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Gynäkologie

Die Prävalenz von Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) hat in den letzten Jahren in Deutschland zugenommen: 2013 lag die altersstandardisierte Prävalenz noch bei 4,7 Prozent und stieg bis 2021 auf 8,5 Prozent, so eine Analyse des Robert Koch-Instituts.

Schwangerschaftsdiabetes erhöht Risiko von Komplikationen

In Deutschland haben alle Schwangeren Anspruch auf eine Untersuchung auf Diabetes mellitus. Denn Diabetes in der Schwangerschaft erhöht das Risiko von Komplikationen für Mutter und Kind, sowohl während der Schwangerschaft als auch bei der Geburt. Unter anderem ist die Gefahr einer Frühgeburt gegeben.

Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, die erhöhten Blutzuckerwerte zu senken. Empfohlen wird den betroffenen Frauen eine Ernährungsumstellung und Bewegung. Manchmal ist auch eine medikamentöse Unterstützung oder eine Insulinbehandlung notwendig.

WHO: Schwangere sollten in der Woche 150 Minuten moderat aktiv sein

Die WHO empfiehlt Schwangeren mindestens 150 Minuten moderate aerobe Aktivität pro Woche. Ob diese Empfehlungen auch auf Schwangere mit Gestationsdiabetes angewendet werden sollten, hat ein chinesisches Forscherteam jetzt untersucht. Ihre Ergebnisse hat das Fachmagazin „Jama Network Open“ veröffentlicht.

Insgesamt schlossen die Wissenschaftler 1.427 schwangere Frauen mit Gestationsdiabetes und einem Durchschnittsalter von rund 31 Jahren in ihre Studie ein. Um die körperliche Aktivität zu messen, trugen die Frauen während der 24. und 26. Schwangerschaftswoche für durchschnittlich 11 Tage einen dreiachsigen Beschleunigungsmesser am Handgelenk. 80 (5,6 Prozent) dieser Frauen hatten eine Frühgeburt, d.h. ihre Kinder kamen vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt.

Regelmäßige Bewegung führte zu geringerem Frühgeburtsrisiko

Die Auswertung kam zu folgenden Ergebnissen:

  • 66 Frauen bewegten sich weniger als 30 Minuten täglich. Bei ihnen lag die Frühgeburtsrate bei 16,66 Prozent.

  • Insgesamt 1.361 Frauen waren körperlich aktiv und bewegten sich täglich mehr als 30 Minuten mit mittlerer bis hoher Intensität. Bei ihnen zeigte sich eine umgekehrte Assoziation zu Frühgeburten.

  • 336 dieser Frauen bewegten sich zwischen 30 bis 60 Minuten täglich. Von ihnen hatten 5,9 Prozent eine Frühgeburt.

  • 1.025 der aktiven Frauen bewegten sich täglich mehr als eine Stunde. Wobei das Risiko einer Frühgeburt bei einer täglichen Bewegung bis zu 74 Minuten weiter abnahm. Bewegten sie sich hingegen mehr als 74 Minuten, hatte das keinen weiteren Effekt.

  • Ein Teil der aktiven Frauen bewegte sich regelmäßig jeden Tag und ein anderer Teil war am Wochenende besonders aktiv. Bei beiden Gruppen war das Risiko einer Frühgeburt verringert.

Die Studie zeigt, wie wichtig die Empfehlung, sich ausreichend zu bewegen, gerade für Schwangere mit Gestationsdiabetes sein kann. Dabei ist es unerheblich, ob sie sich täglich moderat zwischen 30 und 74 Minuten bewegen oder an einzelnen Tagen besonders intensiv.

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