Diabetes: Individueller Therapieplan für mehr Bewegung
Ines Schulz-HankeIn der Routine-Diabetes-Versorgung erhalten Patientinnen und Patienten für vielerlei einen Plan: für Medikamente, Insulin-Dosierungen und Ernährung. Nicht jedoch für die körperliche Aktivität. Das sollte sich ändern, befindet die Deutsche Diabetes Gesellschaft – und hat Hilfen zusammengestellt.
Während der Pandemie ist die Bevölkerung wortwörtlich sitzen geblieben: Um 28 Prozent haben die Sitzzeiten zugenommen. Das ist besonders fatal für Menschen mit Übergewicht und/oder Diabetes. Denn unter Bewegungsmangel leiden kardiorespiratorische und immunologische Fitness. Umgekehrt profitieren kardiovaskuläre und metabolische Gesundheit von mehr Bewegung und Diabetes-Therapieziele lassen sich damit besser erreichen.
Unterstützung für gezielte Bewegungsberatung
Um Ärztinnen und Ärzte bei der gezielten und strukturierten Bewegungsberatung zu unterstützen, hat die AG Diabetes, Sport und Bewegung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Anregungen für mehr Bewegung im Alltag gesammelt. Sie sollen die eigenmotivierte Bewegung fördern und eignen sich nicht nur als Einstieg.
- Während des Telefonierens oder Zähneputzens auf einem Bein balancieren
- Nicht Fahrstuhl oder Rolltreppe, sondern die Treppe nehmen
- Auch in Haus und Garten bietet sich Bewegung an: mit Elan staubsaugen, wischen oder Rasen mähen
- Zur Arbeit radeln oder laufen
- Bus oder Bahn eine Station früher verlassen und ein Stück des Wegs laufen
- Wer im Homeoffice, im Zug, am Arbeitsplatz oder während Wartezeiten lange sitzt, kann zwischendurch aufstehen und sich bewegen
Als zusätzliche Gesprächshilfe können Ärztinnen und Ärzte 26 Mut- und Sorgenkarten nutzen, um Ängste, Wünsche und Chancen im Zusammenhang mit physischer Aktivität anzusprechen und zu gewichten. Auf diese Weise können sie ihre Patientinnen und Patienten in eine eigene Therapieentscheidung zu begleiten. Der Bestell-Link für die Karten findet sich unter https://www.diabetes-bewegung.de/unsere-projekte.
Wirksam werden kann ein Bewegungskonzept nur, wenn es sich nachhaltig in den Patientenalltag integrieren lässt und wenn Bewegungsform, Reizdauer, Reizumfang und Intensität individuell passen. Ist der Einstieg geschafft, sollte die körperliche Aktivität in einem zweiten Schritt sanft gesteigert werden. So lässt sich wie bei Medikamenten die gewünschte Bewegungswirkung dosieren. Eine so individualisierte Planung hält darüber hinaus die Motivation der Patientin oder des Patienten hoch.