3 Arten der Positionierung, die eine Praxis attraktiv machen
Wolfgang ApelIst eine Positionierung wichtig? Für Ärzte ist es heute bedeutsamer denn je, mit ihrer Arztpraxis eine individuelle Positionierung einzunehmen. Damit machen sie sowohl Patienten als auch Mitarbeitern und Bewerbern deutlich, worin sich ihre Praxis von anderen Praxen der gleichen Fachrichtung unterscheidet. Welche Arten der Positionierung es gibt und wie diese aussehen können, verrät Ihnen Praxisberater und Betriebswirt Wolfgang Apel in diesem Fachbeitrag.
1 | Medizinische Positionierung der Praxis
Keine Frage: Grundlegend machen Ärzte der gleichen Fachrichtung aus medizinischer Sicht dasselbe. Doch in vielen anderen Bereichen unterscheiden sie sich immens voneinander. So haben die meisten Ärzte bestimmte medizinische Vorlieben oder Interessen, zu denen sie sich regelmäßig weiterbilden und mit denen sie sich besonders gern beschäftigen. Das unterscheidet sie klar von ihren Kollegen, deren Vorlieben und Interessen in einem anderen Bereich liegen. Für Patienten ist das eine spannende Information, denn sie wünschen sich einen Experten, der genau auf ihr Problem spezialisiert und auf dem aktuellen Stand der Forschung ist.
Tipp: Spezialisierung zeigen
Geben Sie sich auf Ihrer Website als Spezialist zu erkennen, werden Patienten Ihre Praxis vor anderen bevorzugen. Je klarer Sie Ihre medizinischen Interessen kommunizieren, desto mehr Patienten mit genau diesem Krankheitsbild oder Bedarf an der von Ihnen bevorzugten Behandlungsmethode werden in Ihre Praxis kommen.
Beispiel: Orthopäde für minimal-invasive Operationstechniken
Ein Orthopäde, mit dem wir zusammenarbeiten, ist auf minimal-invasive Operationstechniken von Händen und Ellenbogen spezialisiert. Er wird als Orthopäde jedoch auch von vielen Patienten mit Rückenschmerzen aufgesucht, die für ihn aus medizinischer Sicht einfach nicht interessant sind. Um seine medizinische Positionierung deutlich zu machen, zeigt er sich auf seiner Website mit einem Bild im OP. Dies wirkt abschreckend auf klassische Rückenschmerzpatienten, die nicht direkt im OP landen wollen. Patienten, die auf der Suche nach einer minimal-invasiven Operation sind, fühlen sich dagegen davon angezogen.
2 | Persönliche Positionierung
Es ist unbestritten, dass jeder Arzt allen Patienten gerne hilft. Dennoch ist es auch kein Geheimnis, dass es immer wieder Patienten gibt, auf die ein Arzt sich mehr freut als auf andere. Das liegt schlichtweg daran, dass der Termin einfach mehr Freude macht, wenn man sich sympathisch ist. Diese Sympathie entsteht oftmals durch Gemeinsamkeiten, beispielsweise eine ähnliche Altersgruppe, ähnliche Hobbys und Interessen oder ein ähnliches soziales Umfeld.
Tipp: Persönlichkeit zeigen
Verleihen Sie Ihrer Praxis eine persönliche Note, indem Sie Ihre Interessen beispielsweise durch Bilder oder andere Einrichtungsgegenstände zeigen. Auch in einem „Über mich“-Bereich auf Ihrer Website können Sie bereits einen Einblick geben. So kommen nach und nach immer mehr Patienten oder Bewerber in Ihre Praxis, die ähnliche persönliche Interessen haben wie Sie.
Beispiel: Augenarzt und Hobbyfotograf
Ein Augenarzt ist zugleich leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Er behandelt dementsprechend gern Patienten, die sich ebenfalls für Fotografie und Fototechniken interessieren. Um diese Patienten zu erreichen, kommuniziert er sein Hobby ganz offensiv auf seiner Website und stellt seine Fotos in der Praxis aus. Diese werden schnell zum Gesprächsthema zwischen ihm und seinen Patienten.
Tipp: Fokus auf einen Patiententypus
Alternativ können Sie sich auch auf einen bestimmten Patiententyp spezialisieren, mit dem Sie besonders gern zusammenarbeiten. Das ist sowohl für Sie als Arzt als auch für Ihre Mitarbeiter und Ihre Patienten von Vorteil, da sich die gesamte Praxis auf einen bestimmten Typus Mensch einstellt und seine Bedürfnisse abdeckt.
Beispiel: Orthopädin für Businessfrauen
Eine Orthopädin positioniert sich als Spezialistin für Businessfrauen. Diese Patientinnen haben einerseits aufgrund ihres Berufs ähnliche Beschwerden und Krankheitsbilder sowie auch ähnliche Erwartungshaltungen an eine Praxis. Beispielsweise wünschen sie sich an ihre Arbeitszeiten angepasste Öffnungszeiten. Der Fokus der Orthopädin liegt genau auf diesen Bedürfnissen und Erwartungen der Zielgruppe, die sich bei ihr bestens betreut fühlen.
3 | Technische Positionierung der Praxis
Bei der technischen Positionierung geht es um die Ausstattung Ihrer Praxis. Die Digitalisierung und künstliche Intelligenz halten Stück für Stück Einzug in den Alltag, doch viele Arztpraxen hängen noch hinterher. Sind Sie technisch besonders modern aufgestellt sind, macht sie das insbesondere für technik- und Internet-affine Patienten sowie Mitarbeiter und Bewerber interessant.
Tipp: zeitgemäßes Equipment
Durch den Einsatz moderner Geräte sprechen Sie insbesondere eine jüngere, gebildetere Zielgruppe an. Patienten versprechen sich eine noch bessere medizinische Behandlung, währende eine digitalisierte Praxis ein besonders attraktiver Arbeitgeber für innovationsoffene Mitarbeiter ist. So hat eine von uns unterstützte High-Tech-Praxis innerhalb von sechs Monaten sieben neue Mitarbeiter eingestellt, die alle mindestens die Mittlere Reife vorzuweisen haben.
Beispiel: KI-gestützte Software in der Zahnarztpraxis
Eine spannende Neuerung in der Zahnmedizin ist z. B. eine von der Charité in Berlin entwickelte KI-gestützte Software: Sie unterstützt die zahnmedizinische Diagnostik, indem sie in Sekundenschnelle auf einem digitalen Röntgenbild Läsionen markiert und schriftlich befundet. Bislang nutzt diese Technik nur eine sehr überschaubare Zahl von Zahnarztpraxen in Deutschland, obwohl die Zeitersparnis bei Befundung sowie Dokumentation enorm ist und die medizinische Versorgungsqualität dank höchster Genauigkeit der Software, vor allem für weniger erfahrene Zahnärzte, zunimmt.
Fazit: 3 Wege, wie Ihre Praxis unverwechselbar wird
Wenn Sie sich mit einer bunten Mischung an Patienten in Ihrer Praxis wohlfühlen, ist das absolut in Ordnung. Doch bei der Positionierung geht es nicht darum, Patienten, Mitarbeiter oder Bewerber von Ihrer Praxis auszuschließen. Vielmehr geht es darum, zu verdeutlichen, wofür Sie stehen, was Sie und Ihre Praxis ausmacht und sich so von anderen Praxen abzuheben. So werden automatisch immer mehr Menschen den Weg in Ihre Praxis finden, die für Sie medizinisch interessant sind, mit denen Sie sich persönlich gut verstehen oder die einem von Ihnen gewünschten Patiententypus entsprechen.
Zudem ist eine klare Positionierung für Mitarbeiter und potenzielle Bewerber ein wichtiges Kriterium. Besonders für qualifizierte und engagierte Mitarbeiter ist eine Praxis mit klaren Alleinstellungsmerkmalen deutlich attraktiver als eine Praxis, die sich nicht hervorhebt.