Geburtsposition: Welche macht Frauen zufrieden?
Constanze PolenzAuf dem Geburtshocker sitzend, auf der Matte kniend, aufrecht stehend oder in Rückenlage – Frauen, die sich die Geburtsposition selbst aussuchen konnten, waren laut einer Studie zufriedener mit der Geburt.
Früher gebaren Frauen ihre Kinder meistens in aufrechter Haltung. Das ist auch heute noch in vielen Kulturen üblich: Schwangere gebären im Sitzen, Stehen oder Knien. In westlichen Ländern hat sich das im 17./18. Jahrhundert geändert. Seitdem bringen Gebärende dort ihre Kinder überwiegend in der Rückenlage zur Welt. Das hängt damit zusammen, dass Hebammen, Geburtshelfer oder Ärzte so den besten Zugang zum Geburtsweg haben, um geburtshilfliche Untersuchungen oder instrumentelle Eingriffe vorzunehmen.
Leitlinie empfiehlt: Rückenlage vermeiden
Ob eine Geburtsposition besser als eine andere ist, ist bis heute nicht sicher geklärt. Die S3-Leitlinie „Vaginale Geburt am Termin“ empfiehlt für die Position in der Austreibungsphase: „Die Gebärende soll dazu angehalten werden, die Rückenlage in der Austrittsphase zu vermeiden. Sie soll motiviert werden die Position einzunehmen, die sie als angenehm empfindet.“
Forscher der Universitätsklinik Bonn (UKB) und der Universitäten Bonn und Köln haben unter Federführung von Prof. Nadine Scholten, Leiterin des Zentrums für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKB, in einer Studie untersucht, wie zufrieden Frauen acht oder zwölf Monate nach der Entbindung mit der Geburt waren. Das Fachmagazin „Archives of Gynecology“ publizierte die Ergebnisse.
78 Prozent der Frauen gebären in Rückenlage
Die Wissenschaftler werteten dazu Fragebogen von 761 Frauen aus, die vaginal und ohne Einsatz von Instrumenten entbunden hatten. Die meisten Frauen, nämlich 78 Prozent, hatten ihre Kinder liegend zur Welt gebracht. Drei Viertel von ihnen in Rückenlage und ein Viertel in Seitenlage. Von den restlichen Müttern hatten 13 Prozent kniend entbunden, fünf Prozent hockend und vier Prozent stehend.
Insgesamt 69 Prozent aller befragten Frauen konnten die Geburtsposition einnehmen, die sie sich selbst ausgesucht hatten. Vor allem die aufrechten Positionen waren überwiegend selbstgewählt. Anders bei den Frauen, die liegend entbunden hatten. Von ihnen gab mehr als ein Drittel an, dass sie die Position nicht freiwillig gewählt hatten. Der häufigste Grund dafür waren Anweisungen des medizinischen Personals. Einschränkungen durch CTG oder PDA waren seltener dafür verantwortlich.
Selbstbestimmte Geburtsposition macht zufriedener
Es stellte sich heraus, dass nicht eine bestimmte Position zu mehr Zufriedenheit als eine andere führte, sondern es darauf ankam, dass die Mütter sie selbstbestimmt gewählt hatten. Auch Gebärende, die sich freiwillig für die Rückenlage entschieden, waren zufriedener. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen - zumindest hinsichtlich der Zufriedenheit - die Empfehlung der Leitlinie, Frauen dazu zu ermuntern, eine Position ihrer Wahl einzunehmen, die ihnen gut tut. Prof. Brigitte Strizek, Direktorin der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am UKB und Co-Autorin der Studie, ergänzt dazu: „Wenn eine bestimmte Position aus medizinischer Sicht für die Gebärende von Vorteil wäre, müssen wir als geburtshilfliche Teams dies den Frauen besser erklären, damit sie möglichst selten das Gefühl haben, über die Geburtsposition nicht selbst bestimmt zu haben.“
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