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Medizin

Typ-1-Diabetes ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen unter Kindern und Jugendlichen. Im Gegensatz zum Typ-2-Diabetes handelt es sich um einer Autoimmunerkrankung. Dabei richtet sich das Immunsystem unter anderem gegen die insulinproduzierenden Inselzellen der Bauchspeicheldrüse und zerstört diese. Obwohl die Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind, geht man davon aus, dass bei der Entstehung neben genetischen Faktoren auch Umwelteinflüsse wie Virusinfektionen eine Rolle spielen.

Während der COVID-19-Pandemie kam es weltweit zu einem Anstieg der Typ-1-Diabetes Neuerkrankungen. Forschende der Globalen Plattform für die Prävention des Autoimmunen Diabetes (GPPAD) sind jetzt im Rahmen einer Kohortenstudie einem möglichen Zusammenhang nachgegangen. Grundlage hierfür bildete die POInT Studie (Primary Oral Insulin Trial), welche in Deutschland, Polen, Schweden, Belgien und Großbritannien, durchgeführt wird. Bei den Teilnehmenden handelt es sich um Kinder, die ein um zehn Prozent erhöhtes genetisches Risiko für die Entwicklung von Inselautoantikörpern tragen. Inselautoantikörper gelten als frühe Biomarker, die auf einen beginnenden Typ-1-Diabetes hinweisen.

Risiko für Diabetes nach Corona-Infektion bis zu zehnfach erhöht

In den Jahren 2018 bis 2021 schlossen die Autoren insgesamt 855 Kinder im Alter von vier bis 24 Monaten in die Studie ein. In Abständen von zwei bis sechs Monaten erfolgten Untersuchungen auf Inselautoantikörper und SARS-CoV-2-Antikörper. Knapp 20 Prozent der teilnehmenden Kinder (n = 170 Kinder) entwickelten im Studienzeitraum Antikörper gegen SARS-CoV-2 und waren folglich wahrscheinlich mit dem Coronavirus infiziert. Unter den Betroffenen war die prozentuale Häufigkeit der Kinder mit Inselautoantikörpern doppelt so hoch wie unter den Kindern ohne nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion.

„Der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Inselautoantikörpern und der SARS-CoV-2-Infektion bei diesen Kindern ist verblüffend. Das bedeutendste Ergebnis ist jedoch, dass das Risiko, Inselautoantikörper zu entwickeln, bei den Kindern am höchsten war, die vor dem 19. Lebensmonat und insbesondere im Alter von einem Jahr mit SARS-CoV-2 infiziert waren“, erklärt Prof. Ezio Bonifacio, Hauptautor der Studie, in einer Meldung des Zentrums für Regenerative Therapien Dresden (CRTD). „Diese Kinder hatten ein etwa fünf- bis zehnfach erhöhtes Risiko, Inselautoantikörper zu entwickeln, welche später im Leben zu Typ-1-Diabetes führen. Das ist also ein kritisches Alter für Kinder mit einem erhöhten genetischen Risiko für Typ-1-Diabetes und Voraussetzung dafür, dass wir diesen Zusammenhang beobachten können.“