Immunchemotherapie verbessert Überlebensrate bei Lungenkrebs
Constanze PolenzPatienten mit resezierbarem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium überlebten nach einer perioperativen Immunchemotherapie deutlich länger als mit einer alleinigen neoadjuvanten Chemotherapie.
Circa 80-95 Prozent aller Bronchialkarzinome sind nicht-kleinzellige Lungenkarzinome (NSCLC). Sie entstehen überwiegend durch Zigarettenrauch und werden häufig erst spät, im Stadium IIIA oder IIIB, erkannt. Trotz neoadjuvanter Chemotherapie und Operation überleben nur 36 Prozent der Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs Stadium III länger als fünf Jahre.
Schon Vorgängerstudie vielversprechend
2020 erschienen die Ergebnisse der NADIM-I-Studie, an der 620 multidisziplinäre Spezialisten aus ganz Spanien teilnahmen. Sie zeigte bereits die deutlichen Vorteile einer neoadjuvanten Kombination aus Immun- und Chemotherapie bei resezierbarem NSCLC Stadium IIIA: 81,9 Prozent der so behandelten Patienten lebte nach drei Jahren, bei 69,6 Prozent war nach drei Jahren kein Fortschreiten der Erkrankung feststellbar und 63 Prozent waren bei der Operation tumorfrei.
Im Juni haben die Forscher um Dr. Mariano Provencio vom Hospital Universitario Puerta de Hierro-Majadahonda in Madrid jetzt die Ergebnisse der NADIM-II-Studie im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
An dieser offenen Phase-2-Studie nahmen insgesamt 86 Patienten mit einem fortgeschrittenen resezierbaren NSCLC Stadium IIIA oder IIIB teil. Die Tumore waren bei Diagnosstellung im Durchschnitt fünf Zentimeter groß. Als primärer Endpunkt der Studie galt das pathologisch vollständige Ansprechen auf die Therapie. Das heißt die vollständige Abwesenheit lebender Tumorzellen nach neoadjuvanter Behandlung sowohl an der Primärtumorstelle als auch in den chirurgisch entfernten Lymphknoten. Die sekundären Endpunkte waren das Gesamt- und das progressionsfreie Überleben nach zwei Jahren.
Mehr Tumorresektionen möglich
Nach dem Zufallsprinzip waren 57 Patienten in der Experimentalgruppe, die eine neoadjuvante Behandlung mit dem Immun-Checkpoint-Hemmer Nivolumab kombiniert mit einer platinbasierten Chemotherapie (Experimentalgruppe) erhielten. Die anderen 29 Patienten bekamen präoperativ nur eine platinbasierte Chemotherapie (Kontrollgruppe). In der Experimentalgruppe kam es häufiger zu schwerwiegenden Reaktionen auf die Behandlung als in der Kontrollgruppe.
Dennoch sprechen die guten Ergebnisse für die neoadjuvante Immunchemotherapie. Durch sie war bei signifikant mehr Patienten eine Tumorresektion möglich; nämlich bei 93 Prozent, gegenüber 63 Prozent der Patienten mit klassischer Therapie. Bei 50 Patienten der Experimentalgruppe gelang sogar eine R0-Resektion. In der Kontrollgruppe konnte der Tumor nur bei 17 Patienten komplett im Gesunden entfernt werden. Bei 38 Patienten mit Immunchemotherapie war ein Downstaging der Lymphknoten feststellbar, im Gegensatz zu 8 Patienten der Kontrollgruppe. Die Patienten der Experimentalgruppe mit R0-Resektion bekamen nach der Operation für weitere sechs Monate Nivolumab.
Fazit der Studie:
Nach zwei Jahren waren 85 Prozent der Patienten, die die perioperative Kombinationstherapie erhalten hatten, noch am Leben, im Vergleich zu 63 Prozent in der Kontrollgruppe.
Die Studie zeigt, dass eine zusätzliche Gabe von Nivolumab zur neoadjuvanten Chemotherapie einer alleinigen Chemotherapie deutlich überlegen ist. Dadurch ist es möglich, mehr Tumore so zu verkleinern, dass sie operativ entfernt werden können. Und die Gesamtüberlebensrate verbessert sich.