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Onkologie

Krebspatienten, die mit Chemo- oder modernen Immuntherapien behandelt werden, haben ein hohes Risiko, lebensbedrohliche Komplikationen zu erleiden. Deshalb ist es häufig notwendig, diese Behandlungen in Kliniken durchzuführen und die Patienten kontinuierlich zu überwachen. Durch klinische Untersuchungen, die Kontrolle der Vitalwerte und der Blutparameter, ist es möglich, schwere Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen. Im Anschluss an die Behandlung müssen die Patienten regelmäßige Arztbesuche zur weiteren Überwachung wahrnehmen, zum Beispiel in onkologischen Tageskliniken. Das ist für Patienten wie Fachpersonal sehr aufwändig.

Gefahr durch spät erkannte Nebenwirkungen

Inzwischen nimmt die Zahl der ambulanten onkologischen Behandlungen zu. Das bedeutet, dass die Patienten selbst einschätzen müssen, ob sich Komplikationen anbahnen. Gerade die Erkennung von Frühsymptomen, die eher unauffällig sind, ist eine große Herausforderung für die Patienten. Wenn sie die Symptome zu spät bemerken, führt das häufig zu einem schwereren Verlauf und ist mit erhöhter Mortalität verbunden.

Ein Forschungsteam um Dr. med. Malte Jacobsen, Arzt an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen und Prof. Dr. med. Guido Kobbe, Leiter der Zelltherapie der Klinik für Hämatologie, Onkologie und klinische Immunologie des Universitätsklinikum Düsseldorf, hat untersucht, inwieweit eine Fernüberwachung von Vitalparametern mittels Wearables dabei unterstützen kann, Therapiekomplikationen frühzeitig zu erkennen. Die Ergebnisse hat das Fachmagazin „npj digital medicine“ veröffentlicht.

Wearables zeichnen Vitalparameter in Echtzeit auf

An dieser Studie haben 79 Patienten teilgenommen, die wegen eines hämatologischen Malignoms in intensiver Behandlung waren. 54 davon in der stationären und 25 in der ambulanten Kohorte. Die Behandlung dieses Malignoms mit Chemo-, Strahlen- oder moderner Immuntherapie hat häufig schwerwiegende Nebenwirkungen zur Folge, wie kardiale Ereignisse, immunologische Entgleisungen oder Infektionen. Mit neuen Therapiemöglichkeiten, wie der CAR-T-Zelltherapie kommen weitere Nebenwirkungen dazu, wie zum Beispiel das Zytokin-Freisetzungssyndrom.

Die Teilnehmer bekamen Wearables, die nicht-invasiv kontinuierlich ihre Vitalparameter wie Herz- und Atemfrequenz, Temperatur und körperliche Aktivität aufzeichneten und analysierten. Mithilfe von Deep-Learning wurden künstliche neuronale Netze trainiert, um Muster zu identifizieren und Abweichungen zu erkennen, die auf schwerwiegende klinische Komplikationen hindeuteten. Auf diese Weise ließ sich bis zu 48 Stunden vor der klinischen Diagnose ein Plattenepithelkarzinom vorhersagen.

„Mit unserer Arbeit konnten wir zeigen, dass Komplikationen, die während intensiver Krebstherapien auftreten, bereits frühzeitig zu charakteristischen Änderungen in den Wearable-Daten führen. Uns ist es gelungen, diese Veränderungen mithilfe einer KI-basierten Analyse zuverlässig zu detektieren und 48 Stunden vor der klinischen Diagnose vorherzusagen“, so Prof. Kobbe.

Die Patientenfernüberwachung (Remote Patient Monitoring, RPM) mit medizinischen Wearables könnte in Zukunft eine präventive Option für onkologische Patienten sein, um schwere Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Das würde für die Patienten vieles erleichtern und die Arbeitsbelastung und die Kosten im Gesundheitswesen senken.