Infektion mit Herpesviren: Zusammenhang zwischen Gürtelrose und Glukose
Marcus SefrinZwischen der Stoffwechselerkrankung Diabetes, einem der wichtigsten Vertreter der nicht übertragbaren Erkrankungen, und viralen Infektionen gibt es bedeutsame Zusammenhänge. Aktuell wurde ein deutlicher Anstieg der Krankenhauseinweisungen wegen Herpes zoster bei Diabetes-Patienten gezeigt.
Bereits 2022 haben Wissenschaftler anhand von Daten der deutschen KORA-Kohorte eine Assoziation zwischen dem Herpes-simplex-Virus 2 (HSV-2) sowie dem Zytomegalie-Virus (CMV) und der Inzidenz von Diabetes und Prädiabetes gezeigt. Sie verfolgten dafür 1.257 Teilnehmer der Augsburger Bevölkerungsstudie mit normaler Glukosetoleranz zu Beginn über sieben Jahre. Dabei wurden regelmäßig orale Glukosetoleranztests sowie Antikörperbestimmungen auf insgesamt sieben Arten von Herpesviren durchgeführt, darunter auch das Varizella-Zoster-Virus (VZV).
Infektion mit Herpes-zoster bei Diabetes deutlich höher
Nach Adjustierung für eine Vielzahl an Faktoren wie Alter, BMI, Bewegung oder Insulinresistenz ergab sich bei Seropositivität für HSV-2 eine um 59 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Prädiabetes oder Diabetes; für CMV-Infektionen war sie um 33 Prozent höher. Für beide Herpesviren war die Seropositivität mit einem höheren HbA1c-Wert zur Baseline assoziiert, für HSV-2 war diese Assoziation unabhängig von den untersuchten Störfaktoren. Seropositivität für mehrere Herpesviren war in der Untersuchung zwar mit einer um sechs Prozent pro Virus höheren (Prä-)Diabetes-Inzidenz assoziiert, diese Assoziation war aber nicht unabhängig von den Störfaktoren.
Die Autoren sahen in ihren Ergebnissen ein Anzeichen dafür, dass diese Herpesviren zur Entwicklung eines gestörten Glukosestoffwechsels beitragen könnten. Diese Verbindung zwischen den beiden weitverbreiteten Virusinfektionen und Prädiabetes unterstreiche die Notwendigkeit, Präventionsstrategien gegen solche Viren weiterzuerforschen.
Anstieg der Hospitalisierungsraten wegen Herpes-zoster bei Diabetes-Patienten
In einer aktuell publizierten Beobachtungsstudie über zehn Jahre zeigte sich umgekehrt ein deutlicher Anstieg der Hospitalisierungsraten wegen Herpes zoster (HZ) bei Patienten verglichen mit Patienten ohne Diabetes (15,9 vs. 6,0 pro 100.000). Von den 3.423 im betrachteten Zeitraum 2010 bis 2019 im italienischen Piemont beobachteten Krankenhauseinweisungen wegen HZ entfielen 17,9 Prozent auf Diabetes-Patienten. Diabetes erhöhte in der Studie auch das Risiko für Re-Hospitalisierungen: Nach zwei Jahren lag es für Menschen mit Diabetes bei 10,8 Prozent und ohne Diabetes bei 6,6 Prozent. Und auch das Risiko für schwere Komplikationen nach der HZ-Infektion war bei den Diabetes-Patienten um 25 Prozent erhöht.
Die Autoren fanden in einer zweiten Phase der Studie bei 161.357 Patienten mit Typ-2-Diabetes aus der Region als Risikofaktoren für eine HZ-Hospitalisierung unter anderem ein Alter über 65 Jahre, Adipositas und eine schlechte Blutzuckereinstellung mit einem HbA1c-Spiegel über 8,0 Prozent. „Die eindeutige Anfälligkeit von Diabetikern für HZ-Infektionen und deren Komplikationen unterstreicht die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen. Dazu könnten eine bessere Blutzuckereinstellung, Impfungen oder eine frühzeitige antivirale Behandlung von Patienten mit frühen HZ-Symptomen gehören“, schlussfolgern die Autoren.
Prävention durch Impfung gegen Herpes-zoster
Diabetes gehört zu den Grunderkrankungen, die die STIKO für eine Indikationsimpfung mit dem Herpes-zoster-Totimpfstoff bei Personen ab 50 Jahren nennt. Der Grund: die erhöhte gesundheitliche Gefährdung.
u.a. Giorda CB et al. Diabetes Research and Clinical Practice 2024; doi:10.1016/j.diabres.2024.111603