Prognostische Biomarker beim metastasierten Prostatakarzinom
Constanze PolenzBei Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs kann die Anzahl zirkulierender Tumorzellen als aussagekräftiger Biomarker herangezogen werden, um die weitere Therapie zu planen, so die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie.
Prostatakrebs, der gestreut und Fernmetastasen gebildet hat, ist nicht mehr heilbar. Dennoch überleben viele Männer dank systemischer Therapien noch viele Jahre. Forscher entwickeln diese Therapien immer weiter. Patienten mit einem metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinom (mHSPC) können von einer Kombinationstherapie mit Androgenrezeptor-Inhibitoren und Chemotherapie profitieren.
Prostatakrebs-Therapie schlägt nicht bei allen Patienten an
Allerdings wirkt diese Therapie nicht bei allen Patienten gleich gut. Um herauszufinden, für wen eine intensivierte Therapie mit aggressiveren neuen Medikamenten sinnvoll ist, sind Wissenschaftler auf der Suche nach Biomarkern, die die Prognose anzeigen.
In den letzten Jahren haben verschiedene Studien gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) und dem progressionsfreien Überleben sowie dem Gesamtüberleben gibt. CTCs sind einzelne, vom Tumor losgelöste Zellen, die im Blut mittels Liquid Biopsy nachweisbar sind. Aus ihnen können möglicherweise Metastasen entstehen.
Zirkulierende Tumorzellen korrelierten mit progressionsfreiem Überleben
Ein Forscherteam um Amir Goldkorn, stellvertretender Direktor der Translationswissenschaften an der Keck School of Medicine of USC in Los Angeles, konnte in einer früheren Studie zeigen, dass Patienten mit metastasiertem kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC), die mehr CTCs im Blut hatten, eine kürzere progressionsfreie Überlebenszeit aufwiesen.
In der aktuellen Studie, die das Fachmagazin „JAMA Network“ veröffentlicht hat, untersuchten Goldkorn und sein Team die CTC-Zahl in Blutproben von Patienten mit neudiagnostiziertem mHSPC. Diese Patienten nahmen an der Phase drei der SWOG-Studie S1216 teil, die einen neuen Androgensynthesehemmer erforscht. Mithilfe der Flüssigbiopsie-Technologie CellSearch wurden vor Beginn der Behandlung die CTCs in 503 Blutproben der Studienteilnehmer gezählt sowie bei der Progression zu mCRPC in 93 Blutproben.
Patienten ohne zirkulierende Tumorzellen überlebten am längsten
Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen:
60 Teilnehmer hatten zu Beginn mehr als fünf CTCs pro 7,5 ml Blut. Bei ihnen war die Gesamtüberlebenszeit mit durchschnittlich 27,9 Monaten am geringsten.
107 Teilnehmer hatten vor der Behandlung ein bis vier CTCs pro 7,5 ml. Sie überlebten im Durchschnitt 56,2 Monate.
Bei 336 Teilnehmern ließen sich initial keine CTCs nachweisen. Ihr Gesamtüberleben war nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 78 Monaten noch nicht erreicht.
Ähnliche Unterschiede zeigten sich beim durchschnittlichen progressionsfreien Überleben (PFS). Rund elf Monate bei Patienten mit mehr als fünf CTCs, 20,7 Monate bei ein bis vier CTCs und fast 60 Monate bei null CTCs.
Personalisierte Behandlung durch CTC-Messung
Damit weist die Studie darauf hin, dass „die CTC-Basiszahl bei mHSPC als wertvoller nichtinvasiver Biomarker dienen kann, um Männer zu identifizieren, die wahrscheinlich eine geringe Überlebenschance haben und von klinischen Studien mit intensivierten oder neuen Therapien profitieren könnten“, so die Studienautoren.