Hepatitis: Vor Rheuma-Therapie auf Hepatitis testen
Sabrina KempeEine immunmodulierende Therapie von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen kann die Immunabwehr gegen Hepatitis-Viren schwächen. Deshalb sind sowohl ein Screening von Rheuma-Patienten auf Hepatitis-Viren als auch die Behandlung der Infektion und entsprechende Verlaufskontrollen essenziell.
Die meisten Hepatitis-B- und -C-Erkrankungen würden über viele Jahre unbemerkt bleiben, weil das Immunsystem die Viren unter Kontrolle habe, erklärt PD Dr. Rebecca Hasseli-Fräbel, Münster, in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie. Dies könne sich allerdings ändern, wenn die Betroffenen mit Medikamenten behandelt werden müssen, die das Immunsystem beeinflussen.
Biologika wecken „schlafende Hepatitis-Infektion“
Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen werden vermehrt immunmodulierende Basismedikamente wie Biologika eingesetzt, um einer Gelenkzerstörung vorzubeugen beziehungsweise diese zu verzögern und so die Funktionsfähigkeit der Gelenke zu erhalten. Biologika sind biotechnologisch hergestellte Proteine, die aus lebenden Zellkulturen gewonnen werden. Sie fangen gezielt Entzündungsmoleküle des Immunsystems ab, schalten diese aus oder hemmen sie über die Besetzung ihrer Bindungsstellen.
Da diese Entzündungsmoleküle aber auch eine Rolle bei der Abwehr gegen Hepatitis-Viren spielen, ist der Körper während einer Biologika-Therapie anfälliger für eine Infektion. Zudem kann eine Reaktivierung oder Verschlechterung einer chronischen Hepatitis-B- oder -C-Infektion auftreten. „Im schlimmsten Fall kann es zu einem plötzlichen, lebensgefährlichen Aufflammen der Leberentzündung kommen“, warnt Hasseli-Fräbel.
Test auf Hepatitis-Viren bewahrt vor Leberkrise
In der S3-Leitlinie „Management der frühen rheumatoiden Arthritis“ (Stand 18. Dezember 2019) wird deshalb empfohlen, vor einer immunsuppressiven Therapie den Impfstatus gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu aktualisieren und auch während der Therapie auf einen ausreichenden Impfschutz zu achten. Zudem wird unter anderem ein Screening auf Hepatitis B gefordert. Auch Hasseli-Fräbel mahnt: „Es ist wichtig, dass alle Rheuma-Patienten vor einer Behandlung mit bestimmten Rheuma-Medikamenten auf Hepatitis-Viren getestet werden.“
Hepatitis: Vorbeugung und Therapie
„Eine Hepatitis C kann meistens durch Medikamente geheilt werden“, so Hasseli-Fräbel. Bei der Hepatitis B gelinge es oft, die Vermehrung der Viren so stark zu unterdrücken, dass die Therapie der entzündlich-rheumatischen Erkrankung sicher durchgeführt werden kann. Falls eine Hepatitis-Infektion oder eine Reaktivierung unter einer Rheuma-Therapie auftrete, sollte das weitere Vorgehen interdisziplinär mit Kollegen aus der Hepatologie und Infektiologie besprochen werden, rät sie. Vor einer Hepatitis-B-Infektion kann eine Impfung schützen, wenn bislang keine Infektion vorlag. Gegen Hepatitis-C-Viren existiert bislang keine Impfung.
Hepatitis-Impfung bei Rheuma
Die STIKO empfiehlt eine Hepatitis-B-Impfung unter anderem Personen, bei denen eine Immunsuppression geplant ist – wie bei Rheuma-Patienten vor einer immunmodulierenden Therapie – und auch bei einer vorbestehenden Hepatitis-C-Erkrankung, bei der ein schwerer Hepatitis-B-Verlauf zu erwarten ist.
u. a. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie