Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Honorare

Die zuvor positive Entwicklung der wirtschaftlichen Lage der 102.000 Arzt- und Psychotherapiepraxen hatte sich bereits im Jahr 2017 abgeschwächt. Dieser Trend setzte sich in 2018 fort. Steigende Einnahmen wurden durch die Inflation sowie deutlich höhere Ausgaben, insbesondere für Personal und IT, weitgehend aufgezehrt. Unter Berücksichtigung der Verbraucherpreise war in den Jahren 2017 und 2018 deshalb ein deutlicher Rückgang der Jahresüberschüsse zu verzeichnen. Im Ergebnis bedeutet das einen fortschreitenden wirtschaftlichen Substanzverlust der Praxen in Deutschland.

Gesamteinnahmen und -ausgaben der Arztpraxen

2018 lag der Jahresüberschuss (Gesamteinnahmen minus Gesamtaufwendungen) je Praxisinhaber bei durchschnittlich 168.700 Euro. Unter Berücksichtigung der Inflationsrate sind die Jahresüberschüsse damit in 2017 um 0,1 % und in 2018 um 0,3 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahr gesunken. Zwar ergibt sich bei Betrachtung des Gesamtzeitraums 2015 bis 2018 eine Verbesserung der Überschusssituation von 6,8 %, doch das wird ausschließlich durch den noch starken Anstieg im Jahr 2016 (+7,3 % gegenüber dem Vorjahr) erreicht – seitdem geht es abwärts.

Einer der Hauptgründe dafür sind die Kosten in den Arztpraxen, denn die steigen weiter: Die Gesamtaufwendungen je Praxisinhaber nahmen zwischen den Jahren 2015 und 2018 um 12,8 % zu. Der Kostenanstieg überschritt also sichtbar die Entwicklung der Verbraucherpreise, die im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um 3,8 % zunahmen. Besonders stark war der Anstieg der Aufwendungen laut den Vorabergebnissen des Praxis-Panels mit 4,6 % gegenüber dem Vorjahr im Jahr 2018. Im Durchschnitt betrug der Anstieg 4,1 % jährlich.

Zugleich stiegen die Gesamteinnahmen je Praxisinhaber durchschnittlich nur um 3,8 % je Jahr. In den Jahren 2017 und 2018 war das Wachstum mit 2,6 und 3,0 %  sogar unterdurchschnittlich.

Ergebnisse in Gemeinschaftspraxen

In Gemeinschaftspraxen lagen die Jahresüberschüsse je Praxisinhaber im Jahr 2018 mit 199.700 Euro fast 30 % über denen der Einzelpraxen (154.800 Euro). Während das Wachstum der Jahresüberschüsse in Gemeinschaftspraxen im Jahr 2016 noch deutlich geringer war als in Einzelpraxen (5,5 im Vergleich zu 9,1 %), waren die Gewinnzuwächse in den Jahren 2017 und 2018 für beide Praxistypen relativ ähnlich und lagen bei 1,2 bis 1,5 %.

Das ist der schlimmste Kostentreiber

Die Aufwendungen für Personal verzeichneten im Beobachtungszeitraum mit einer Zunahme um 15.100 Euro bzw. 20,3 % je Praxisinhaber den stärksten absoluten Anstieg aller Ausgabenkategorien. Damit kann die Kostenmehrbelastung der Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten dem Bericht zufolge größtenteils auf den Faktor Personalaufwand zurückgeführt werden.

Bedeutung der GKV nimmt weiter zu

Auf der Einnahmenseite hat die Bedeutung der GKV-Einnahmen für die wirtschaftliche Lage über den Zeitraum von 2015 bis 2018 weiter zugenommen: Der Anteil der GKV-Einnahmen an den Gesamteinnahmen stieg von 76,0 % im Jahr 2016 auf 77,2 % im Jahr 2018. Die Einnahmen aus kassenärztlicher Tätigkeit stiegen über den Beobachtungszeitraum überdurchschnittlich stark (+13,6 %), während die Zuwachsrate bei den Privateinnahmen mit 6,6 % unter dem Durchschnitt lag. In Gemeinschaftspraxen lagen die Jahresüberschüsse je Praxisinhaber im Jahr 2018 mit 199.700 Euro fast 30 % über denen der Einzelpraxen (154.800 Euro). Während das Wachstum der Jahresüberschüsse in Gemeinschaftspraxen im Jahr 2016 noch deutlich geringer war als in Einzelpraxen (5,5 im Vergleich zu 9,1 %), waren die Gewinnzuwächse in den Jahren 2017 und 2018 für beide Praxistypen relativ ähnlich und lagen bei 1,2 bis 1,5 %.

Gesamteinnahmen je Praxisinhaber sind nicht das Einkommen

Wie immer muss man auch diesmal darauf hinweisen, dass die Gesamteinnahmen keinesfalls das Einkommen der Praxisinhaber sind. Dies wird leider immer wieder falsch kommuniziert. Tatsächlich ergibt sich das „Nettoeinkommen“ der Ärzte und Psychotherapeuten erst nach Abzug von Steuern, Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie zu Versorgungswerken und ggf. weitere Vorsorgeaufwendungen.

Was Ärzte wirklich verdienen

Werden vom Jahresüberschuss die Beiträge zur ärztlichen Altersvorsorge, zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Einkommenssteuer abgezogen, verbleibt ein durchschnittliches Nettoeinkommen in Höhe von 83.197 bzw. 74.137 Euro im Jahr 2018. Dies entspricht einem monatlich verfügbaren Einkommen in Höhe von 6.933 bzw. 6.178 Euro. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Arbeitszeiten der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten im Jahr 2018 ergibt sich daraus ein Netto-Stundensatz von 38 bzw. 34 Euro.