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Urologie

Über die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden (HPG)-Achse läuft eine Kaskade koordinierter Aktivitäten ab, erklärten die Wissenschaftler einer internationalen Arbeitsgruppe in einem kürzlich veröffentlichten Update zum Hypogonadismus in den verschiedenen Lebensphasen des Mannes und unter Aspekten neuester Erkenntnisse. Die Literaturübersicht wurde unter der Federführung des Professors für Urologie Andrea Salonia von der Università Vita-Salute San Raffaele, Mailand/Italien, publiziert. Die genannte Kaskade gewährleistet die Aufrechterhaltung der endokrinen Funktion der Hoden mit der gonadalen Testosteron-Produktion sowie der exokrinen Funktion mit der Spermatogenese. Da seitens der HPG-Achse zahlreiche Signalwege betroffen sind und da sich ein Hypogonadismus im Alter langsam entwickelt, ist die Symptomatik vielfältig und oft diagnostisch schwer einzuordnen.

Die häufigsten Symptome des Hypogonadismus bei alternden Männern sind:

  • Libidoverlust,

  • verringerte sexuelle Aktivität,

  • erektile Dysfunktion,

  • Vitalitätsverlust und

  • Stimmungsschwankungen.    

Störung der HPG.ö-Achse: Hohe Koinzidenz mit Krankheiten

Wenn die HPG.ö-Achse während der Kindheit oder der Pubertät gestört wird, können sich Krankheiten entwickeln, die eine verzögerte Pubertät verursachen. 

Bei älteren Männern handelt es sich jedoch um einen in der Regel spät einsetzenden Hypogonadismus (late-onset hypogonadism, LOH) und einen klinischen Zustand, der mit spezifischen Symptomen einhergeht, welche die niedrigen Konzentrationen des zirkulierenden Testosterons signalisieren. Eine Testosteron-Therapie des angeborenen Hypogonadismus muss lebenslang erfolgen, bei Männern mit LOH ist eine Testosteron-Substitution sorgfältig abzuwägen. 

In den aktuellen Leitlinien der Europäischen Urologischen Gesellschaft zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit (EAU Guidelines on Reproductive Health 2024) wurden die neuesten epidemiologischen Daten veröffentlicht. Eine hohe Prävalenz von LOH besteht in bestimmten Bevölkerungsgruppen, darunter Patienten mit Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, metabolischem Syndrom, kardiovaskulären Erkrankungen, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), Nierenerkrankungen und Krebs

Der Alterungsprozess macht dagegen als Ursache des Hypogonadismus einen niedrigen Prozentsatz aus, da bei gesunden alternden Männern bis zum Alter von 80 Jahren nur ein geringer allmählicher Rückgang des Testosterons zu verzeichnen ist. Bei Männern im Alter von 40 bis 79 Jahren schwankt die Inzidenz des symptomatischen Hypogonadismus zwischen 2,1 und 5,7 Prozent. 

Warum man das Testosteron besser zweifach messen aollte

Der Testosteron-Spiegel unterliegt einer zirkadianen Schwankung, die bei alternden Männern fortbestehen kann. Auch werden die Hormonkonzentrationen möglicherweise durch die Nahrungsaufnahme beeinflusst. Deshalb sollte das Gesamt-Testosteron im Serum nüchtern am Morgen (zwischen 07:00 und 11:00 Uhr) gemessen werden. Bei einem pathologischen Primärwert und vor Beginn einer Testosteron-Therapie sollte immer eine Bestätigungsmessung durchgeführt werden. Für den Beginn einer Testosterontherapie bei Vorliegen von hypogonadalen Symptomen gilt eine Testosteron-Serumkonzentration von 12 nmol/l als möglicher Schwellenwert.

Wer hat häufig niedrige Testosteron-Werte?

Besonders bei Männern mit Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes finden sich relativ häufig niedrige Testosteron-Werte. Der Alterungsprozess macht dagegen einen niedrigen Prozentsatz aus.

Quelle:

Salonia A et al. Nat Rev Dis Primers 2019;30;5(1):38