Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Eine kapitalbildende Lebensversicherung ist im Vergleich zu anderen Modellen oft eine teure Angelegenheit. Ein Neuabschluss will heute gut überlegt sein. Denn während der Garantiezins in den 1990er Jahren zeitweise bei vier Prozent lag, sank er bis 2022 auf magere 0,25 Prozent. Immerhin: Nach der jahrelangen Talfahrt winkt eine kleine Erholung. So schlägt die Deutsche Aktuarvereinigung vor, den Höchstrechnungszins ab 2025 wieder auf ein Prozent anzuheben. Der daraus folgende Garantiezins ist zum Glück die Untergrenze. Dank der in diesem Jahr gestiegenen Überschussbeteiligung liegt die Verzinsung bei 42 Versicherern bei mindestens zwei Prozent. Acht Gesellschaften bleiben aber darunter, wie eine Analyse von MORGEN & MORGEN zeigt.

Doch auch zwei Prozent sind von der Inflation rasch wieder aufgefressen. Zwar sinkt die Inflationsrate, doch im Februar 2024 lag sie immer noch bei 2,5 Prozent – beinahe gleichauf mit dem Garantiezins von 2004 (2,75 %). Ein weiterer Wermutstropfen: Für neue Policen gilt oft nicht mehr die 100-Prozent-Beitragsgarantie. Doch bei einer 90-Prozent-Garantie winkt ein (kalkulierbares) Minusgeschäft.

Verwaltungs- und Abschlusskosten schmälern den Ertrag von Finanzprodukten

Selbst wer einen Altvertrag mit gutem Garantiezins hat, stellt sich oftmals die Frage, ob dieses Finanzprodukt noch das richtige ist. Denn die damit verbundenen Verwaltungs- und Abschlusskosten schmälern den Ertrag – und das nicht unerheblich. So liegen die Abschlusskosten oft bei drei bis vier Prozent der gesamten Vertragsbeiträge, also gerne im vierstelligen Bereich.

Die Effektivkosten liegen laut der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bei fondsgebundenen Verträgen bei rund zwei Prozent. Die Folgen sind erheblich. So zeigt ein Vergleich der Verbraucherzentrale zwischen einer fondsgebundenen Rentenversicherung (2 % Kosten) und einem Indexfonds (0,3 % Kosten): Bei einer monatlichen Sparrate von 100 Euro liegt der Ertrag bei jeweils fünf Prozent Rendite abzüglich der jeweiligen Kosten nach zehn Jahren bei 1.980 Euro für die fondsgebundene Rentenversicherung gegenüber 3.260 Euro für den Indexfonds. Über 40 Jahre ergibt diese Rechnung den gigantischen Unterschied von 43.960 zu 90.210 Euro. Dieses Verhältnis stimmt nachdenklich.

Auf der anderen Seite haben Verträge, die vor 2005 abgeschlossen wurden, den Vorteil, dass sie steuerfrei ausgezahlt werden – eine Vertragsdauer von mindestens zwölf Jahren und eine Beitragszahlung über mindestens fünf Jahre vorausgesetzt. Auch deshalb sollte ein Vertrag nicht vorschnell gekündigt werden – und weil eine Kündigung meist die schlechteste Option wäre.

Lohnt es sich, eine Lebensversicherung zu kündigen oder zu verkaufen?

Eine Kündigung macht deshalb wenig Sinn, weil der Versicherer alle bis dahin entstandenen Kosten abziehen kann. Zudem kann er eine Kündigungsgebühr verlangen. Der Rückkaufswert liegt fast immer deutlich unter den eingezahlten Beiträgen. Wer schnell Geld braucht, sollte lieber verkaufen als kündigen, so der häufige Rat von Finanzexperten, denn das führt oft zu einer höheren Auszahlung. Den Ankauf übernehmen spezialisierte Anbieter. Bislang zahlten sie sogar anderthalb bis vier Prozent mehr, als der Vertrag wert war. Diese Ankaufsbereitschaft sollte jedoch zu denken geben – deutet sie doch eher auf einen guten Vertrag hin.

Unter Umständen ist auch eine Rückabwicklung des Vertrages möglich. Bei Verträgen, die zwischen 1994 und 2007 abgeschlossen wurden, kann dies aufgrund einer fehlerhaften Widerrufsbelehrung zutreffen. Der Mehrwert kann hier höher liegen als bei einem Verkauf. Bei erfolgreichem Widerruf werden die eingezahlten Beiträge und die erwirtschafteten Zinsen zurückerstattet. Allerdings erkennen Versicherer den Widerruf oft erst nach einer Klage an – und deren Erfolgschancen sind in den letzten Jahren gesunken.

Eine weitere Möglichkeit bei dringendem Liquiditätsbedarf ist die Beleihung der Lebensversicherung. Das sogenannte Policendarlehen ist ein Kredit, bei dem die Lebensversicherung der Bank als Sicherheit dient. Der Versicherungsschein wird dem Kreditgeber ausgehändigt. Kann das Darlehen nicht zurückgezahlt werden, kann der Kreditgeber die Lebensversicherung verkaufen, um das Darlehen zu tilgen und den Überschuss auszuzahlen. Die Versicherung und die Beiträge laufen während der Laufzeit des Darlehens weiter. Diese Option sollte mit der Variante eines Ratenkredits verglichen werden.

Eine andere Option besteht darin, den Vertrag beitragsfrei zu stellen. Dies birgt jedoch das Risiko, dass bei Wiederaufnahme der Einzahlungen ein neuer, deutlich ungünstigerer Zinssatz festgelegt wird. Es ist daher sinnvoll, sich vorher telefonisch beim Versicherer zu erkundigen, ob der bei Vertragsabschluss garantierte Zinssatz reaktiviert werden kann. 

Begrenzte Steuervorteile bei Kapitallebensversicherungen

Beiträge zu Kapitallebensversicherungen, die vor 2005 abgeschlossen wurden, können im Rahmen der „anderen Versicherungen“ als Vorsorgeaufwendungen steuerlich abgesetzt werden. Das geht in der Regel bis zu einer Höhe von 2.800 Euro pro Jahr. Allerdings wird der Abzug häufig durch bereits ausgeschöpfte Höchstbeträge für andere Versicherungsbeiträge limitiert. Die Riester-Rente kann aber auch als fondsgebundene Rentenversicherung abgeschlossen und in der Steuererklärung geltend gemacht werden. Hier sind Beiträge bis zu einer Höhe von 2.100 Euro pro Jahr steuerlich absetzbar. Besonders viel absetzen lässt sich mit der Rürup-Rente, die in Kombination mit einem Fondssparplan oft höhere Renditechancen bietet – und damit mehr Geld im Alter.         

Lebensversicherer heben Überschussbeteiligungen an

Jedes Jahr untersucht die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur die Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer. Bei der Studie handelt es sich um die umfangreichste Untersuchung zu Lebensversicherungsprodukten und -garantien im deutschen Markt. Auf ihrer Pressekonferenz Ende Februar 2024 konnte Geschäftsführer Dr. Reiner Will positive Nachrichten verkünden: „Das im Vergleich zu früheren Jahren erhöhte Zinsniveau wirkt positiv auf die aktuellen Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer. Trotz der aktuell unsicheren Zinsperspektive sind die Deklarationen für 2024 spürbar gestiegen.“ So heben die meisten Lebensversicherer ihre Überschussbeteiligungen an. Bezieht man alle klassischen Produktarten und Tarifgenerationen aus der Studie mit ein, so ist die laufende Verzinsung 2024 auf 2,77 Prozent (Vorjahr: 2,61 %) gestiegen. „Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr stärker an als im Vorjahr. Aus Kundensicht ist dies eine erfreuliche Entwicklung“, erläuterte Dr. Reiner Will. Dabei gewähren größere Versicherer tendenziell etwas höhere Überschussbeteiligungen, was sich im größengewichteten Durchschnitt von 2,88 Prozent (Vorjahr: 2,73 %) ausdrückt.

© 32 pixels – stock.adobe.com, nadiinko – stock.adobe.com, Peacefully7/iStock, Serhii Brovko/iStock; Quelle: GDV

Autorin: Deborah Weinbuch