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Medizin

Das Multiple Myelom ist die zweithäufigste Blutkrebserkrankung in Deutschland. Jedes Jahr erkranken daran ungefähr 6700 Menschen neu. Ungefähr ein Viertel davon an einem sogenannten Hochrisiko-Myelom, bei dem genetische Veränderungen zu einem aggressiven Verlauf führen.

In den letzten Jahren wurden die Therapieansätze zur Behandlung des Multiplen Myeloms stetig verbessert. Dadurch hat sich die Überlebenszeit bei Standardrisikopatienten von durchschnittlich drei auf zehn Jahre erhöht. Das gilt aber nicht für Hochrisikopatienten. Sie überleben im Durchschnitt nur zwei Jahre.

Studie an 20 deutschen Behandlungszentren

Ein Forscherteam um Studienleiterin Prof. Dr. Katja Weisel, Stellvertretende Direktorin der II. Medizinischen Klinik und des Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE), hat sich der Behandlung des Hochrisiko-Myeloms gewidmet. An der vom UKE initiierten Phase-2-Studie haben sich 20 deutsche Behandlungszentren beteiligt. 125 Patienten mit einem neu diagnostizierten Hochrisiko-Myelom und einem durchschnittlichen Alter von 62 (35 – 87) Jahren nahmen daran teil.

Das Ziel der Studie war es, die Therapie so zu optimieren, dass eine größtmögliche Krankheitsrückbildung erreicht wird und keine Krankheitsaktivität mehr nachweisbar ist. Damit sollen frühzeitige Rückfälle verhindert und die Lebenszeitprognose der Patienten mit Hochrisiko-Myelom verbessert werden.

Kombination aus vier Medikamentenklassen

Patienten mit Multiplem Myelom werden standardmäßig mit einer Hochdosis-Chemotherapie und anschließender autologer Stammzelltransplantation behandelt.
In dieser Studie behandelten Mediziner die Patienten mit einer neuen Kombination aus vier Arzneimittelklassen. Und zwar mit dem monoklonalen Antikörper Isatuximab, dem Proteasomeninhibitor Carfilzomib, dem Immunmodulator Lenalidomid und dem Glucocorticoid Dexamethason (Isa-KRd). Diese Kombination wurde zum Start der Studie 2017 erstmalig eingesetzt.

Die Patienten, bei denen eine Hochdosis-Chemotherapie möglich war, erhielten nach der Isa-KRd-Induktion eine Hochdosis-Chemotherapie und eine autologe Stammzelltransplantation, bevor es mit den Isa-KRd-Zyklen zur Konsolidierung und Erhaltung weiterging. Die anderen Patienten erhielten stattdessen zwei zusätzliche Isa-KRd-Zyklen.

Verbessertes Gesamtüberleben

Die Ergebnisse sind vielversprechend: Sowohl das Gesamtüberleben als auch die Zahl der Rückfälle verbesserte sich. Nach zwei Jahren lebten noch 83,9 Prozent der Patienten unter 70 Jahren und 71 Prozent der Patienten über 70 Jahren. Dabei waren 78,3 Prozent der jüngeren Patienten sowie 62,6 Prozent der älteren Patienten nach zwei Jahren noch rückfallfrei.

„Wir wissen jetzt, wie wichtig die optimierte Kombinationstherapie für die Behandlung des Multiplem Myeloms ist und konnten mit unseren Ergebnissen zeigen, dass sich unter dieser Therapie die Prognose von Hochrisikopatient:innen der von Standardrisikopatient:innen annähert“, so Prof. Dr. Weisel. Um die Therapie noch weiter zu optimieren, ist am UKE eine Folgestudie geplant.