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Onkologie
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Das hepatozelluläre Leberzellkarzinom (HCC) ist weltweit die häufigste primäre Leberkrebsart. Und obwohl es selten vorkommt, steht es an dritter Stelle der weltweiten krebsbedingten Mortalität.

Hohe Mortalität und steigende Inzidenz beim hepatozelluläre Leberzellkarzinom (HCC)

Das liegt daran, dass es häufig erst in einem späten Stadium erkannt wird. Weltweit erkrankten im Jahr 2020 über 905.000 Menschen an einem primären Krebs der Leber (HCC und intrahepatisches Cholangiokarzinom) und über 830.000 Menschen starben daran. Für Deutschland gibt das Zentrum für Krebsregisterdaten für dasselbe Jahr rund 9.800 Neuerkrankungen für alle Leberkrebsarten und etwa 8.200 Todesfälle an. Die Inzidenz nimmt seit einigen Jahren global zu. Wichtigster Risikofaktor ist dabei die Leberzirrhose.

Immuntherapie bei weniger als 20 bis 30 Prozent der Patienten wirksam

Die leitliniengerechte Behandlung im fortgeschrittenen Stadium sieht eine systemische Gabe von Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) vor. Allerdings sprechen nur wenige Patienten auf diese Behandlung an – weniger als ein Fünftel bei Monotherapie und etwas weniger als ein Drittel bei einer Kombinationstherapie. Welche Mechanismen dazu beitragen und bei welchen Patienten die Therapie erfolgreich ist, war bisher nicht bekannt.

Forscher untersuchen Tumormikromilieu

Frühere Studien deuteten aber auf einen Zusammenhang mit speziellen immunologischen Merkmalen im Tumormikromilieu hin. Deshalb haben Wissenschaftler der Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg und London unter der Leitung von Prof. Bertram Bengsch, als Heisenberg-Professor Sektionsleiter an der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg, die Architektur der Immunzellen des HCC genauer erforscht. Das Fachmagazin „Gut“ veröffentlichte die Studie.

Die Tumore weisen immunreiches, immunarmes oder kompartimentalisiertes Gewebe auf

Mithilfe bildgebender Massenzytometrie analysierten die Wissenschaftler HCC-Gewebe von 101 Patienten. Sie entdeckten dabei in den unterschiedlichen Proben drei verschiedene Hauptgruppen der Immunarchitektur: immunarmes Tumorgewebe, immunreiches Tumorgewebe und kompartimentalisiertes Tumorgewebe, bei dem die Immunzellen auf bindegewebige Anteile des Tumors begrenzt sind.

Patienten mit immunreichem Gewebe profitieren am meisten von Immuntherapie

Ergebnisse der Studie: 

  • Patienten, die ein immunreiches Tumorgewebe aufwiesen, sprachen am besten auf die Therapie mit ICI an. Bei ihnen stabilisierte sich die Erkrankung und das progressionsfreie Überleben verlängerte sich signifikant auf durchschnittlich 8,3 Monate.

  • Bei Patienten mit kompartimentalisiertem Tumorgewebe war der Therapieerfolg nicht ganz so gut, aber besser als bei Patienten mit immunarmem Gewebe. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 6,6 Monate.

  • Bei Erkrankten mit immunarmem Tumorgewebe betrug das progressionsfreie Überleben im Durchschnitt nur 4,1 Monate.

Patientenorientierte Tumormedizin

Die Ergebnisse dieser Studie sind ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer personalisierten Tumortherapie. „Mit diesem Wissen könnten wir in Zukunft die Patient:innen identifizieren, bei denen eine Immuntherapie besonders vorteilhaft ist und daher frühzeitig angewandt werden sollte, sowie die, bei denen zusätzliche Therapien sinnvoll sind“, so Prof. Bengsch.

Quelle:

Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg

S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Hepatozellulären Karzinoms und biliärer Karzinome

Zentrum für Krebsregisterdaten

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