Depot: Warum Marktentwicklung und Erwartungshaltung so selten zusammenpassen
Christian RumpHonorar-Finanzanlageberater Christian Rump unterstützt Ärzte in Fragen der langfristigen Vermögensplanung. Im folgenden Beitrag erklärt er, warum es so schwierig ist, die Marktentwickung vorherzusagen und wie man dennoch auf gute Ergebnisse hinarbeiten kann.
Vor kurzem war ich zu Besuch bei einem neuen Kunden, 90 Tage nach Beginn der Investition – entsprechend meinem Beratungsprozess.Der Kunde hatte zur Mitte des Jahres einen hohen sechsstelligen Betrag investiert, stand hinter meiner Investmentphilosophie und war aus diesem Grund frohen Mutes.
Aufgrund der kurzfristigen Marktentwicklungen kam es jedoch zu diesem Gespräch: „Herr Rump, das lief ja nicht so gut bisher.“ „Tastsächlich, ich hätte mir auch ein besseres Ergebnis gewünscht. Aber leider habe ich noch eine schlechte Nachricht. Ich habe keine Ahnung wie es weiter geht und wo Ihr Depot in den nächsten Jahren stehen wird.“ Die Augen meines Kunden wurden groß.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Es ist mir sehr wichtig, auf die Gefühle – Ängste und Sorgen – meiner Kunden einzugehen. An dieser Stelle wollte ich aber bewusst ein Zeichen setzen. Die erleichternde Nachricht konnte ich nachschieben: Keiner weiß, wo das Depot in Zukunft stehen wird.
Nicht in jeder Phase positive Renditen möglich
Was wir aber kennen, sind die Ziele meines Kunden. Zudem kennen wir den mittelfristigen Liquiditätsbedarf, welcher zu jeder Zeit sichergestellt ist. Was wir auch wissen, ist, welche Rendite wir langfristig erwarten können.
Leider ist die Erwartungshaltung der Anleger geprägt von einer Medienlandschaft und Marketingmaschinerie der Finanzindustrie welche uns seit Jahr und Tag suggeriert, dass es konsistent möglich ist, in jeder Marktphase positive Renditen zu erzielen.
Was dieses Getöse leider immer wieder verschweigt, ist die Tatsache, woher die Renditen stammen. Kein Manager oder Vermögensverwalter ist verantwortlich für erzielte Renditen, sondern, ausschließlich der Markt. Die Manager und Verwalter sind lediglich dafür verantwortlich, in welchem Umfang sie an den Ergebnissen der Märkte partizipieren.
Seit vielen Jahren beweist SPIVA, welchen Erfolg aktive Manager bei ihren Versuchen ihren Vergleichsmarkt zu schlagen, erzielen:
Wie man sieht, ist die Anzahl derer, die es über einen langfristigen Zeitraum von 15 Jahren schaffen, den Markt zu schlagen, erschreckend gering. Trotzdem neigen Anleger immer wieder dazu, Ihre getätigten Investitionen mit den Ergebnissen anderer Investmentmanager aus der Vergangenheit zu vergleichen.
Selbstverständlich findet man so immer andere Manager, die besser abgeschnitten haben. Vor allem, wenn man wie mein Kunde ein Portfolio besitzt, welches darauf ausgerichtet ist, die Marktrendite abzuschöpfen. Schon rein mathematisch gesehen ist es notwendig, dass es Marktteilnehmer gibt, die besser abgeschnitten haben, denn der Markt bildet schließlich den Durchschnitt aller am Markt tätigen Investoren ab. Wie groß der Anteil derer ist, die besser abschneiden, können Sie an der oben angeführten Studie ablesen.
Es erscheint alles andere als smart, seine Zeit damit zu verbringen, zu versuchen, die zukünftigen Gewinner an den Märkten zu suchen. Es ist vielmehr smart, zu verstehen, dass die Kapitalmärkte langfristig orientierte Investoren mit einer auskömmlichen Rendite belohnen und diese Rendite mit einem, an den Zielen und Bedürfnissen des Einzelnen, ausgerichteten und gestalteten Portfolio abzuschöpfen.
Niemand kann die Marktentwicklung vorhersagen. Kapitalmärkte unterliegen Schwankungen bzw. Risiken. Wäre dies nicht so, könnten wir nicht die entsprechenden Renditen erwarten.
Wie Sie in meinem letzten Beitrag gesehen haben, schaffen es selbst die renommiertesten Vermögensverwalter nur schwerlich ein Marktportfolio zu schlagen. Mit Garantie wird es der ein oder andere in Zukunft – über einen bestimmten Zeitraum – schaffen. In welchem Zeitraum? Who knows? Was zwingend notwendig ist – alle benötigen die Renditen, die der Markt uns gibt – ohne diese funktioniert es nicht.
Gönnen Sie sich eine entspannte Anlageerfahrung
Am Ende des Gesprächs war mein Kunde froh, dass ich ihn daran erinnert habe, dass er sich dem Stress, immer dem nächsten Outperformer nachzujagen, nicht mehr auszusetzen braucht – das führt zu einer entspannten Anlageerfahrung – und auskömmlichen Renditen, die zudem noch besser sind als die von über 90 % der Marktteilnehmer.
Nur als Beispiel: Hätten Sie vor 20 Jahren in ein marktorientiertes Portfolio mit einem 60%igen Aktienanteil und einer konsequenten Buy-and-Hold-Strategie investiert, hätten Sie im Schnitt 6 % p.a. erzielt. (inkl Dotcom Blase, Finanzkrise, Eurokrise etc.) Gab es in diesem Zeitraum bessere Portfolios? Ja. Gab es schlechtere? Unzählbare.
Lassen Sie sich auf die Funktionalität der Märkte ein, akzeptieren die Schwankungen und blenden den Lärm der Finanzindustrie aus, werden sie jedoch eine viel entspanntere Anlageerfahrung erfahren.