Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Dermatologie

Die Therapie des Pruritus ist für den Arzt nicht so attraktiv wie etwa dermatochirurgische oder ästhetische Eingriffe, erklärte Dr. Shawn G. Kwatra von der Johns Hopkins University in Baltimore, Michigan/USA, im Rahmen einer Dermatologen-Tagung in Orlando, Florida. Aber chronischer Juckreiz könne bei den Patienten in einen teils immensen Leidensdruck münden, besonders dann, wenn es den Ärzten über längere Zeit nicht gelingt, ihnen Linderung zu verschaffen.

Für die Behandlung gerade dieser Patienten bedient sich Kwatra an seiner „speziellen Toolbox“, in die er das Publikum seines Vortrags blicken ließ, und zieht auch Medikationen in Erwägung, die in den USA unter Off-Label-Use fallen.

Topisch, systemisch, oral: Juckreiz lässt sich vielseitig behandeln

In Kwatras Therapeutika-Arsenal finden sich unter anderem:

  • Kühlmittel

  • Topisches Capsaicin

  • Topische Anästhetika wie Pramoxin (1 %) oder Lidocain

  • Topisches Strontium

  • Haferflocken topisch (ja, richtig gelesen)

  • Opioidmodulatoren wie Naltrexon

  • Neuartige steroidsparende Topika wie Ruxolitinib (Januskinase[JAK]-Inhibitor), Roflumilast oder Crisaborol (Phosphodiesterase-4[PDE-4]-Inhibitoren) oder Tapinarof (Aryl-Kohlenwasserstoff-Rezeptor-Agonist)

  • Systemische Biologika wie Dupilumab oder Tralokinumab

  • Orale JAK-Inhibitoren wie Abrocitinib oder Upadacitinib

  • Medizinisches Marihuana

Das hilft wenn's juckt: Kühlen, brennen, betäuben

Kühlende Mittel wie Menthol, Kampfer oder Galmei beeinflussen die TRP-Ionenkanäle (TRP: transient receptor potential), die in der Haut unter anderem für die Wahrnehmungen von Temperatur und Druck verantwortlich sind, aber auch beim Juckreiz eine Rolle spielen sollen. Kühlende Mittel dämpfen die Aktivität der TRP-Kanäle.

Juckreiz abschwächende Capsaicin-Pflaster mit hoher Konzentration des Inhaltsstoffs wendet Kwatra eher selten an. Besteht jedoch eine Indikation, sollten die Patienten gewarnt werden, dass es, wenn das Pflaster aufgeklebt ist, zu Anfang stark brennen kann.    

Topisch applizierte Anästhetika wie Pramoxin (1 %), etwa als Schaum, oder Lidocain als Spray oder Pflaster sind weitere Optionen gegen Juckreiz. Sie haben den Vorteil, dass der Effekt rasch eintritt. Die Wirkung von Pramoxin beginnt bereits nach zwei Minuten und hält bis zu acht Stunden an. Kwatra hob die geringe Toxizität und gute Verträglichkeit des Anästhetikums hervor. Topisches Lidocain empfiehlt Kwatra behutsam zu dosieren, beginnend mit niedrigen Konzentrationen. Mit hohen Dosen (10 %) geht er wegen möglicher Probleme mit der Verträglichkeit vorsichtig um.

Strontium und Haferflocken im Kampf gegen chronischen Pruritus

  • Topisches Strontium als Lösung oder Lotion kann bei episodischem Pruritus der Kopfhaut eine Therapie-Option sein.

  • Auch Haferflocken wirken bei manchen Patienten Juckreiz-lindernd. Es gibt eine Reihe guter wissenschaftlicher Evidenzen für topische Haferflockenpräparate, berichtete Dr. Shawn G. Kwatra.

Quelle:

Fachpressebericht zum Vortrag „Dr. Kwatra‘s Itch Toolbox Unveiled“. ODAC Dermatology, Aesthetic & Surgical Conference, 12. Januar 2024, Orlando, Florida/USA