Fraunhofer will 2024 einen Arztbriefgenerator auf den Markt bringen
Marzena SickingJährlich werden rund 150 Millionen Arztbriefe in Deutschland verfasst. Um medizinischem Personal wertvolle Zeit zu sparen, arbeiten Wissenschaftler:innen am Fraunhofer IAIS an einem innovativen „Arztbriefgenerator“.
Gesundheitsdaten zählen derzeit zu den am stärksten wachsenden Datenmengen. Gleichzeitig kämpfen Kliniken und Praxen mit Personalmangel, Kostendruck und einem “Information-Overload”: “Im schlimmsten Fall gehen wichtige Informationen verloren, was die Behandlung erschwert, teure Doppeluntersuchungen oder unvollständige Abrechnungen nach sich ziehen kann”, erklärt Dario Antweiler, Teamleiter Healthcare Analytics am Fraunhofer IAIS.
Bis Ende 2024 soll der Arztbriefgenerator auf den Markt kommen
Um Lösungen für diese Probleme in Krankenhäuser und fachärztliche Praxen zu bringen, arbeitet das Healthcare-Analytics-Team des Fraunhofer IAIS mit medizinischem Personal zusammen. Aktuell entwickelt es gemeinsam mit mehreren Universitätskliniken, darunter die Universitätsmedizin Essen, verschiedene Möglichkeiten der Informationsextraktion aus Dokumenten. Das nächste Ziel: Bis Ende 2024 soll ein Arztbriefgenerator auf den Markt kommen, der die Erstellung von Entlassbriefen vereinfacht.
Was soll der Arztbriefgenerator können?
Der sogenannte “Arztbriefgenerator” soll Arztbriefe in einem Bruchteil der ansonsten dafür benötigten Zeit erstellen. Die Anwendung basiert auf einer Kombination aus Algorithmen und Künstlicher Intelligenz, die beim sogenannten Natural Language Processing (NLP) eingesetzt wird.
Die KI wertet hierbei alle vorliegenden Dokumente aus und erstellt daraus einen natürlich klingenden Text, der zusätzlich leicht verständliche Erklärungen für die Patientinnen und Patienten enthält. Nach einer Kontrolle und möglichen Ergänzung oder Änderung durch die Medizinerinnen und Mediziner wird der Arztbrief per Knopfdruck erstellt.
Künstliche Intelligenz vereinfacht Prozesse
Weitere Funktionen von Clinical NLP sind ebenfalls in Arbeit: So soll die KI künftig aus den Krankendaten eines Patienten automatisiert einen strukturierten Überblick für Behandler zusammenstellen. Dario Antweiler: »In den meisten Krankenhäusern werden jeden Tag Unmengen an Texten händisch ausgewertet, was sich – in unterschiedlichen Abteilungen oder nach der Entlassung beim Haus- und Facharzt – wiederholt. Diese Prozesse könnten mit unseren Anwendungen flächendeckend automatisiert, schnell, präzise und – in Hinblick auf den Datenschutz – auch sicher umgesetzt werden. Davon würden das Gesundheitswesen und insbesondere das Personal und die Patientinnen und Patienten profitieren.«
Gemeinsam mit seinem Team hat Antweiler ein Whitepaper verfasst, in dem aktuelle Entwicklungen und Möglichkeiten dokumentenbasierter Prozesse im medizinischen Bereich aufgezeigt werden, das Dokument kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Weitere Chancen durch den Einsatz von Large Language Models
Im Paper widmen sich die Expertinnen und Experten auch Large Language Models (LLM), die in den vergangenen Monaten eine rasante Entwicklung vollzogen haben und dadurch verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind. Das derzeit vermutlich bekannteste Beispiel eines LLM ist ChatGPT, ein Chatbot, der natürlich klingende Texte erstellt. »In naher Zukunft werden diese Modelle in der Lage sein, multimodal zu arbeiten, also auch Bilder oder tabellarische Daten, und nicht nur wie bisher Texte und gesprochene Sprache zu verarbeiten«, prognostiziert Antweiler.
Quelle: Frauenhofer