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Medizin

Weltweit sind schätzungsweise 250 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis B-Virus (HBV) infiziert. Die Standardtherapie besteht aus der Gabe von Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga, welche die HBV-Replikation unterdrücken und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder verhindern.

Hepatitis-B-Patienten müssen dauerhaft Medikamente nehmen

Nach Einschätzung internationaler Fachgesellschaften kann die Behandlung beendet werden, wenn kein Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HBsAg) mehr nachweisbar ist. Der Verlust von HBsAg wird als funktionelle Heilung der Hepatitis angesehen. Doch nur ein Prozent der Patientinnen und Patienten mit einer HBeAg-negativen Form der Erkrankung erreicht dieses Ziel.

Der Großteil der Betroffenen muss die Therapie daher lebenslang fortführen. Damit steigt das Risiko für einen Verlust der Knochendichte, eine Verschlechterung der Nierenfunktion und andere Nebenwirkungen. Außerdem entwickeln manche Patientinnen und Patienten mit der Zeit eine Resistenz gegenüber den Medikamenten.

Verlust von HBsAg bei Hepatitis B untersucht

Im Rahmen einer prospektiven, randomisiert kontrollierten Multicenter-Studie haben Forschende jetzt untersucht, ob sich durch das Absetzen einer antiviralen Langzeittherapie bei HBeAg-negativen Patientinnen und Patienten mit chronischer Hepatitis B ein Verlust von HBsAg erreichen lässt.

In die finale Analyse wurden insgesamt 158 Teilnehmende aus 25 deutschen Zentren eingeschlossen, die seit mindestens vier Jahren mit Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga behandelt wurden und dauerhaft weniger als 1.000 Kopien HBV-DNA pro Milliliter Blut (< 172 IU/ml) aufwiesen. Während die Hälfte der Probandinnen und Probanden die Therapie zu Studienbeginn beendete, führte die andere Hälfte ihre Behandlung wie gewohnt fort.

Chancen auf Heilung nach Infektion mit Hepatitis B-Virus

Nach 96 Wochen konnte bei acht Teilnehmenden (10,1 %), welche die Therapie abgesetzt hatten, ein HBsAg-Verlust beobachtet werden. In der Kontrollgruppe mit fortgeführter Therapie erreichte hingegen keine Person dieses Ziel. Besonders effektiv war der Therapiestopp bei Patientinnen und Patienten mit Ausgangs-HBsAg-Werten von weniger als 1.000 IU/ml. Von ihnen erzielten 28 Prozent eine funktionelle Heilung.

Insgesamt wiesen 40,5 Prozent der Teilnehmenden nach Absetzen der Therapie eine anhaltende Remission auf, definiert als HBV-DNA unter 2.000 IU/ml und Normalisierung der Alanin-Aminotransferase (ALT) in allen nachfolgenden Untersuchungen bis Woche 96. Bei 13,9 Prozent musste die Therapie erneut eingeleitet werden. In der gesamten Beobachtungszeit traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Therapiestopp auf.