Wie viel Radsport ist gut für Herzpatienten?
A&W RedaktionFahrradfahren ist ein idealer Ausdauersport für Patienten mit koronarer Herzkrankheit, solange sich die Herzpatienten dabei nicht überlasten. Die Deutsche Herzstiftung gibt Tipps für ein schonendes Herz-Kreislauf-Training.
Regelmäßiger Ausdauersport wie Fahrradfahren kann Herzerkrankungen vorbeugen, aber auch das Fortschreiten einer koronaren Herzkrankheit verlangsamen und unter Umständen sogar ganz aufhalten. Denn Radfahren trainiert Herz und Lunge sowie die Gesäß- und Beinmuskulatur, was die Fitness und die Ausdauer der Patienten fördert. Gleichzeitig ist Radfahren gelenkfreundlich: Da das meiste Körpergewicht auf dem Sattel lastet, werden Hüft- und Kniegelenke geschont. Zudem hilft regelmäßiges Fahrradfahren den Patienten, ein gesundes Körpergewicht zu erreichen bzw. zu halten. Laut den Informationen der Deutschen Herzstiftung verbrennt man bereits durch eine halbe Stunde Radfahren mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 km/h in ebenem Gelände etwa 150 bis 250 Kilokalorien. Bei höheren Geschwindigkeiten oder Anstiegen sind es entsprechend mehr (bei 30 km/h ca. 450 kcal in 30 min).
Für einen positiven Trainingseffekt empfiehlt die Deutsche Herzstiftung ein moderates Ausdauertraining von mindestens 30 Minuten fünfmal pro Woche. Dieses Training kann in mehrere kleinere Abschnitte unterteilt sein – optimal seien hierbei Einheiten von je mindestens zehn Minuten. Je nach Leistungsvermögen ist auch ein intensiveres Training möglich mit einer entsprechend höheren Wirkung.
Die Deutsche Herzstiftung weist darauf hin, dass Patienten zu mehr Aktivität im Alltag motiviert werden sollten. So könnten sie statt mit dem Auto mit dem Rad zur Arbeit oder zum Bäcker fahren.
Vor dem Startschuss: Herzcheck!
Trotz der allgemeinen Empfehlungen ist ein individuell abgestimmtes Training für Herzpatienten am sichersten, damit sie sich nicht überfordern. Bevor sie aufs Rad steigen, sollten sich Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen deshalb kardiologisch untersuchen lassen. „Der Kardiologe kann mithilfe eines Belastungs-EKGs die individuelle Belastbarkeit des Herzens sowie den passenden Trainingspuls ermitteln. Zudem kann er den Einfluss von Herzmedikamenten auf das Herz-Kreislauf-System und die körperliche Leistungsfähigkeit überprüfen“, empfiehlt Prof. Jürgen Scharhag, Leiter der Abteilung für Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Prävention am Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien.
Überlastung vermeiden
„Für Menschen mit Herzkrankheiten ist es zudem empfehlenswert, mit einem Pulsmesser aufs Fahrrad zu steigen, um die Herzfrequenz im Blick zu behalten und einer Überlastung des Herzens vorzubeugen. Denn wie bei einem Auto sollte die Herzfrequenz nicht in den roten Drehzahlbereich kommen“, ergänzt Scharhag.
Patienten können den Ratgeber „Radfahren – gut fürs Herz, die Seele und die Umwelt“ der Deutschen Herzstiftung kostenfrei über herzstiftung.de beziehen.
Für ein Training ohne Pulsmesser gibt die Deutsche Herzstiftung den Patienten folgende Faustregel mit an die Hand: Man sollte zwar ins Schwitzen kommen, sich aber noch unterhalten können. Ein beschleunigter und tiefer Atem sei beim Radfahren normal, denn ohne Belastung werde das Herz-Kreislauf-System nicht trainiert. Fange man aber an zu keuchen, sei das Training zu intensiv. Bei auftretenden Beschwerden wie beispielsweise Angina pectoris oder Atemnot sollten die Patienten die Belastung sofort abbrechen und umgehend eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Vorteil Elektrofahrrad
Pedelecs (Pedal Electric Cycle) kombinieren Muskelkraft und Motor, wovon nach Meinung Scharhags Herzkranke profitieren können, weil die motorisierte Unterstützung die Herzfrequenz in einem gesunden Bereich halten kann.
Autorin: Sabrina Kempe/Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Herzstiftung vom 11. Mai 2021