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Orthopädie

Was ist für den Behandlungserfolg in der Orthopädie wichtiger: sachliche Kompetenz oder Empathie für den Patienten? Eine aktuelle Kohortenstudie mit fast 1.500 Teilnehmern, die an chronischen Rückenschmerzen leiden, ist dieser Frage nachgegangen – und kommt zu interessanten Ergebnissen.

Die Wissenschaftler des North Texas Health Science Center at Fort Worth konnten belegen, dass die Empathie eines Arztes oder einer Ärztin positiven Einfluss auf die Beschwerden und die Wirksamkeit der Behandlung hat. Ihre Arbeit wurde im JAMA Network Open publiziert.

Wie Empathie des Arztes den Therapieerfolg beeinflusst

Die Forscher teilten die teilnehmenden Patienten in zwei Gruppen ein, um die Gründe für den Therapieerfolg von Ärztinnen und Ärzten herauszufinden. Die eine Gruppe wurde von Medizinern behandelt, die die Patienten zuvor als sehr empathisch eingestuft hatten. Die andere erhielt eine Therapie durch Ärzte, die über sehr geringe Empathiewerte verfügten.

Für die Einteilung der Ärzte in „sehr empathisch“ und „wenig empathisch“ ließen die Wissenschaftler die Patienten im Vorfeld den sogenannten CARE-Fragebogen ausfüllen (consultation and relational empathy). Dabei mussten sie unter anderem bewerten, ob der Arzt eine gute Atmosphäre verbreitet, ob er Patienten die Gelegenheit gibt, ihre Beschwerden zu schildern, ob er sich für die ganze Person interessiert und ob er Fürsorge und Mitgefühl zeigt.

Studie bestätigt: Empathie ist ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche Therapien

Das Ergebnis der Studie bestätigte die Bedeutsamkeit von Empathie und ihre Auswirkung auf den Therapieerfolg. Denn Patienten, die von sehr empathischen Ärztinnen und Ärzten behandelt wurden, berichteten über einen Zeitraum von zwölf Monaten signifikant bessere und klinisch relevante Ergebnisse in Bezug auf Schmerzen, Funktion und gesundheitsbezogene Lebensqualität im Vergleich zu Patienten, die von weniger empathischen Ärzten behandelt wurden.

So lagen die Werte der ersten Gruppe auf einer Skala von null bis zehn bei 6,3; die Vergleichsgruppe landete bei 6,7 Punkten. Zudem beklagten die Patienten, die durch ihren Arzt Empathie erfahren hatten, geringere Einschränkungen durch ihre Rückenschmerzen als die Teilnehmer der Vergleichsgruppe. Ihr Wert betrug 14,9 statt 16,8 Punkte im Morris Disability Questionnaire, der von 0 bis 24 reicht. Weiterer Pluspunkt der empathischen Behandlung: Die generelle Lebensqualität der Patienten stieg. Sie lag in der Studie deutlich höher als bei den Patienten, die durch die sehr nüchternen, faktenorientierten Kolleginnen und Kollegen behandelt worden waren. Diesen Wert maßen die Forscher per PROMIS-23-Fragebogen: Der Unterschied beim Teilaspekt Müdigkeit etwa lag bei 57,3 zu 60,4 Punkte.

Empathie ist sogar wirksamer als Opioide und Operation

Alle Werte sind nach Aussagen des Studienleiters John Licciardone klinisch relevant. Das Ausmaß der Empathieeffekte des Arztes überstieg sogar die positive Wirkung von nichtpharmakologischen Behandlungen, des aktuellen Opioidkonsums und einer Lendenwirbelsäulenchirurgie. Kritiker der Studie monieren allerdings, dass den Assoziationen keine Kausalität zugrunde liegen muss. Auch eine reverse Kausalität sei nicht ausgeschlossen.

Studienfazit auf einen Blick

Die Empathie von Ärztinnen und Ärzten ist ein wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Behandlungen. Die Studie belegt, dass Patienten, die Verständnis erfahren, nicht nur besser auf Therapien ansprechen, sondern auch eine höhere Lebensqualität haben als jene, die zwar von ebenfalls hochqualifizierten, aber weniger zugewandten Kollegen behandelt werden.

Das gilt selbst dann, wenn bei der Therapie starke Medikamente eingesetzt oder sogar operative Eingriffe an der Wirbelsäule vorgenommen werden.