Hygienekonzepte: Pandemieplanung für Ihre Arztpraxis
A&W RedaktionHygienestandards sind zum Schutz von Praxisteam und Patienten essentiell. Doch während einer Pandemie reichen diese nicht aus. Die Hygienekonzepte sollten deshalb durch weitere Maßnahmen ergänzt werden.
Medizinisches Fachpersonal ist während einer Pandemie besonderen Gefahren ausgesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich mit SARS-CoV-2 infiziert, ist deutlich höher als bei anderen Berufsgruppen, daher sind Hygienekonzepte immens wichtig. So kam es Ende Oktober zu einem Großausbruch in einem Krankenhaus im bayerischen Schongau. Alle 600 Mitarbeiter wurden in Quarantäne geschickt und die Hygienepläne vom Gesundheitsamt überprüft.
Checklisten und Mustervorlagen für Arztpraxen
Auch für Arztpraxen ist es jetzt wichtig, ihre Hygienepläne an die Pandemie anzupassen, denn das Risiko einer Erregerübertragung steht grundsätzlich im Raum. Das Kompetenzzentrum Hygiene und Medizinprodukte der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat daher den Leitfaden „Pandemieplanung in der Arztpraxis“ herausgebracht, an dem sich Praxisinhaberinnen und -inhaber orientieren können. Darin finden sich zahlreichen Checklisten und Mustervorlagen, die je nach Bedarf als Blaupause dienen können. Im Internet finden Sie die Vorlagen unter: https://t1p.de/tkgv.
In den Checklisten werden alle Bereiche dargestellt, die für die Pandemieplanung zu bedenken sind. Einer umfasst beispielsweise Fragen rund um die Praxisorganisation. Zu prüfen ist hier der Einsatz von Mitarbeitern. Haben sie ausreichenden Impfstatus? Müssen Kolleginnen oder Kollegen freigestellt werden, weil sie ein erhöhtes Risiko haben? Was ist zu tun, wenn sich ein Mitarbeiter mit SARS-CoV-2 infiziert? Wer führt patientenferne oder -nahe Tätigkeiten aus? Wie sieht es mit der Gewährleistung von Schutzmaßnahmen aus? Ist für alle genügend persönliche Schutzausrüstung (PSA) vorhanden?
Steuerung der Patientenkontakte
Praktische Hilfestellung bietet vor allem auch der Punkt „Steuerung der Patientenkontakte“. Schließlich fragen sich so manche Praxisinhaber, wie sie in der Winterzeit überfüllte Wartezimmer vermeiden können. „Die Räumlichkeiten in meiner Praxis sind beschränkt“, erzählte uns ein Kollege am Telefon. „Im Sommer habe ich es so gelöst, dass Patienten auch vor der Arztpraxis warteten. Das wird im Winter nicht mehr gehen. Wie ich das jetzt handhaben soll, weiß ich nicht.“
Denn COVID-19-Verdachtspatienten müssen von anderen Patienten räumlich getrennt werden. Und nicht nur das! Nicht alle Erkrankungsverdächtigen sind infiziert. Werden sie mit COVID-19-Erkrankten gebündelt, sind sie einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt. Theoretisch sollte auch hier eine räumliche Trennung von nachweislich Infizierten und Verdachtspatienten erfolgen. Doch nicht jede Praxis bietet dafür Platz. Daher ist nun häufig Kreativität gefragt.
Um dieses Problem zu umgehen, haben einige Kollegen eine Infektionssprechstunde eingerichtet, während der keine anderen Patienten kommen. Durch gezieltes Einbestellen können zusätzlich die Wartezeit und das Aufeinandertreffen vieler Patienten reduziert werden. Es kann auch hilfreich sein, die bestehenden Räumlichkeiten umzufunktionieren und wenn möglich verschiedene Ein- und Ausgänge – zum Beispiel über eine Terrassentür – zu schaffen. Bodenmarkierungen, Hinweisschilder und Absperrungen können die Patienten wie auf einer Einbahnstraße durch die Praxis führen. Im Wartezimmer können die Stühle weiter auseinandergestellt und mit Trennwänden voneinander separiert werden. Es ist zudem ratsam, keine Zeitschriften, Spielsachen oder Getränke anzubieten, dafür Handdesinfektionsmittel am Eingang, Empfang und im Wartezimmer.
Besonderer Schutz für das Personal
Aber nicht nur die Patienten, auch das Personal sollte geschützt werden. Daher ist während der Pandemie besonders die PSA von Bedeutung (siehe Kasten). Sie umfasst langärmelige Schutzkittel, medizinische Einmalhandschuhe, Mund-Nasen-Schutz, FFP2- und FFP3-Masken sowie eine Schutzbrille. Ergänzend dazu reicht die Basishygiene in einer Praxis nicht mehr aus. Alle Flächen, medizinischen Geräte und Materialien müssen zum Beispiel nach einer Behandlung an COVID-19-Verdachtspatienten desinfiziert werden, bei Bedarf mehrmals täglich. Geeignete Mittel zur Desinfektion von SARS-CoV-2 sind die mit Wirkbereich „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid Plus“ und „viruzid“. Diese umfassenderen Hygienemaßnahmen sind jetzt wichtig, damit Übertragungswege unterbrochen werden.
Bevorratung der PSA
Als Richtschnur für den Vorrat an PSA kann gelten:
- drei MNS je Mitarbeiter/Arbeitstag
- zwei FFP2-Masken pro Arbeitstag und Mitarbeiter mit geringem Infektionsrisiko
- eine FFP3-Maske je Mitarbeiter mit hohem Infektionsrisiko
- ein Paar Handschuhe pro zu behandelnden Patienten
- Schutzkittel bei Bedarf wie patientennahen oder aerosol-bildenden Tätigkeiten
- eine Schutzbrille pro Mitarbeiter