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Finanzen

Bis Mitte November legte der US-Aktienindex S&P 500 fast 18 Prozent zu, Europas Aktienmarkt lag, gemessen am Stoxx 600, rund sechs Prozent im Plus und der japanische Nikkei 225 kletterte um 30 Prozent. „Das mag auf den ersten Blick erstaunen“, sagt Franz Kaim von der Kidron Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart. „Allerdings lässt es sich damit erklären, dass an den internationalen Aktienmärkten Technologie, Finanzwerte und Healthcare die wesentliche Rolle spielen.“

Und genau für diese Bereiche stellte das schwierige Umfeld keine Belastung dar. „Die Finanzindustrie profitiert sogar von steigenden Zinsen, die Health-Care-Branche wächst unabhängig von der Konjunktur aufgrund der demografischen Entwicklung und den großen Technologiekonzernen kam unter anderem die Wachstumsphantasie um die Künstliche Intelligenz zugute“, erklärt Kaim.

Das lässt sich der Wertentwicklung von Themen- und Branchen ETFs ablesen. Der Lyxor Stoxx Europe 600 Financial Services ETF kam bis Mitte November auf ein Plus von knapp 16,5 Prozent und die besten Healthcare-ETFs kamen auf Zuwächse zwischen vier bis fünf Prozent. Klar am besten schnitten Technologie-ETFs ab. Der Amundi S&P Global Information Technology ETF zum Beispiel legte 52,4 Prozent zu.

Dabei waren vor allem die Magnificent Seven – wie die Aktien von Apple, Microsoft, Amazon, Google, Nvidia, Tesla, and Meta auch genannt werden – das Maß aller Dinge. Sie sind zusammen für rund 80 Prozent des Kursanstiegs beim S&P 500 verantwortlich und katapultierten den Technologieindex Nasdaq 100 um rund 45 Prozent nach oben, wobei sich die ETFs auf den Nasdaq 100 entsprechend entwickelten.

„Dabei muss man auch bedenken, dass die großen Technologiekonzerne neben der KI-Phantasie in der Lage sind, inflationsbedingt gestiegene Preise an ihre Kunden weiterzugeben, dass sie kaum verschuldet sind und stattdessen über immense Barmittel verfügen, die mit den gestiegenen Zinsen nun auch höher verzinst werden“, erklärt Anton Vetter von der BV & P Vermögen AG in Kempten.

Enttäuschend verlief es auf der Aktienseite aber für Nebenwerte und die Schwellenländer. „Beide gelten als risikoreichere Anlagen und litten zudem unter den gestiegenen Zinsen“, erklärt Kaim. „Und bei Emerging-Market-Aktien kamen noch die wirtschaftlichen Probleme in China dazu.“

Relativ gut entwickelte sich mit einem Plus von über sechs Prozent in diesem Jahr dafür Gold. „Zwar waren die gestiegenen Zinsen nicht gut für das Edelmetall, letztlich hat aber die Funktion als Krisenmetall überwogen“, so Vetter. Das beurteilt Kaim ebenso. „Gold hat in diesem Jahr seinen Zweck erfüllt, wir empfehlen aber dort jetzt Gewinne mitzunehmen, da sich für das kommende Jahr attraktivere Alternativen ergeben.“

Eine solche Alternative bietet derzeit der Anleihemarkt. Zwar führten bei festverzinslichen Wertpapieren die in diesem Jahr gestiegenen Zinsen lange Zeit zu fallenden Kursen. Die Entwicklung der Anleihemärkte fiel deshalb auch verhalten aus. Der Deka Dt. Börse EuroGov Germany UCITS ETF, der Bundesanleihen zwischen einem und zehn Jahren Laufzeit abbildet, kam seit Jahresbeginn auf einen geringen Zuwachs von 1,47 Prozent, auf drei Jahre liegt der ETF noch immer mit fast fünf Prozent pro Jahr im Minus. Der auf Unternehmensanleihen mit guter Bonität ausgerichtete iShares € Corp Bond ESG UCITS ETF legte zwar 3,23 Prozent zu, liegt aber für die vergangenen drei Jahre noch immer mit fast vier Prozent pro Jahr im Minus.

„Dafür bieten Anleihen mit Blick auf 2024 eine Einstiegschance. Der Grund: Wir sehen gerade vermutlich den Höhepunkt im aktuellen Zinszyklus und rechnen eher mit Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte“, erläutert Vetter. Franz Kaim hält hier vor allem Unternehmensanleihen mit guter Bonität, also aus dem sogenannte Investment-Grade-Bereich, sowie europäische Staatsanleihen für interessant. „Unternehmensanleihen bieten derzeit wieder vier Prozent und mit der Aussicht auf rückläufige Zinsen im kommenden Jahr können Anleger auch wieder auf etwas längere Laufzeiten setzen, da diese den größeren Hebel für Kursgewinne bieten“, erläutert er.

Zudem empfehlen die Experten mit Blick auf 2024 weiter in Aktien zu investieren. „Wir empfehlen hier breit gestreut den amerikanischen und den europäischen Aktienmarkt, dagegen sind wir bei den Schwellenländern aktuell noch vorsichtig“, fasst Kaim zusammen. Gleichzeitig warnt Vetter auch vor überzogenen Erwartungen. „Auch wenn das Umfeld für Aktien in 2024 nicht schlecht ist, so könnte es, wenn sich eine Konjunkturabkühlung abzeichnet, doch noch einmal zu starken Kursschwankungen kommen“, warnt er.

Autor: Gerd Hübner