Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisführung

Nach mehreren Preisrückgängen im vergangenen Jahr geht die Tendenz wieder in die andere Richtung. In Q2/2024 liegt der Preisindex des Onlineshops „Praxisdienst.de“ (Erläuterung zum Preisindex s. Kasten unten) bei 101,42 Punkten und damit 0,95 Punkte über dem Wert des Vorquartals.

Die Preissteigerung macht sich in fast allen Produktkategorien bemerkbar: Sowohl zum Beispiel bei Schutzkleidung als auch bei Wund- und Verbandmaterial, Desinfektionszubehör oder Hygieneartikel. Laborbedarf hat sich am stärksten verteuert, lediglich bei sonstigem OP-Bedarf verzeichnet der Preisindex einen leichten Rückgang.

Das sind die Gründe für die Preissteigerung beim Praxisbedarf

Für Praxisdienst-Preismanager Christian Nieder hat diese Entwicklung mehrere Gründe. „Wir sehen als wesentliche Ursachen die stark gestiegenen Transportkosten in der Beschaffung, den innereuropäischen Verkehr sowohl für Eingangs- als auch für Ausgangsfrachten sowie die Auswirkungen von Lohnsteigerungen und Kostensteigerungen in nahezu allen Bereichen.“ 

So würde allein die Seefracht von Asien nach Europa aktuell das Siebenfache im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten kosten, betont Nieder. Gleichzeitig kommt die aktuelle Preisentwicklung im Vergleich zu anderen Branchen mit deutlicher Verzögerung.

„Offenbar hat der Handel die enormen Preissteigerungen bisher nur begrenzt an die Kunden weitergegeben. Dieses Bild ergibt sich bei einem Vergleich der moderaten Kostensteigerungen bei medizinischem Verbrauchsmaterial im Vergleich zu anderen Wirtschaftsgütern“, konstatiert der Preismanager.    

So sieht die Preisindex-Prognose für das dritte Quartal aus

Eine Trendwende erscheint damit unwahrscheinlich. „Wir sehen aktuell keinerlei Tendenz zu rückläufigen Produktions- und Transportkosten. Vielmehr erreicht immer mehr zu hohen Kosten produzierte und transportierte Ware die Lager der medizinischen Handelsunternehmen, was zwangsläufig zu Preissteigerungen führen wird.“

Mit Blick auf das bevorstehende dritte Quartal geht Nieder daher weiter von steigenden Preisen aus, was in seinen Augen auch weiter steigenden Betriebskosten geschuldet ist. 

Praxisinhaberinnen und -inhaber sollten in den nächsten Wochen entsprechend mit höheren Ausgaben bei Verbrauchsmaterial kalkulieren und auf Mengenrabatte setzen – hier bietet sich auch bei teureren Marktgegebenheiten Sparpotenzial für die eigene Praxis.    

Die Einzelkategorien im 3. Quartal 2024

  • Desinfektion: 100,31 Pkt. (+1,54 Pkt.)

  • Infusion & Injektion: 104,74 Pkt. (+1,56 Pkt.)

  • Laborbedarf: 103,42 Pkt. (+1,80 Pkt.)

  • OP-Bedarf (Einmalinstrumente und Sets): 103,84 Pkt. (+0,76 Pkt.)

  • OP-Bedarf (Sonstiges): 101,54 Pkt. (-0,18 Pkt.)

  • Schutzkleidung: 94,98 Pkt. (+0,75 Pkt.)

  • Wund- und Verbandstoffe: 102,38 Pkt. (+1,21 Pkt.)

So funktioniert der Praxisdienst-Preisindex für Praxisbedarf

Der Onlineshop Praxisdienst beobachtet permanent die Änderung der Marktpreise und passt seine Verkaufspreise daran an. Da niedergelassene Ärzte die Ausgaben für Verbrauchsmaterial selbst tragen müssen, ist die systematische Erfassung und Darstellung dieser Kostenposition nützlich für eine effiziente Praxisplanung.

Der Preisindex bildet quartalsweise die durchschnittlichen Verkaufspreise im Praxisdienst-Onlineshop ab. Er setzt sich aus acht gleichgewichteten Produktkategorien zusammen. Darin erfasst sind jeweils die 25 meistverkauften Artikel. Basis, um die Entwicklung im Zeitverlauf bestimmen zu können, ist das erste Quartal 2021 mit einem Ausgangswert von 100 Punkten.

In jeder Kategorie werden die beiden Artikel mit den stärksten Abweichungen zum letzten Quartal – positiv wie negativ – nicht zur Berechnung herangezogen. Damit möchte Praxisdienst ausschließen, dass extreme Preisveränderungen bei Einzelartikeln, zum Beispiel aufgrund von Lieferproblemen eines Herstellers oder stark erhöhter Nachfrage, den Index verzerren.