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Allgemeinmedizin

Wenn der Hautausschlag einer Gürtelrose verheilt, die Schmerzen aber länger als drei Monate bestehen bleiben, liegt eine Post-Zoster-Neuralgie vor. Das Risiko für diese Komplikation steigt mit dem Alter. Während etwa ein Drittel der 55- bis 59-Jährigen diese anhaltenden Nervenschmerzen entwickeln, sind es bei über 70-Jährigen etwa 70 Prozent. Bei jedem zehnten Betroffenen bleibt eine Post-Zoster-Neuralgie bestehen. Eine frühe Therapie ist entscheidend, um einer Chronifizierung der Schmerzen entgegenzuwirken.

Schmerzen, die im Zusammenhang mit der Herpes-Zoster-Infektion auftreten, gehören zu den neuropathischen Schmerzen. Sie entstehen infolge der Schädigungen von Nervenwurzeln und peripheren Nerven durch die Virusreaktivierung und Entzündung. Auch das zentrale Nervensystem kann beim Herpes Zoster mitbeteiligt sein, am häufigsten das Rückenmark. In der Regel beschränken sich die Schmerzen auf das Ausbreitungsgebiet der jeweils von den Viren befallenen Nerven.

Risiko für Post-Zoster-Neuralgie minimieren

Der erste Schritt, um nach Ausbruch der Gürtelrose einer Neuralgie entgegenzuwirken, ist eine frühzeitige, möglichst innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags einzuleitende orale antivirale Therapie mit Valaciclovir, Famciclovir, Brivudin oder Aciclovir. Bei immunsupprimierten Patienten oder Zoster im Kopf-Hals-Bereich erfolgt eine intravenöse antivirale Systemtherapie.

Individuelle Schmerztherapie bei Gürtelrose

In der Weiterbehandlung gibt es verschiedene Therapieoptionen, die auch in Kombination eingesetzt werden können.

  • Topika: Im Bläschenstadium kühlende, entzündungshemmende oder antiseptische Lösungen, bei verkrusteten Bläschen antiseptische Gele. Nach Abheilen der Bläschen können Pflaster mit acht Prozent Capsaicin und gegebenenfalls fünf Prozent Lidocain eingesetzt werden.

  • Antikonvulsiva: Pregabalin und Gabapentin werden initial und bei Risikofaktoren für Post-Zoster-Neuralgie möglichst innerhalb der ersten Tage nach Erscheinen der Bläschen eingeführt.

  • Antidepressiva: Neben der antidepressiven Wirkung können trizyklische Antidepressiva oder selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wie Duloxetin auch analgetische Effekte haben.

  • Opioide: Auch opioidhaltige Präparate können bei Bedarf eingesetzt werden. Das WHO-Stufenschema gilt hier als Grundlage.

  • Cannabinoide: Sie dienen als Add-on-Therapie, auch um die Dosis von Co-Analgetika, Antidepressiva und Anxiolytika und damit deren Nebenwirkungen zu reduzieren.

Bei anhaltenden Schmerzen empfiehlt sich das Hinzuziehen eines Neurologen, Schmerztherapeuten und Psychotherapeuten, gegebenenfalls innerhalb einer multimodalen Schmerztherapie.

Impfen: Vorbeugen statt behandeln

Die STIKO empfiehlt eine Herpes-zoster-Impfung mit einem Totimpfstoff für alle Personen über 60 Jahre sowie für Menschen mit Grunderkrankung oder Immunsuppression ab 50 Jahre. Das Impfschema sieht zwei intramuskulär injizierte Dosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten vor.

Quelle:

AWMF 013-023; www.neurologen-im-netz.org