Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Medizinrecht

Dringende Gesundheitsfragen schnell und unkompliziert per Mail oder Telefon beantwortet bekommen: Das wünschen sich viele Patienten von ihrem Arzt. Während der Corona-Krise steigt die Nachfrage und auch die Bereitschaft der Ärzte, aus der Distanz zu informieren. Doch Praxisinhaber, die einen solchen Service anbieten, sollten vorsichtig sein. Die Gefahr, dass sensible Daten von fremden Ohren mitgehört werden oder in die falschen Hände geraten, ist groß – und damit auch das Risiko, unwillentlich gegen die Schweigepflicht zu verstoßen.

So geschehen in einem Feldversuch einer bekannten Verbraucherschutzorganisation. Die testete die Bereitschaft von Hausarztpraxen, auf Mails oder Telefonanrufe von Patienten, aber auch deren Angehörigen zu reagieren. Ergebnis: In der überwiegenden Zahl der Fälle waren die Mitarbeiter der Praxen ausgesprochen serviceorientiert, gaben bereitwillig Auskunft über Befunde und bestehende Termine. Maßnahmen, um die Identität des Anrufers oder Schreibers einwandfrei festzustellen, ergriffen jedoch nur die Wenigsten. Teils wurden selbst vollständige Laborblätter unverschlüsselt versandt – auch an wenig seriös wirkende E-Mail-Adressen.

Praxismitarbeiter schriftlich belehren

Um sich selbst abzusichern, ist es hilfreich, wenn alle Praxismitarbeiter, auch Auszubildende und Hilfskräfte, schriftlich über die Wichtigkeit von Diskretion und Verschwiegenheit im Hinblick auf Patientendaten belehrt werden. Diese Verpflichtung können Sie auch in die Arbeitsverträge aufnehmen. Wichtig ist, dass alle Mails mit sensiblen Daten verschlüsselt werden oder setzen Sie, wenn der Zeitrahmen es zulässt, auf den guten alten Brief.

Datenschutz beginnt bei der Praxiseinrichtung

In modernen Arztpraxen gehen Empfang und Wartebereich oft ineinander über. Solch offene Raumkonzepte sind optisch zwar ansprechend. Unter Datenschutzaspekten erweisen sie sich aber meist als schwierig. Stehen an der Anmeldung mehrere Patienten hintereinander, hören sie fast zwangsläufig mit an, wie ihr Vordermann heißt, wie er versichert ist und wegen welcher Beschwerden dieser die Praxis aufsucht. Um dieses Problem zu umgehen, kann man Staus am Empfang vermeiden und Patienten um Diskretionsabstand bitten. Sorgen Sie am besten auch dafür, dass Ihr Personal die Möglichkeit hat, ungestört mit Patienten zu telefonieren. Ist das nicht möglich, sollten Ihre Mitarbeiter unbedingt auf die namentliche Ansprache des Kommunikationspartners verzichten, vor allem, wenn während des Gesprächs auch Befunde, Überweisungen oder die Medikation thematisiert werden. Stellen Sie auch Faxgeräte und Monitore so auf, dass sie nicht einsehbar sind.