Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Wie der Start der ePA verläuft, bleibt für die meisten Ärzte mit eigener Praxis noch abzuwarten. Denn der Zeitplan verschiebt sich: Erst nach einer Testphase ab dem 15. Januar in vier Modellregionen (Franken, Hamburg, Nordrhein und Westfalen-Lippe) soll der bundesweite Rollout erfolgen. Von der Patientenakte in digitaler Form erhoffen sich Arztpraxen einerseits eine einfachere und schnellere Kommunikation, andererseits fürchten sie einen hohen Mehraufwand – insbesondere durch zusätzliche zeitintensive Verwaltungsaufgaben.

Das ist eines der Ergebnisse aus dem PraxisBarometer Digitalisierung 2024, den das IGES Institut zum siebten Mal im Auftrag der KBV erhoben hat. An der Befragung haben insgesamt 2.609 Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeuten teilgenommen. Neben den Bedenken bei der Einführung der neuen ePA zeigt sich, dass die Telematikinfrastruktur (TI) weiterhin störanfällig ist: 15 Prozent der Befragten berichten von täglichen Störungen und Fehlermeldungen, bei 43 Prozent treten sie wöchentlich auf.

Digitalisierung: eRezept und eAU sind in Praxen etabliert

Gleichzeitig gibt es laut PraxisBarometer in Sachen Digitalisierung einen klaren Aufwärtstrend: Immer mehr Praxen setzen auf digitale Kommunikation untereinander und bauen digitale Services für ihre Patientinnen und Patienten aus. Demnach bieten 38 Prozent eine Online-Rezeptbestellung an, 37 Prozent die Verordnung digitaler Anwendungen (DiGA). Nach anfänglichen Schwierigkeiten sowohl das eRezept als auch eAU inzwischen fester Bestandteil des Praxisalltags. 94 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte nutzen das eRezept, die eAU ist in 95 Prozent der Praxen etabliert. Gut zwei Drittel der Befragten sind mit beiden digitalen Anwendungen zufrieden.

Trotz der positiven Entwicklungen sieht KBV- Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner noch Verbesserungsbedarf: „Der stationäre Sektor muss nun bei der Digitalisierung nachziehen.“ Die digitale Kommunikation mit den Krankenhäusern hinke weiterhin hinterher, stattdessen sei nach wie vor fast ausschließlich die Papierform üblich, obwohl 72 Prozent der Befragten einen hohen Nutzen im digitalen Entlassbrief sehen.

Bei Praxisverwaltungssystemen besteht Verbesserungsbedarf

In diesem Jahr berücksichtigt die Auswertung der Ergebnisse des PraxisBarometers Digitalisierung erstmals die eingesetzten Praxisverwaltungssysteme (PVS) der Ärzte und Psychotherapeuten. Sowohl bei der Dauer der elektronischen Signatur als auch bei der Häufigkeit der Störungen der TI zeigen sich deutliche Unterschiede in der Performance der einzelnen Produkte. Die Mehrzahl der Praxen (55 Prozent) plant dennoch keinen Wechsel. Zu hoch sei unter anderem der personelle, zeitliche und finanzielle Aufwand dafür, viele denken auch, dass ein alternatives PVS die Probleme nicht löst. Wer einen Wechsel vollzogen hat, zeigt sich im Durchschnitt zufriedener, vor allem in den Kategorien Erreichbarkeit der Hotline und Schnelligkeit der Problemlösung. Die KBV fordert daher vom Gesetzgeber wirksame Maßnahmen, um Hürden für einen PVS-Wechsel abzubauen.