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Medizin

Die bipolare affektive Störung zählt zu den häufigsten psychiatrischen Krankheiten. Etwa 1-3 Prozent der Deutschen leiden daran. Die Erkrankung ist durch einen Wechsel von depressiven und manischen Phasen gekennzeichnet. Therapeutisch empfiehlt die S3-Leitlinie Psychopharmaka, um die akuten Phasen zu behandeln, Stimmungsstabilisatoren und Psychotherapie. Da sich Patienten in den manischen Phasen „so richtig gut“ fühlen, kommt es immer wieder vor, dass sie wenig krankheitseinsichtig sind und ihre Medikamente absetzen.

Die allgemeine Mortalitätsrate von Patienten mit einer bipolaren Störung ist etwa dreifach so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Allerdings gibt es kaum Belege über die spezifischen Todesursachen.

Ziel: Gefährdete Personen erkennen

Ein Team um Dr. Tapio Paljärvi von der Niuvanniemi Klinik in Kuopio Finnland hat deshalb in einer landesweiten finnischen Kohortenstudie die Sterblichkeit von Menschen mit bipolarer Störung mit denen gleichaltriger Menschen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen.

Ziel dieser Studie ist es gewesen, die Ursachen für die erhöhte Sterblichkeit bipolarer Menschen herauszufinden. Die Wissenschaftler hoffen, dadurch bessere Methoden entwickeln zu können, um gefährdete Personen zu erkennen und gezielte Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Die Studie hat 47.018 Menschen, im Alter von 15 bis 64 Jahren, mit einer bipolaren Störung eingeschlossen. 57 Prozent davon Frauen. Die mittlere Nachbeobachtungszeit hat etwa acht Jahre betragen.

Fast dreimal so viele Sterbefälle wie bei Gleichaltrigen

3300 Menschen mit bipolarer Störung sind im Nachbeobachtungszeitraum gestorben. Das sind 2,7-mal so viele, wie bei Gleichaltrigen zu erwarten gewesen wären. Mit 50 Jahren ist das durchschnittliche Todesalter dabei sehr niedrig gewesen. 2027 (61 Prozent) von ihnen sind aufgrund einer natürlichen, somatischen Todesursache gestorben. Am häufigsten durch alkoholbedingte Ursachen wie Lebererkrankungen, Alkoholvergiftungen und Alkoholabhängigkeit, was vermutlich ursächlich auf die bipolare Störung zurückzuführen ist. Die zweithäufigste somatische Todesursache waren Herz-Kreislauferkrankungen, gefolgt von Krebs und weiteren Krankheiten.

Bei 1273 (39 Prozent) der Personen mit bipolarer Störung ist der Tod durch eine äußere, nicht-natürliche Ursache eingetreten. Bei etwas mehr als der Hälfte, nämlich bei 58 Prozent, aufgrund eines Suizides. Viele davon durch Überdosierung der Medikamente, die sie zur Behandlung ihrer bipolaren Störung bekommen hatten. Die meisten Suizide hat es in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen gegeben.

Gezielte Präventionsangebote sind nötig

Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit bipolarer Störung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine dreifach erhöhte Gesamtmortalität aufweisen, eine doppelt erhöhte Mortalität aufgrund somatischer Ursachen, eine sechsfach erhöhte Mortalität aufgrund äußerer Ursachen und sogar eine achtfach erhöhte Mortalität aufgrund von Selbstmorden.

Das unterstreicht, wie groß der Bedarf an personalisierten, altersspezifischen Angeboten zur Prävention von Suiziden ist, um die Übersterblichkeit von Menschen mit bipolarer Störung zu senken. Ebenso wichtig sind Maßnahmen, um Substanzmissbrauch vorzubeugen.