.
Die wirtschaftliche Situation der deutschen Krankenhäuser hat sich in diesem Jahr und insbesondere in den vergangenen Monaten weiter zugespitzt. Stagnierende stationäre Fallzahlen, der Wegfall der COVID-19-Ausgleichszahlungen und Erlösausfälle durch Personalmangel sorgen für wachsende Defizite. So werden voraussichtlich neun von zehn Kliniken in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft in diesem Jahr Verluste schreiben. Über alle Trägerformen hinweg sind es wohl knapp 70 Prozent. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der “Krankenhausstudie 2022” von Roland Berger.
Wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser wird sich bis 2027 weiter verschlechtern
Zahlen aus der Befragung unter Führungskräften der 600 größten deutschen Kliniken zeichnen ein düsteres Bild: So rechnen 96 Prozent mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten fünf Jahren (2021: 83 %) – der mit Abstand schlechteste Wert seit Beginn der Studienreihe in 2014.
Knapp 70 Prozent der Kliniken erwarten bereits in diesem Jahr ein Defizit (2021: 62 %). Bei den Häusern in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft sind es sogar 90 Prozent (2021: 73 %). Auch die Liquiditätsentwicklung ist stark rückläufig: 62 Prozent rechnen 2022 mit einem Rückgang (2021: 49 %).
Was Klinikleitern am meisten Sorgen bereitet
Neben der wirtschaftlichen Situation bereitet den Führungskräften der Krankenhäuser der Fachkräftemangel immer größere Sorgen. Viele Beschäftigte, insbesondere in der Pflege, haben den Beruf gewechselt oder stehen nach zwei Jahren hoher Mehrbelastung nicht mehr im früheren Umfang zur Verfügung. Zu den nach ihren Angaben wichtigsten Themen der nächsten fünf Jahre zählen außerdem Digitalisierung, Ambulantisierung sowie der steigende Kosten- und Effizienzdruck.
Dass immer mehr Patientinnen und Patienten ambulant statt stationär behandelt werden, bewerten die Befragten ambivalent: Knapp 60 Prozent sehen darin Chance und Risiko, nur 12 Prozent nehmen die Entwicklung aber als reines Risiko wahr. Für Dreiviertel spielt die Incentivierung der Krankenhäuser durch Erweiterung der ambulanten Abrechnungsmöglichkeiten, z.B. durch Hybrid-DRGs, dabei eine zentrale Rolle.
Quelle: Roland Berger