Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Dermatologie
Inhaltsverzeichnis

Bei einer groß angelegten Umfrage unter Patienten mit Hauterkrankungen stellte sich heraus, dass viele Aknepatienten stark unter der Erkrankung leiden. Etwa die Hälfte von ihnen gab an, dass ihr Arbeitsleben von der Erkrankung betroffen sei und dass sie unter Stigmatisierung sowie unter Nebenwirkungen der Therapie litten.

Auf der Suche nach neuen Therapieoptionen hat ein Forscherteam um Dr. Anne Gürtler von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München in einer Studie untersucht, wie sich Omega-3-Fettsäuren auf Akne vulgaris auswirken. Die Ergebnisse hat das Fachmagazin „Journal of Cosmetic Dermatology“ publiziert.

Kuhmilchprodukte scheinen an der Entstehung von Akne beteiligt zu sein

Inzwischen scheint es sich immer mehr herauszukristallisieren, dass die Ernährung einen großen Einfluss auf entzündliche Hauterkrankungen einschließlich Akne sowie andere entzündliche Erkrankungen ausübt. Manche Nahrungsmittel scheinen das Entzündungsgeschehen zu fördern, während andere entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen. „In Bezug auf Akne wurden hochverarbeitete Lebensmittel mit zugesetztem raffiniertem Zucker / gesättigten Fetten, Kuhmilch und Milchprodukte mit der Pathogenese von Akne in Verbindung gebracht, darunter Talgüberproduktion, veränderte Follikelverhornung, Entzündungen und Follikelbesiedlung mit Cutibacterium acnes“, schreiben die Studienautoren.

Omega-3-Fettsäuren sollen entzündungshemmend wirken

Omega-3-Fettsäuren sollen hingegen einen positiven Einfluss auf die Inflammation haben. In früheren Studien führte ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu einer Reduktion entzündlicher Hauterkrankungen.

Die Wissenschaftler der LMU untersuchten in der prospektiven Studie 60 Patienten, 58 von ihnen waren weiblich, mit einem durchschnittlichen Alter von 26,1 Jahren. 23 Patienten litten an Akne comedonica (AC), die anderen an Akne papulopustulosa (AP), im Durchschnitt seit 8,9 Jahren. Vier Wochen vor der Studie sowie währenddessen nahmen die Teilnehmer keine verschreibungspflichtigen Aknemedikamente zu sich. Nur eine Basishautpflege mit Waschlotion und Feuchtigkeitscreme war erlaubt.

Selbstzubereitete mediterrane Ernährung und Omega-3-Kapseln

Die Probanden wurden bei jedem Besuch zu Ernährung und anderen äußeren Einflussfaktoren beraten. Sie wurden angehalten, selber zu kochen und eine abwechslungsreiche, überwiegend mediterrane Ernährung zu sich zu nehmen, basierend auf pflanzlichen und unverarbeiteten Nahrungsmitteln. Fleisch und Milchprodukte sollten sie meiden.

Außerdem erhielten die Teilnehmer ein orales Omega-3-Präparat mit Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA).

Zu Beginn der Studie wiesen alle Teilnehmer, bis auf einen, ein EPA/DHA-Defizit auf, ein Drittel von ihnen sogar ein schweres Defizit. Die Werte wurden nach sechs, zwölf und 16 Wochen kontrolliert. Außerdem beurteilten die Ärzte jedes Mal das klinische Ausmaß der Akne und führten eine quantitative Talgspiegel-Messung durch. Die Patienten füllten Fragebögen zu ihrer Ernährung und zur Lebensqualität aus.

Hautbild und Lebensqualität verbesserten sich in der Studie

Die Ergebnisse der Studie:

  • Nach 16 Wochen war bei 33 Teilnehmern kein EPA/DHA-Defizit mehr nachweisbar.

  • Schon nach sechs Wochen hatte nur noch ein Patient ein schweres Defizit.

  • Zum Abschluss der Studie litten weniger Patienten an AP und mehr an AC.

  • Die Anzahl entzündlicher und nichtentzündlicher Akneläsionen reduzierte sich: Bei fast 80 Prozent der Teilnehmer verbesserte sich der klinische Befund. Bei rund 13 Prozent blieb er unverändert und bei 7,5 Prozent verschlechterte er sich.

  • Die Lebensqualität der Patienten, vor allem derjenigen mit AP, verbesserte sich.

Auch wenn bei schwerer Akne vulgaris verschreibungspflichtige Medikamente eingesetzt werden müssen, hat die Studie doch gezeigt, wie wichtig der Zusatznutzen einer angepassten Ernährung ist. „Um eine unnötige Verlängerung des Leidens und langfristige Narbenbildung zu vermeiden, darf das Potenzial von Lebensstil-Interventionen nicht vernachlässigt werden“, schreiben die Studienautoren.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren sind für den menschlichen Stoffwechsel essenziell. Da der Körper sie nicht selbst herstellen kann, müssen sie mit der Nahrung aufgenommen werden. In diesen Lebensmitteln stecken besonders viele Omega-3-Fettsäuren: Leinöl und Leinsamen, Walnussöl und Walnüsse, Rapsöl und Sojaöl, Lachs, Hering, Makrele und Forelle sowie Algenöl. Fische, Nüsse, Saaten und hochwertige Pflanzenöle sind auch Bestandteil der Mittelmeerdiät.