HPV-Erstimpfungen steigen – doch Deutschland bleibt hinter den WHO-Zielen zurück
Marzena SickingDie Zahl der HPV-Erstimpfungen bei Kindern und Jugendlichen ist 2023 um 12 Prozent gestiegen. Doch das Vor-Pandemie-Niveau ist noch nicht erreicht.
Nach jahrelangem Rückgang steigt die Zahl der HPV-Erstimpfungen in Deutschland wieder an. Laut der neuen DAK-Studie zur Krebsvorsorge erhielten 2023 rund 585.000 Kinder und Jugendliche die erste Impfdosis gegen Humane Papillomviren (HPV). Das entspricht einem Anstieg um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch liegt die Impfrate noch immer 30 Prozent unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Experten fordern daher verstärkte Aufklärung und mehr Präventionsmaßnahmen.
Impfrate steigt – besonders bei den Jüngsten
Die Studie zeigt einen besonders starken Anstieg bei den Neunjährigen: In dieser Altersgruppe wurden 2023 21 Prozent mehr Erstimpfungen durchgeführt als im Vorjahr. In der Altersklasse der 9- bis 14-Jährigen lag das Wachstum bei 18 Prozent. Dennoch bleibt die Impfrate insgesamt zu niedrig. Besonders Jungen sind weiterhin unterrepräsentiert – hier wurden 36 Prozent weniger Erstimpfungen als 2019 verzeichnet.
Warum ist die HPV-Impfung so wichtig?
HPV-Infektionen gelten als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs sowie für Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Bereich, an den Geschlechtsorganen und im After. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung bereits seit 2007 für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Die Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen, um das Infektionsrisiko effektiv zu senken.
DAK-Gesundheit startet HPV-Impfberatung ab April 2025
Um die Impfquote weiter zu erhöhen, bietet die DAK-Gesundheit ab dem 1. April 2025 eine kostenfreie HPV-Impfberatung in Kinder- und Jugendarztpraxen an. Das Angebot richtet sich an 9- bis 14-Jährige, die bislang noch nicht geimpft wurden. Ziel ist es, Eltern frühzeitig über die Vorteile der Impfung zu informieren und offene Fragen zu klären.
WHO-Ziele noch weit entfernt – Experten fordern mehr Prävention
Trotz der positiven Entwicklung bleibt Deutschland hinter den internationalen Zielen zurück. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert, dass bis 2030 mindestens 90 Prozent aller Mädchen gegen HPV geimpft sind. Davon ist Deutschland noch weit entfernt. Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), betont die zentrale Rolle der Arztpraxen: „Langfristig könnten durch konsequente Impfprogramme schwere Erkrankungen verhindert und die Gesundheitskosten gesenkt werden.“
HPV-Impfung auf einen Blick
Wer sollte geimpft werden?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren.
Wie viele Dosen sind nötig?
9 bis 14 Jahre: Zwei Impfdosen im Abstand von mindestens 5 Monaten.
Ab 15 Jahren: Drei Impfdosen erforderlich.
Warum ist die Impfung wichtig?
HPV-Infektionen sind die häufigste Ursache für Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Bereich, an den Geschlechtsorganen und im After.
Wer übernimmt die Kosten?
Gesetzliche Krankenkassen zahlen die Impfung für alle Jugendlichen bis 17 Jahre. Einige Kassen – darunter die DAK-Gesundheit – übernehmen die Kosten auch für 18- bis 26-Jährige.
Ziel der WHO bis 2030:
90 % aller Mädchen sollen bis zum 15. Lebensjahr geimpft sein.
Mindestens 70 % aller Frauen sollen bis 35 und erneut bis 45 Jahren auf HPV getestet werden.
90 % der Frauen mit auffälligem Befund sollen behandelt werden.