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Praxiswissen für MFA

„Ihre Renteninformation“, so beginnt der Brief der Deutschen Rentenversicherung, der bei den meisten regelmäßig im Briefkasten landet. Zumindest wenn man den 27. Geburtstag gefeiert und fünf Jahre Beitragszeit erworben hat. Aber nur die wenigsten werden richtig schlau aus dieser Information und den prognostizierten Zahlen für Erwerbminderung, Regelaltersrente und möglicher Rentenanpassung. „Die jährlichen Renteninformationen bieten zwar eine grobe Orientierung, berücksichtigen jedoch nur im Ansatz das Thema Inflation und nicht ansatzweise die individuellen Versorgungslücken“, erklärt Timo Veeneman, Finanzanlagen- und Versicherungsfachmann vom Vermögensverwalter Spiekermann & CO AG aus Osnabrück.

Hoffentlich ist die gesetzliche Rentenversicherung bei den meisten nicht die einzige Form der finanziellen Planung für einen angenehmen Lebensabend. Dass Handlungsbedarf besteht, ergab auch der im Januar erschienene Altersbericht der Bundesregierung: Danach waren im Jahr 2022 unglaubliche 18 Prozent der über 65-jährigen in Deutschland armutsgefährdet. Die Preissteigerungen der letzten Jahre dürfte die Lage noch verschlimmert haben. Wer seinen Lebensstandard ohne Abstriche nach dem Berufsleben aufrechterhalten will, sollte dringend etwas machen – zum Beispiel sich einen digitalen Überblick verschaffen auf dem Portal www.rentenuebersicht.de der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Onlinerentenübersicht nutzen

„Idealerweise beruht eine solide Absicherung für den Ruhestand auf drei Säulen“, sagt Markus Richert, Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln:

„Neben der gesetzlichen Rentenversicherung gehört bei vielen eine betriebliche und nicht zuletzt die private Vorsorge zu den Pfeilern einer soliden Finanzplanung.“ Um hier den Überblick zu behalten, lohnt es sich auf www.rentenuebersicht.de zu klicken – quasi die digitale 2.0 Version der Renteninformation.

Die Anmeldung funktioniert über die Steuer-ID und die Online-Ausweisfunktion des Deutschen Personalausweises, was auch für Dokumente der Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union (EU) sowie Angehörige des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) klappen soll. Ist das geschafft, kann hier nicht nur der aktuelle Stand der gesetzlichen Rentenversicherung, sondern auch vieler betrieblicher und privater Anbieter abgefragt werden. „Das digitale Portal schafft Transparenz, indem es Informationen aus unterschiedlichen Vorsorgesystemen an einem Ort bündelt“, lobt Spiekermann-Finanzexperte Timo Veeneman. „Es erleichtert die Übersicht über die gesamte Vorsorgesituation und hilft gegebenenfalls dabei, Versorgungslücken frühzeitig einfacher zu verdeutlichen.“

Hilfreich, aber nicht ausreichend!

Natürlich kann auch das digitale Portal der Deutschen Rentenversicherung nicht die Zukunft vorhersagen. Wie sich zum Beispiel das individuelle Einkommen und damit die Beitragszahlungen, Inflation oder Rentenpolitik entwickeln. „Zudem werden im privaten Vorsorgebereich hauptsächlich Versicherungen und nicht der ebenfalls wichtige Aufbau von anderen Vermögenswerten erfasst, das reicht vom klassischen selbstbewohnten Eigenheim bis zu gut angelegten Ersparnissen als finanzielle Reserve“, gibt auch Markus Richert von Portfolio Concept zu bedenken. Er empfiehlt, die digitale Rentenübersicht als Ausgangspunkt für eine umfassende Finanzplanung zu nutzen, die regelmäßig angepasst wird. Das bieten viele Versicherungen und Banken auf den ersten Blick sogar kostenlos an. Aber da sollten sich Kunden immer über die Interessenlage bewusst sein. Letztlich wird hier über Gebühren und Provisionen oder den Kauf konzerneigener Produkte indirekt bezahlt.

Langfristig erfolgsversprechender kann eine unabhängige Beratung sein, allerdings gibt es die nicht umsonst. Eine solide Finanzplanung gegen ein transparentes Honorar wird im ersten Moment mehr kosten. Dafür sollten aber am Ende nicht die für den Berater oder Anbieter lukrativsten, sondern die für den Kunden unter dem Strich besten Finanzlösungen gefunden werden. Auf Dauer ist das für den im Idealfall über Jahrzehnte laufenden Prozess eines Altersvorsorgeaufbaus oft die deutlich rentablere Lösung, um Lücken zu schließen, die ein Blick in die digitale Rentenübersicht offenbaren kann.

Digitale Rentenübersicht – so klappt es:

1. Personalausweis mit PIN
Um sich bei www.rentenuebersicht.de anzumelden, brauchen Sie einen Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion. Die sollte bei allen seit Mitte 2017 ausgegebenen Dokumenten grundsätzlich aktiviert sein. Sie haben dafür irgendwann auch mal einen Brief mit PIN bekommen. Sollte der verloren gegangen sein, hilft das zuständige Einwohnermeldeamt weiter. Informationen zur sogenannten „eID“ und der Freischaltung finden Sie hier: Personalausweisportal - Online-Ausweisen mit Ausweiskarte

2. Steuer-ID und Handy bereithalten
Für das Ausweisen mit dem digitalen Personalausweis gibt es spezielle Lesegeräte für den PC, aber es funktioniert genauso per NFC-Funktion, die zum Beispiel auch beim Bezahlen mit dem Smartphone genutzt wird. Zum Anmelden auf dem digitalen Rentenportal dann einfach die AusweisApp (AusweisApp: Software zur Nutzung der Online-Ausweisfunktion) auf dem Smartphone installieren, Personalausweis mit freigeschalteter sechsstelliger PIN und die Steueridentifikationsnummer bereithalten.

3. Anbieter einbinden
Ist die Anmeldung geschafft, können Sie nicht nur den aktuellen Stand der gesetzlichen Altersvorsorgeansprüche abfragen, sondern auch den einer ganzen Reihe privater Anbieter miteinbinden. Eine Anfrage soll innerhalb von 5 Tagen bereits beantwortet sein und liefert dann einen Überblick von den garantiert erreichten bis zu den prognostiziert erreichbaren Ansprüchen.

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