Versorgungsatlas-Kurzstudie: Diabetes auf dem Vormarsch
Sabrina KempeIn Deutschland erhielten 7,03 Millionen gesetzlich Versicherte im Jahr 2023 die Diagnose Typ-2-Diabetes. Die Inzidenz und die Prävalenz für diese chronische Stoffwechselerkrankung steigen wieder an – abhängig von Alter, Geschlecht und Region.
Die meisten Erwachsenen mit Diabetes mellitus weisen einen Typ-2-Diabetes auf, der zum einen bedingt ist durch eine Insulinresistenz und zum anderen durch die Erschöpfung der insulinproduzierenden Zellen.
Im September 2024 hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi), basierend auf bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten, eine Versorgungsatlas-Kurzstudie zur „Prävalenz und Inzidenz des diagnostizierten Diabetes mellitus Typ 2 im Zeitraum 2011 bis 2023“ veröffentlicht. Im Jahr 2023 lag die bundesweite Prävalenz bei 9,48 Prozent – mit steigender Tendenz. Die Erkrankungshäufigkeit nahm in den vergangenen Jahren zunächst von 9,12 Prozent im Jahr 2011 auf 9,56 Prozent 2016 zu und ging bis 2022 leicht zurück. Damit beziffert sich der relative Anstieg von 2011 bis 2023 auf vier Prozent.
Auffällig war nach Angaben des Zi, dass die alters- und geschlechtsstandardisierten Prävalenzzahlen in den ostdeutschen Flächenländern tendenziell höher lagen als im restlichen Bundesgebiet – auch wenn diese in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg insgesamt leicht abfielen. Hingegen waren im Saarland, in Nordrhein und in Hessen deutliche Anstiege zu verzeichnen. Die niedrigste Prävalenz wurde für Schleswig-Holstein und Hamburg festgestellt.
Diabetes-Inzidenz ist geschlechts- und altersspezifisch
Auch die Zahl der Neuerkrankungen klettert seit dem Jahr 2021 nach oben, obwohl die Inzidenz über einige Jahre rückläufig gewesen war. Im Jahr 2022 lag sie mit fast 510.000 Neuerkrankungen erneut ungefähr auf dem Niveau von 2014.
Männer erkrankten deutlich häufiger als Frauen. Nach Altersgruppen differenziert ergab sich, dass die Inzidenzschwankungen vor allem in den höheren Altersgruppen zu beobachten waren, wohingegen die Diabetes-Inzidenz bei den jüngeren Betroffenen relativ konstant geblieben ist. Die Untersuchung regionaler Unterschiede zeigte die höchste alters- und geschlechtsstandardisierte Inzidenz in Sachsen-Anhalt und im Saarland, die niedrigste in Schleswig-Holstein.
Herausforderung für Diabetes-Versorgung
Jedes Jahr würden mehr als 500.000 Erwachsene eine Typ-2-Diabetes-Neudiagnose erhalten, folgerte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried in einer Pressemitteilung des Zi. „Davon besonders betroffen sind einige Regionen in Ostdeutschland, aber auch in anderen Regionen Deutschlands mit bislang eher niedriger Prävalenz scheint die Erkrankungshäufigkeit wieder zuzunehmen. Das ist für die medizinische Versorgung in den besonders betroffenen Regionen eine große Herausforderung, da mit einer bestehenden Diabeteserkrankung oftmals Folge- und Begleiterkrankungen einhergehen, die zusätzliche Anforderungen an die verfügbaren Kapazitäten in den Praxen und Krankenhäusern der Region stellen“, ordnete er die Studienergebnisse ein.
Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes
Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes sind neben einer erblichen Veranlagung und Schwangerschaftsdiabetes ein ungesunder, aber veränderbarer Lebensstil: Übergewicht, Bewegungsmangel, unausgewogene (ballaststoffarme, fett- und zuckerreiche) Ernährung und Rauchen.
u. a. Pressemitteilung des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland