Welchen Einfluss haben Kosten auf die Vermögensplanung? So werden Sie reingelegt
Christian RumpChristian Rump ist einer von deutschlandweit weniger als 200 Honorar-Finanzanlageberatern und berät Unternehmer und Freiberufler in Fragen der langfristigen Vermögensplanung. Zu seinen Kunden zählen auch viele niedergelassene Ärzte. In unserer neuen Serie berichtet er über die spannendsten Fälle aus seiner Beratungspraxis.
In meinem letzten Beitrag bin ich – bei meinem Beispiel aus der Praxis – schon auf das Thema Kosten eingegangen. Tatsächlich ist der Einfluss von Kosten in vermögensbildenden Produkten nicht hoch genug einzuordnen. Leider ist es als Laie – teilweise selbst als Profi – nicht einfach, die in den verschiedenen Produkten enthaltenen Kosten zu identifizieren und einzuschätzen.
Die meisten Marktteilnehmer geben sich größte Mühe, die Kosten zu verschleiern und so zu verpacken, dass die Produkte untereinander nur schwierig zu vergleichen sind. Mittlerweile gibt es zwar gewisse Mindestanforderungen bezüglich der Kostentransparenz seitens des Gesetzgebers, diese gehen meiner Meinung nach jedoch nicht weit genug. Darüber hinaus, erweisen sich die Produktgeber als äußerst kreativ, was die Verschleierung der Kosten betrifft.
Versuchen wir das Thema Kosten wieder an realistischen Beispielen zu erörtern.
Viele Ärzte haben kapitalbildende Versicherungen abgeschlossen. Entweder klassischer Natur, als kapitalbildende Lebens- oder Rentenversicherungen oder als fondsgebundene Varianten. Teilwiese dienen diese Konstrukte der Altersvorsorge, teilweise wurden sie als endfälliger Tilgungsersatz für Praxisfinanzierungen gewählt. Was auch immer der Auslöser war, die produktimplizierten Probleme sind die gleichen und haben ähnliche Auswirkungen – die Ergebnisse stehen weit hinter den Erwartungen und lassen ein trauriges Ende erwarten. Entweder in der Form, dass eine große Lücke in der Finanzierung bleibt oder das Geld für den wohlverdienten Ruhestand fehlt.
Schaut man nach einigen Jahren auf die jährlichen Auswertungen, entstehen häufig die ersten Zweifel über die in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen. Es ist wesentlich weniger Kapital erwirtschaftet worden als geplant.
Woran liegt das?
Prognosen werden geschönt und Kosten verschwiegen oder nicht korrekt berücksichtigt. Aber welche Kosten stecken denn tatsächlich in Versicherungsverträgen? Schauen wir uns ein Beispiel an. Vor kurzem habe ich mir einen Vertrag eines Arztes angeschaut, der mit der Bitte der Überprüfung seiner Verträge auf mich zukam.
Der Vertrag hatte folgende Rahmendaten:
Produkt: Fondsgebundene Lebens-/Rentenversicherung
Ziel: Altersvorsorge
Vertragslaufzeit: 30 Jahre
Monatsbeitrag: 500,- €
Angenommene Wertentwicklung: 6%
Nehmen wir den Jahresbeitrag von 6.000,-€ und rechnen diesen mit einer Wertentwicklung von 6% p.a. auf 30 Jahre, so erhalten wir einen Endwert von 489.628 €. Bei dieser Berechnung wurden keine Kosten berücksichtigt.
Die Kalkulation des Versicherers sieht wie folgt aus:
Wie wir sehen, eine durch Kosten verursachte Differenz von ca. 180.000 €.
Welche Kosten verursachen also die enorme Differenz? Darüber gibt seit einigen Jahren das Produktinformationsblatt Auskunft – zumindest teilweise.
Sehr viel Zahlen für einen Laien.
Die Profis unterteilen die Kosten folgendermaßen:
1. Auf Versicherungsebene:
Alpha Kosten = Abschlusskosten für den Vertrieb/Verkäufer
Beta Kosten = auf die Sparrate bezogene Verwaltungskosten
Gamma Kosten = Kosten auf das gebildete Kapital
Stückkosten = Fixkosten
2. Auf Fondsebene:
TER / Gesamtkostenquote = Gebühren für das Fondsmanagement und Depot
Leider ist der Terminus „Gesamtkostenquote“ etwas missverständlich, denn die Quote enthält leider nicht alle anfallenden Kosten.
Zusätzlich entstehen folgende Kosten, mit denen der Anleger auf Fondsebene belastet wird:
Transaktionskosten = Kosten für den Handel mit Wertpapieren
Market Impact Kosten = Durch die Größe der Transaktionen bei Investmentfonds wird der Markt beeinflusst, was zu unvorteilhaften Kaufpreisen führt
Ggf. Erfolgsabhängige Gebühren = Manche Fonds erheben Gebühren in Form einer Gewinnbeteiligung.
Die Fonds weisen darauf auch ausdrücklich hin (letzter Absatz):
Leider sind es häufig genau diese Kosten, die dazu führen, dass die avisierten Ziele nicht erreicht werden.
Alles in Allem kann man sehen, dass diese Form des investieren oder sparen eine sehr kostspielige Angelegenheit darstellt. Die Rendite, die man für die eingegangenen Marktrisiken erhält, steht schlichtweg in keinem Verhältnis.
Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, diese Verträge wesentlich kostengünstiger und somit ertragreicher darzustellen, was ich Ihnen an der folgenden Analyse zeigen möchte.
Ich habe für diesen Vergleich den mir vorliegenden Provisionstarif der Allianz und einen Nettotarif (Honorartarif) der Condor gewählt. Dies ist rein exemplarisch und stellt weder eine Verunglimpfung noch eine Empfehlung dar.
Grundsätzlich ist es mir sehr wichtig zu betonen, dass die Kosten nicht das einzige Maß für die Qualität eines Vertrages sind – sie sind jedoch ein sehr wichtiger Faktor, wie Sie in dem folgenden Vergleich feststellen werden.
An dieser Berechnung können Sie sehr deutlich feststellen, welchen Einfluss die Kosten haben. In diesem Fall beträgt der Unterschied zum Vertragsende ca. 160.000 €.
Wie auch immer die persönlichen Präferenzen sind – schickes Auto oder früher Ruhestand – die Unterschiede sind enorm und können einen sehr großen – positiven – Einfluss auf die private Finanz- und Vermögensplanung haben.
Auf einem anderen Blatt Papier steht, ob Versicherungslösungen überhaupt den richtigen Weg darstellen um seine Ziele zu erreichen. Das ist jedoch eine Frage, die man nur individuell beantworten kann.
Einige interessante Ansätze werde ich Ihnen in meinen nächsten Beiträgen liefern.
Ihr Christian Rump