KBV-Berufsmonitoring: Was Medizinstudierende sich wünschen
Heiko FeketeWie stellt sich der ärztliche Nachwuchs seine berufliche Zukunft vor? Wollen sich Medizinstudierende später niederlassen oder lieber nicht? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert eine groß angelegte Befragung der KBV. Ein Trend wird dabei deutlich sichtbar.
Für alle Niedergelassenen, die ärztliche Angestellte suchen oder ihre Praxis bald abgeben möchten, ist die Studie „Berufsmonitoring Medizinstudierende“ besonders interessant.
Bereits zum vierten Mal hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Fakultätentag, der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) und der Universität Trier das „Berufsmonitoring Medizinstudierende“ durchgeführt. Befragt wurden Mitte 2022 etwa 8.600 Medizinstudierende an deutschen Hochschulen.
Das wünschen sich junge Ärzte am meisten
Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist die Rolle der Work-Life-Balance für den medizinischen Nachwuchs. Freizeit, Familie und Beruf zu vereinbaren ist einer der meistgenannten Wünsche und bestimmt maßgeblich die Wahl des Arbeitsplatzes.
Auch eine gute Zusammenarbeit im Team und die Förderung von Teamstrukturen wird häufig genannt. Das zeigt sich unter anderem bei der ärztlichen Delegation (siehe Infokasten unten).
Darum präferiert die Mehrzahl der Befragten, die im ambulanten Bereich tätig werden wollen, eine Anstellung in der Praxis oder im MVZ.
Klares Bild bei Niederlassungen
Das KBV-Monitoring geht außerdem im Detail der Frage nach, wie junge Medizinerinnen und Mediziner zur Niederlassung stehen.
Eine knappe Mehrheit (50,5%) würde sich eher in einer Gemeinschaftspraxis oder einer ähnlichen Form niederlassen, nur fünf Prozent der Umfrageteilnehmer bevorzugen eine Einzelpraxis. 44,5 Prozent halten sich beide Optionen offen.
Was die Befragten zwischen den Zeilen kritisieren
Die Ergebnisse im Einzelnen lassen allerdings nicht darauf schließen, dass die Niederlassungsbereitschaft bei den Medizinstudierenden gewachsen ist. Denn sie geben keine Information darüber, ob sich die betreffenden Personen am Ende auch tatsächlich niederlassen werden.
An dieser Stelle üben die Beteiligten auch Kritik an der aktuellen Ausgangslage: Viele sehen in einer Niederlassung ein hohes wirtschaftliches Risiko, bürokratische Hürden schrecken zusätzlich ab.
Auch die Bedarfsplanung der KVen in ihrer aktuell geltenden Form erschwert es einigen Studierenden zufolge, sich flexibel niederzulassen.
Das fordern Verantwortliche
In einer Stellungnahme zur Befragung nennt der bvmd Lösungsansätze, um die Niederlassung für angehende Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu machen.
Demnach fordert die Interessensvertretung, dass der medizinische Nachwuchs während des Studiums zielgerichtet auf eine mögliche Niederlassung vorbereitet wird – dazu zähle auch, sich mit den Risiken genauer auseinanderzusetzen.
Die Studienplätze pauschal zu erhöhen, wie es von politischen Akteuren oft gefordert wird, sieht der bvmd nicht als Allheilmittel. Vielmehr gehe es zusätzlich darum, die Qualität der Lehre und die Betreuung während eines praktischen Blockpraktikums beispielsweise zu verbessern.
Mehr Delegation durch Ärzte? Umfrage zeigt klare Tendenz
Ärztliche Aufgaben nicht ausschließlich alleine vollziehen, sondern auch an andere medizinische Berufsgruppen übertragen: Das können sich immer mehr Medizinstudierende vorstellen.
Im KBV-Monitoring von 2022 gaben 71,8 Prozent der Befragten an, dass sie diese Entwicklung begrüßen. 2018 waren es 68,2 Prozent, bei der Befragung von 2014 etwas mehr als die Hälfte (50,6 Prozent).
Aus Stellungnahmen lässt sich gleichzeitig herauslesen, dass die Rahmenbedingungen stimmen müssen – Personalengpässe und wirtschaftliche Überlegungen könnten eine solche Übertragung erschweren.
Der Trend zu mehr Offenheit hinsichtlich ärztlicher Delegation deckt sich mittlerweile auch mit offiziellen Positionen: So hat der 127. Deutsche Ärztetag im vergangenen Jahr für interprofessionelle Teams unter ärztlicher Leitung plädiert, um damit Ressourcen im Gesundheitswesen einzusparen.