Patientensicherheit: Der Klinikarzt und die Kammer des Schreckens
A&W RedaktionIm Krankenhausalltag können schon kleinste Unachtsamkeiten schwerwiegende Folgen für den Patienten haben. Die in anderen Ländern gebräuchliche Methode des „Room of Horrors“ hilft, sie zu vermeiden – auf ausgesprochen günstige Weise.
Der Name ist zwar gewöhnungsbedürftig. Doch das Konzept des „Room of Horrors“ könnte auch für deutsche Kliniken interessant sein. Der Terminus bezeichnet einen Trainingsraum für Ärzte, in dem verschiedene Fehler bzw. Risikoquellen für Patienten versteckt sind – und die es nun zu identifizieren gilt.
Doktorspiele mal anders
Die Umsetzung ist einfach und kostengünstig. Alles, was es braucht, ist ein Patientenzimmer, dass realitätsnah eingerichtet ist und in dem sich ein typisches Szenario aus dem Krankenhausalltag nachstellen lässt: Eine Puppe mit Patientenarmband liegt im Bett, es gibt eine Krankenakte, die Medikamente stehen zur Einnahme bereit, vielleicht liegt auch noch ein Harnkatheter bereit.
In dieses Szenario bauen die Projektleiter nun diverse Fehler und Gefahren ein: Zum Beispiel kann sich in der Krankenakte eine Verordnung für ein Medikament finden, obwohl dort auch der Hinweis steht, dass der Patient auf den konkreten Wirkstoff allergisch reagiert. Weitere typische Fehler könnten ein zu hoch hängender Harnkatheter, die fehlende Unterschrift auf dem Einverständnisformular zur Operation oder ein leerer Desinfektionsmittelspender an der Zimmertür sein.
Für die eigentliche Schulung erhalten nun alle Teilnehmer eine kurze Informationen über den dort behandelten (hypothetischen) Patienten. Dann betreten sie den Raum und müssen in einer vorgegeben Zeit, allein oder in interprofessionellen Teams, alle Fehler und Gefahren für den Patienten identifizieren und auf einem Lösungsblatt notieren. Anschließend werden die Teilnehmer über die Auflösung informiert – sei es in einer Feedbackrunde oder durch die Ausgabe eines korrekten Lösungsblattes.
Aus Fehlern lernen – ohne Risiko für die Patienten
Auf diese Weise schulen (junge) Ärzte spielerisch ihre Fähigkeiten, akute Patientengefährdungen zu identifizieren. Anders als bei theoretischen Schulungen erleben die Teilnehmer die Situationen, in denen sich Gefährdungen im klinischen Alltag ergeben, im Room of Horrors sehr konkret. Weil der Room of Horrors zudem so einfach umsetzbar ist und kaum Kosten verursacht, eignet sich diese Art des interaktiven Lernens auch für kleinere Häuser.