Deutsche haben mehr Angst um Wohlstand als um Gesundheit
A&W RedaktionDie Corona-Krise hat bei vielen Menschen Unsicherheit ausgelöst. Allerdings steht dabei gar nicht die Sorge um die eigene Gesundheit im Vordergrund. Eine Umfrage zeigt, was die Deutschen am meisten umtreibt.
In Deutschland ist die Sorge vor Wohlstandsverlust deutlich größer als vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Das ist eines der aktuellen Ergebnisse der Langzeitstudie «Die Ängste der Deutschen», die im Auftrag der R+V-Versicherung erstellt wird. Seit fast 30 Jahren befragt das Infocenter der R+V Versicherung dafür die Bundesbürger nach ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit.
Gelassen durch Pandemie
Danach fürchtet rund die Hälfte der Bundesbürger eine wirtschaftliche Talfahrt durch die Pandemie (48 Prozent). Angst vor einer schweren Erkrankung hat dagegen nur rund ein Drittel (32 Prozent). «Nach unseren Erkenntnissen haben die Menschen deutlich mehr Angst davor, dass das Virus ihren Wohlstand bedroht als ihre Gesundheit», sagte Brigitte Römstedt, Leiterin der Studie. Tatsächlich ist die Angst, schwer zu erkranken, während der Pandemie offenbar gesunken: Im vergangen Jahr fürchteten sich noch 35 Prozent davor. Die Gelassenheit zeigt sich auch bei einer weiteren Sonderfrage zu Corona: Nicht mehr als 42 Prozent der Befragten befürchten, dass es durch die Globalisierung in Zukunft häufiger zu Pandemien kommen könnte. Angesichts der rasanten weltweiten Ausbreitung des Corona-Virus ein durchaus überraschendes Ergebnis.
Corona-Krise forciert die wirtschaftlichen Sorgen
Einen massiven Einfluss hat die Corona-Krise auf die wirtschaftlichen Ängste. Erstmals seit sechs Jahren ist die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten wieder unter den sieben größten Ängsten. Nach einem Anstieg um acht Prozentpunkte klettert sie von Platz zehn auf Platz zwei und liegt bei 51 Prozent. Andere Wirtschafts- und Finanzängste kommen hinzu. So befürchtet fast jeder zweite Befragte, dass die deutschen Steuerzahler für überschuldete EU-Staaten zur Kasse gebeten werden (49 Prozent, Platz drei; Vorjahr: 44 Prozent, Platz acht). In die Höhe geschossen ist vor allem die Angst vor einem Konjunktureinbruch: Belegte sie im vergangenen Jahr mit 35 Prozent noch Platz 14, springt sie jetzt nach einem Anstieg um 13 Prozentpunkte an die vierte Stelle der größten Sorgen.
Die Befürchtung, dass eine zweite Corona-Infektionswelle einen weiteren, noch tieferen Wirtschaftseinbruch bringen könnte, trägt zur weit verbreiteten Unsicherheit über die Zukunft der Wirtschaft bei. So war das Thema Arbeitslosigkeit in den zurückliegenden Jahren des Wachstums eine der geringsten Sorgen. Doch 2020 fürchten weit mehr Befragte als 2019, dass die Arbeitslosenzahlen in Deutschland steigen (40 Prozent, plus zwölf Prozentpunkte). Angst, den eigenen Job zu verlieren, hat allerdings nur jeder vierte Berufstätige.
Vor Trump haben die Deutschen wirklich Angst
Die meiste Angst jagt aber US-Präsident Donald Trump den Bundesbürgern ein. Mehr als die Hälfte der 2400 Befragten (53 Prozent) stuft seine Politik als derzeit größtes Problem ein – zum zweiten Mal nach 2018.
Für die Studie werden seit 1992 jedes Jahr rund 2400 Deutsche ab 14 Jahren persönlich befragt.