Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Medizin

Wer im Internet nach „Low Carb“ sucht, findet zuhauf Erfahrungsberichte, Rezepte und Tipps, wie man mit diesem Ernährungstrend seine Traumfigur erreicht und gesund bleibt. Doch insbesondere bei Kindern und Jugendlichen fehlen ausreichende wissenschaftliche Belege für diese vermeintlichen Vorteile.

Im Gegenteil: Eine kohlenhydratarme Diät mit einer Einschränkung des Anteils an Kohlenhydraten auf weniger als 26 Prozent der täglichen Energiezufuhr könnte Minderjährigen unter Umständen sogar schaden. Dies gilt primär für extrem kohlenhydratarme Ernährungsformen wie der ketogenen Diät, bei der täglich nur etwa 20 bis 50 Gramm Kohlenhydrate oder weniger aufgenommen werden sollen.

In einer aktuellen Veröffentlichung rät die American Academy of Pediatrics (AAP) deshalb von einer unbeaufsichtigten Restriktion der Kohlenhydrate bei Kindern und Jugendlichen ab. Bedenken gibt es vor allem dahingehend, dass entsprechende Diäten zu einem Mangel an Nährstoffen, Wachstumsverzögerungen, einer Beeinträchtigung der Knochengesundheit und gestörtem Essverhalten führen könnten.

Diäten für Kinder nur in medizinischer Begleitung

Selbst bei minderjährigen Patienten mit Übergewicht, Diabetes oder einer Diabetes-Vorstufe sollte eine Umstellung auf eine kohlenhydratarme Ernährung nach Ansicht des amerikanischen Fachverbandes der Kinder- und Jugendärzte nur unter medizinischer Aufsicht erfolgen. Die AAP ermutigt Pädiater dazu, die Betroffenen bzw. deren Familien hinsichtlich einer gesunden Ernährungsstrategie zu beraten und sie bei der Umsetzung zu begleiten.

Sofern eine Gewichtsabnahme oder -erhaltung indiziert ist, sollte der Hinweis gegeben werden, dass hierfür eine energiereduzierte Ernährung wichtig ist – unabhängig vom Kohlenhydratgehalt. Insbesondere bei der Vorbeugung und Behandlung von Typ-2-Diabetes sprechen sich die amerikanischen Experten außerdem dafür aus, lediglich nährstoffarme Kohlenhydrate zu reduzieren. Diese finden sich unter anderem in verarbeiteten Lebensmitteln mit hohem Anteil an raffiniertem Getreide und zugesetztem Zucker sowie zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken. Eines der Hauptprobleme dabei: Chips, Süßigkeiten, Softdrinks und Co. rufen kein Sättigungsgefühl hervor.

Ernährungsstrategien mit Bewegung kombinieren

Als empfehlenswert erachtet die AAP dahingegen gesunde Ernährungsstrategien mit einem Fokus auf Lebensmittel mit nährstoffreichen Kohlenhydraten wie Obst, Gemüse und Vollkorn. Hierzu zählt beispielsweise die mediterrane Ernährung. Für Kinder und Jugendliche mit Diabetes oder Prädiabetes empfehlen die Experten darüber hinaus ein tägliches aerobes Training mit mäßiger bis starker Intensität für 60 Minuten.